Amazing Tales

Früher wurden Grusel-Hörspiele von Autoren erdacht, von Schauspielern mit Leben gefüllt und von
Regisseuren in Szene gesetzt, die sich sowohl privat als auch beruflich mit Kultur beschäftigt haben und aus
finanziellen Gründen - teils mit Galgenhumor, teils mit der Einstellung `machen wir einfach das Beste daraus´-
an besagten Produktionen mitwirkten. Heute werden diese Genre-Hörspiele von Zeitgenossen realisiert,
die privat ebenfalls 'Horror' konsumieren (aktuell bei der grauenhaften Gruselserien-Fortsetzung zu beobachten).
Das macht leider den hörbaren Unterschied aus.

Diese Seite versteht sich daher als Reminiszenz an Könner wie Jürgen Grasmück (alias 'Dan Shocker'), Horst Frank, Judy Winter,
Gottfried Keller, Douglas Welbat, Hans Clarin, Marianne Kehlau, Günther Pfitzmann, Hans Paetsch, Brigitte Kollecker und viele andere.



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Science-Fiction-Hörspiele
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Satire zum Phänomen 'Gewaltkriminalität'
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GEWALT-SATIRE





Verrat auf dem Land
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VERRAT

Der Wächter der verbotenen Welt
Der Wächter der verbotenen Welt
DER WÄCHTER





Heikedine Körtings Mitwirken beim EUROPA-Label haben nicht nur zahlreiche Kinder- und Jugendhörspiele ihre Bestform zu verdanken, sondern auch diverse Vertonungen 'für Erwachsene', bei denen Schauspiel- und Theatergrößen wie Horst Frank, Judy Winter, Helmut Zierl und viele andere mitwirkten. Sicher nicht zuletzt, da sie dank Frau Körting ein solides Maß an Seriosität auch bei etwas heikleren Hörspielstoffen zu garantiert vermochten. Nachfolgend subjektive Kurzrezensionen der Erfolgsserien 'Larry Brent' und 'Macabros' aus den Achtziger Jahren, die KEINESFALLS als Kaufempfehlungen fehlzuinterpretieren sind:


REZENSION MACABROS 1 und 2

Im Bathyscaph auf Quallenjagd

Nyreen Matobish erbt in der ersten Macabros-Folge 'Der Fluch der Druidin' vom Antiquitätenhändler Lawrence Clearwater ein altes verkommenes Haus auf einer kleinen irischen Insel. Als sie wegen eines Unwetters gemeinsam mit der Erbengemeinschaft eine Nacht in den düsteren Räumen dieses Gebäudes zubringt, schlägt der Geist einer im Mittelalter verfolgten Druidin zu. Lawrence Clearwater hatte offenbar nicht vorgehabt, seine Nachkommenschaft zu beglücken - ganz im Gegenteil.
Der Serienstart wartet gleich mit der vermutlich härtesten Folge der Reihe auf. Auf der kleinen irischen Insel geht es drastisch und wenig vornehm zur Sache. Musikauswahl und Hintergrundgeräusche lassen eine erschreckend düstere Atmosphäre entstehen. Die Phantasie wird auf jeden Fall enorm angeregt, da können selbst die längeren Monologe des Protagonisten (verschmilzt mit seiner Rolle: Darsteller und Drehbuchautor Douglas Welbat) dessen Unterwasser-Odyssee nichts von ihrer fesselnden Spannung nehmen.

Rettung eines Mädchens vor Fledermaus-Vampiren in 'Attacke der Untoten' In der zweiten Macabros-Folge 'Attacke der Untoten' geht es um Howard Rox, über den unheimliche Dinge erzählt werden. Es gibt Menschen, die behaupten, er könne sich in einen Werwolf verwandeln. Andere wiederum behaupten, er sei ein Vampir - niemand weiß Genaues, doch fest steht: Etwas stimmt nicht mit diesem unheimlichen Mann. Als von den nahegelegenen Farmen immer mehr Frauen und Mädchen auf mysteriöse Weise verschwinden, schaltet sich Björn Hellmark ein. Da aber hat Rox bereits eine Armee von Untoten geschaffen.
Die Story ist immer noch packender als manch anderer Gruselroman, jedoch im Vergleich mit dem Niveau der übrigen Vertonungen hinterherhinkend. So prädestiniert dieser Schauspieler für die Rolle des psychopathischen Bösewichts seit nunmehr drei Jahrzehnten zweifellos ist - Horst Frank als Dirk Toesfeld in Folge 3 der Serie hätte doch vielleicht genügt.


