Provokationskunst à la Leo Greller



Kakophonie, Schwafophobie ... aus dem Tagebuch eines genervten
Liedermachers der 'Hamburger Schule' deutschsprachiger Popmusik:
Über nervige Radiofritzen, naive Träumereien über den 'idealen Gig', Medienkritik über
den Norddeutschen Dudelfunk und vereitelte Outings von Homosexuellen in der Musikbranche.
(die untenstehenden Texte anhören bei Youtube)




NERVTÖTER

Der Radiofritze

aus dem Tagebuch eines genervten Liedermachers der 'Hamburger Schule' deutschsprachiger PopmusikVerdammt, es fällt doch wohl absolut in Ludo´s Aufgabenbereich, mir kaputte Typen vom Hals zu halten. Ich will in Ruhe meine Arbeit machen. Aber er meint wohl, als mein Manager muss er alles, aber auch wirklich alles mitnehmen, was mir so von irgendwelchen Spinnern angeboten wird.

Herr Greller, haben Sie kurz Zeit für mich ? Ihr Manager, Herr Kamberlein, hat mich ermutigt Sie zu fragen, ob Sie in meinem Feature über die `Hamburger Schule´ deutscher Popmusik mitwirken wollen.

Wenn ich an ´nem Lied schreibe, brauche ich Ruhe. Ich schüttele sowas schließlich nicht mal eben einfach so aus dem Ärmel ! Das ist Milimeterarbeit. Da geht es nicht an, dass irgendein Wichtigtuer mich um halb 11 Morgens am Telefon damit zulabert ein Feature über mich machen zu wollen. Über mich als wichtigen Vertreter der `Hamburger Schule´. Zweifelhafte Ehre ...
Der kann von mir aus einen Nachruf auf meine Karriere bringen, sobald ich den Löffel abgegeben habe. Aber vorher lasse man mich bitte noch eine Weile in Ruhe texten. Und dann noch so´n experimentelles Zeug !

Also, Herr Greller: Das würde keinesfalls ein einfaches Interview mit ihnen werden. Das läge unterhalb meines Anspruchs, Authentisches über die deutschsprachigen Hamburger Popmusiker zu berichten. In unserem Fall also über Sie.
In dem Feature würden Personen, die Ihnen unterschiedlich nahe stehen, zu Wort kommen: Ihr Agent ...

Das könnte Ludo so passen !

ehemalige Freundinnen ...

Die sollen sich lieber in Schweigen hüllen !

Klassenkameraden von Ihnen, Leute aus der Hamburger Künstlerszene ... -
Und Natürlich Sie selber, im O-Ton. Ohne, dass ich Ihnen Fragen stelle. Sie könnten erzählen, wonach Ihnen gerade ist, was Sie für wichtig halten.

Das ist ja ´ne tolle Idee ! Aber ich befürchte, daraus wird nichts: Wenn mir heute trotz Deines dummen Rumgequatsches noch was Brauchbares einfallen sollte, kommt das in meinen neuen Song !

Ich würde die einzelnen Beiträge dann so zusammenmixen, dass den Hörern ein individuelles Gesamtbild von Ihnen entsteht.

`Ne schöne Kakophonie würde das werden ! Auf Kosten meines Images, das sehe ich schon kommen. Nee, nee ! Der Typ soll mal lieber weiter studieren gehen, mir besser nicht über den Weg laufen und den Leo in Ruhe seine Arbeit tun lassen. Da kommt bestimmt was Gescheiteres bei raus als bei so ´nem ollen Hörbuch oder Feature. Jede CD von mir ist sowieso wie ein Kapitel aus meinen Memoiren.

Ich geb´ echt lieber der Mopo Interviews als solchen Pseudointellektuellen. Wenn ich denen von der Presse sage, dass sie in einem Artikel über mich Bockmist verzapft haben, dann haben die immerhin die Größe, das auch einzugestehen;
Aber wenn so ´ne hochambitionierte Toncollage misslingt, dann seh´ ich das doch schon kommen, dass sich so ein elitärer Radiospinner am Ende noch damit herausredet, es hätte an mir gelegen und mir die Schuld in die Schuhe schiebt.

Aber die werd´ ich mir nicht anziehen.



LUFTSCHLÖSSER

Der Idealgig

Mannomann, solche Träume, wie den letzte Nacht,  müßte man wirklich öfter haben: `Ein Tag im Leben des Superstars Leo Greller´ - So kam mir der vor. Als Stoff für ein neues Lied wäre so ein Idealbild von `ner Sängerkarriere ja auch nicht schlecht. Das würde allerdings voraussetzen, dass ich alle Einzelheiten noch zusammenbekomme...

Als erstes bin ich mal in ´nem Hotelzimmer aufgewacht. Wo war das nochmal ? Genau - Ganz trendy in Wien, schöne morbide Stadt.
Und natürlich wach´ ich nicht alleine auf: Das Groupie neben mir ist richtige Wienerin. Keine von den Nervensägen, die sich einem über hunderte von Kilometern auf der Tour hintendranheften. Sie bestellt mir noch den Zimmerservice für´s  Frühstück. Dann sagt sie kurz, dass sie schon auf meine nächste CD gespannt ist und verabschiedet sich ganz dezent und ohne Liebesschwüre.

Wie ging´s weiter ? Ich bekomme mein Frühstück an´s Bett und lese im Kulturteil der Morgenzeitung, dass mein Konzert vor zwei Tagen zweifelsohne die Maßstäbe für One-Man-Songabende in Österreich um einiges anheben wird - Überschrift des Artikels: `felix hammonia´, was bemerkenswert ist, denn eigentlich kann ich gar kein Latein.
Jedenfalls ist man in der Wiener Leopoldstadt schon total gespannt auf mein Wiederholungskonzert heute Abend. Dafür jogge ich mich dann am Nachmittag nach einem guten Essen im Schönbrunn-Park fit. Nur zweimal werde ich dabei von netten und ganz und gar nicht hysterischen jungen Wienerinnen erkannt und um ein Autogramm gebeten. Naja, und eine Telefonnummer wird mir augenzwinkernd zugesteckt.
Ich wundere mich noch im Nachhinein etwas, dass mir die Unaufgeregtheit der Leute im Traum so gefallen hat. Also, in echt hab ich das ja eigentlich ganz gerne, wenn die Mädels ´n bisschen wuschig werden und ausflippen. Könnte ruhig öfter der Fall sein ! Naja, war halt nur ein Traum.

Am Abend dann das Konzert. Ausverkauft und mitgeschnitten für´s Fernsehen. Ich trete pünktlich auf, habe es nicht nötig, die Leute durch Hinauszögern heiss auf mich werden zu lassen. Vorgruppe ist auch nicht, technische Schwierigkeiten - keine Spur. Ein paar jüngere Mädchen weinen, na also !
Die Zugaben dauern länger als meine Show. Die Leute wünschen sich nicht meine alten Kamellen, sondern fast nur Sachen von der neuen CD.

Nach über drei Stunden verabschiedet Leo Greller sein Publikum in den Teil der Nacht, den er ihm noch übriggelassen hat. Ein paar Roadies schleppen mich noch in eine Wiener `In´-Bar, in die sie ohne Begleitung eines Promis normalerweise nicht reinkommen - Auch nicht gerade realistisch, der Traum. Nach einem guten Konzert falle ich normalerweise halbtot in´s  Bett. Aber, was soll´s ?

Diese Nacht bleibe ich alleine. Nicht, weil sich nicht´s ergeben hätte, sondern weil ich am nächsten Tag, meinem letzten in der Stadt, noch was vorhabe: Ich besuche eine Freundin aus früheren Tagen, die mich einmal sehr inspiriert hat. Sie wohnt seit einiger Zeit in Wien und empfängt mich mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in ´ner großen schönen Altbauwohnung.
Meine ehemalige Muse sieht prima aus, ihr Mann freut sich mit ihr über meinen Besuch und auch die 3 Kinder sind happy. Die älteste ist 12. Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, sie sieht mir ziemlich ähnlich. Dem Typ fällt das offenbar nicht auf und überhaupt scheint die Parallelwelt meines Traums in einem glücklichen Universum beheimatet zu sein, das von Vaterschaftstest nichts zu ahnen scheint.




MEDIENKRITIK

Norddeutscher Dudelfunk

... Ihr hörtet gerade die Hamburger Nachwuchshoffnung DJ Pumpbeat mit `Pulse Injection´. Starke Scheibe !
Schon ein bißchen länger im Geschäft, nicht ganz so bombastisch erfolgreich, ist mein nächster Studiogast hier bei Hype FM. Die eine oder der andere kennt ihn vielleicht sogar schon - Er kommt aus St. Pauli und hat uns seine neue CD `Halblang, Kleines !´ mitgebracht ...

Stop ! Halt ! So läuft das nicht. Ich will das nicht ! Alles wieder zurück auf Start !
O.K., zugegeben: Meine neue CD könnte sicher besser laufen. Den deutschen Musikmarkt wird sie wohl doch nicht völlig verwüsten, wie ich das erwartet hatte. Ich müsste Ludo eigentlich sagen, er soll als mein Manager das PR-Pedal noch mehr durchtreten. Das will ich aber nicht: Verdammt - Die Leute sollen “Halblang, Kleines !” von sich aus kaufen, aus Neugierde. Oder sie sollen es bleiben lassen.

Ich bin 36 - Ich hab´ einfach keine Lust mehr, in irgendwelchen miefigen Radiosendungen vor Hörern mein Leben runterzubeten. Nur weil sie mich noch nicht kennen, noch nie was von mir gehört haben. Die können mich mal !

...Ihr wisst immer noch nicht, wer heute bei mir im Studio sitzt ? Ich gebe Euch einen Tip: Er hat was mit der legendären `Hamburger Schule´ zu tun. Wird da sogar manchmal als heimlicher Klassensprecher bezeichnet. Na, dämmert´s langsam ?

Und dann kann es noch passieren, dass mich so´n grenzdebiler Dudelfunk-Moderator als Obermacker der Hamburger Schule deutscher Popmusik anpreisen will. Oberpeinlich !

Klassensprecher war ich auf der richtigen Schule schließlich auch nie. Wär´ ich damals ein Klassensprechertyp gewesen, dann wär´ ich heute nicht Popsänger, sondern Leiter in ´ner Bankfiliale oder sonstwas Gemeines. Überhaupt: Ein typisch plakatives Label von der Presse - `Hamburger Schule´.
Das könnte den Schreiberlingen so passen ... alles schön übersichtlich eingeteilt: Als Klassenstreber die Intelligenzbestien von `Blumfeld´, als Klassenflittchen die Mädels von `die Braut haut ins Auge´ und als Klassenrowdie am besten noch Rocko Schamoni.

Vielen Dank - So ´ne Schule müsste man wirklich anzünden !
Jedenfalls wär´s keine für den kleinen Leo.

Man sollte meinen, dass in `ner großen Stadt wie Hamburg die Radiosendungen eigentlich mehr Niveau haben müssten. Da kommt man aus Heide hierher, denkt `So, jetzt ist es wohl mit dem Kraut- und Rübenfunk erstmal vorbei, Nun ist Metropolenprogramm angesagt.´.
Aber denkste: Die Hanseaten lieben´s flach. Bloß keine stilvollen Musiksendungen, bloß keine intelligenten Lieder, sondern lieber Fischmarktgesülze auf Kopfhörer. Kein Platz für Leo Greller.

Und wenn, dann höchstens als Alibi:

Jetzt mal unter Dudelfunk-Moderatoren: Wir müssen in Hamburg ja zum Glück keinen Deutschpop aus Berlin importieren, wir haben selber Musiker in unserer schönen Hafenstadt. Wir kaufen zwar ihre Platten kaum und lassen sie auch nicht so gerne in unseren Fernsehsendungen auftreten. Aber wir kennen durchaus ihre Namen, wir wissen, wo sie wohnen und wir haben ihnen sogar eine gesonderte Schublade reserviert, damit auch ganz klar ist, was wir von ihnen erwarten:
Das ist die `Hamburger-Schule´-Schublade. Genau - Die in der Kommode, die ganz hinten in unserer Besenkammer steht. Und aus dieser Schublade heraus soll es bitte nicht zu subversiv heraus schallen: Schräge Alltagsgeschichten, nicht zu abgehoben, jeder sollte es verstehen können. Ein wenig Ironie ist OK. Melancholie schadet auch nicht. Sogar ernsthaft darf es ab und zu mal sein, wir sind mal nicht so ...



OUTING

Durch die Hintertür

In meine Musik fließt alles Mögliche mit ein: Fußball, mein Leomobil, Drogen, Politik, Comics, Steuerbescheide ... und ganz besonders natürlich Frauen.
Manche Frauen inspirieren mich total, wenn ich einen neuen Song schreibe: Auf Titel wie `3 ½ Arten, Elke zu lieben´ oder `Emanzipiert und trotzdem pikiert´ kommt man nicht, wenn man in Liebesdingen gerade Frust schieben muss.

Wenn mich andererseits heute im `Pudels Club´ ´ne Ex von mir anhaut und im Nachhinein von mir wissen will, warum ich eigentlich während wir zusammen waren, ausgerechnet Titel wie `Nimm bitte die Hintertür´ oder `sexuelles Mobbing´ eingespielt habe, dann muss sich Leo Greller schon ziemlich zurücknehmen, um nach einer Antwort auf so´ne Frage immer noch als Gentlemen durchgehen zu können.

Darüber müßtest Du unbedingt mal ein Lied schreiben !

Worauf ich ja auch gar nicht kann ist, wenn man mich zu bestimmten Themen drängen will:

Wenn ich auf dem Turmweg-Straßenfest auftrete und hinterher zur Entspannung in ´nem leeren Übertragungswagen vom NDR ´ne kleine Nummer mit ´ner Freundin schiebe ...
... wenn dann mitten während dieser Privatübertragung ein paar spielende Kinder in den Wagen platzen ...
... und wenn diese Freundin in den nächsten Tagen immer wieder damit anfängt, dass sich diese Geschichte doch eigentlich super für ´nen neuen Song anbieten würde - z.B. einen über tragische Fälle von `coitus interruptus´ wegen übertriebener Rücksicht auf spielende Kinder ...

Darüber müßtest Du unbedingt mal ein Lied schreiben !

... dann wird Leo Greller doch gleich wieder misstrauisch, ob sich da nicht nur wieder jemand in seinen Werken verewigen will.

Über sowas singst Du nie !

Auch enge Vertraute sind da ja nicht vor gefeit:

Wenn Ludo mir in regelmäßigen Abständen immer wieder mal “zu bedenken geben möchte”, ob ich nicht auch mal eine Nummer speziell für meine `rein´ männlichen Bewunderer schreiben will ...
Z.B. über ´ne eigentlich phantastische Männerfreundschaft, die noch perfekter sein könnte, wenn der eine Freund jobbedingt nicht ständig mit den verschiedensten Frauen in´s Bett gehen müsste -müsste ist gut!-, während der andere sich aus Vernachlässigung in irgendwelchen `blue-boy-bars´ die Nächte um die Ohren schlagen muss ...

Über sowas singst Du nie !

... dann kann ich mir nicht helfen:
Da sehe ich meinen Manager in meiner Phantasie jedesmal mit Stolz geschwellter Brust in so´nem plüschigen Etablissement in St. Pauli stehen und dem DJ augenzwinkernd eine CD von mir zuschieben. Mit dem Hinweis, dass auf sein Drängen der Leo Greller den Track Nr.5 mit dem Titel `Den einen, den man will - die anderen, die man muss´ extra für seine wenigen Fans in der `Wunderbar´ geschrieben hat.

Wenn Ludo mir mit solchen Wünschen kommt, dann sage ich ihm jedesmal, dass meine CD´s  nicht das richtige Medium für sein Outing durch meine Hintertür sind. Das soll er gefälligst direkt durch den Vordereingang erledigen. Und wenn er dafür ´ne eigene Platte veröffentlichen muss.

Ich bin schließlich nicht Prolo von Rosenheim..




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