REZENSION MACABROS 3 und 4

Das Quaken zur Nachtzeit

Der kauzige Dietrich Tössfeld ist Sammler okkulter Gegenstände und besessen von dem Gedanken, dass gerade in Fröschen Dämonen und böse Geister hausen und sie als Wirtskörper benutzen. In der dritten Macabros-Folge 'Konga, der Menschenfrosch' entführt Tössfeld einen Forscher, der mit den Lurchen in Tierversuchen wenig zimperlich umgeht und behandelt ihn genau so, wie er selber die gefangenen Frösche bisher behandelt hat. Hellmark erscheint auf der norddeutschen Szene, denn Tössfeld besitzt eine Maske, die für ihn später noch von großem Wert sein soll.
Horst Frank sprach den Froschfreund Dirk Toesfeld in dem Hörspiel 'Konga, der Menschenfrosch' Hier müsste eigentlich das Herz eines jeden Gegners von Tierversuchen höher schlagen: Den Spieß einmal umkehrend wird tatsächlich ein Wissenschaftler von einem Riesenfrosch viviseziert. Folgen wie diese helfen dem Zuhörer, Dan Shockers Namensgebung für seine Serie besser nachzuvollziehen. Ideal besetzt: Horst Frank als unheimlicher Wächter der Dämonenmaske.

Durch die Zeitschrift "Amazing Tales" erfährt Björn Hellmark in der dritten Macabros-Folge 'Der Horror-Trip' von einem Mann, der nach dreijähriger Abwesenheit wieder in London aufgetaucht ist, ohne sagen zu können, wo er die ganze Zeit über gewesen war. Dieser gewisse Edgar Laughton ist auch in der realen Welt ständigen Angriffen aus der vierten Dimension ausgesetzt. Während Hellmark ihn verteidigt und hinter das Geheimnis der vierten Dimension kommen will, trifft er auf eine geheimnisvolle Frau, die vor dreißig Jahren schon in ihrem Haus lebte, dann unauffindbar verschwand, heute wieder dort lebt und um keinen Tag gealtert ist.
Eine fast sympathische Schreckensgöttin, die eines ihrer unwilligen Opfer eigentlich lieber bemuttern möchte, statt es zu eliminieren, beweist einmal mehr, dass Dan Shocker es seinerzeit vorzüglich verstand, auch die dunklen Charaktere seiner Gruselreihe differenziert und nicht nach dem bekannten Schwarz-Weiß-Muster, das in diesem Genre leider viel zu oft Konjunktur hat, darzustellen. Dies hebt ihn klar von weniger rühmlichen Vertretern seiner Zunft ab.

Frösche spielen übrigens auch in H. Lührs Hörspiel 'Gut gebrüllt, Leo!' (Ausschnitt) eine ganz spezielle Rolle.



REZENSION MACABROS 5 und 6

Falscher Mann, richtiger Thron

Ein Seglerpärchen glaubt sich in der fünften Macabros-Folge 'Die Geister-Höhlen' allein auf einer Insel, von der es wegen eines defekten Trimarans nicht mehr weg kommt. Andrew und Julia stoßen auf den Eingang einer unheimlichen Höhle, in deren unergründlichen Schwärze ein gigantischer Totenkopf von Zeit zu Zeit aufglimmt - und wieder erlischt. Andrew kann seine Neugierde nicht bezwingen und wagt es, die Höhle zu erforschen. Gleichzeitig haben Molochos und seine Helfershelfer dafür gesorgt, dass der Segler anstelle Björn Hellmarks die Weissagungen der weißen Priester in der Höhle vernimmt. Als Hellmark eintrifft, sind sie größtenteils wirkungslos 'verpufft'.
Krimi, Mystik und Verfolgungsjagd geben sich hier ein munteres Stelldichein. Ein Dämonenfürst, der fast an seinem unterbelichteten Helfer verzweifelt, würde wahrscheinlich beinahe das Mitgefühl der Hörer wecken, wenn diese nicht gerade voll damit ausgelastet wären, der detail- und an Untertönen reichen, rasanten Handlung zu folgen.

Björn, Macabros und seine brasilianische Freundin In der sechsten Macabros-Folge 'Der Blutregen' geht es um das Schicksal von Camilla Davies, die ein bekanntes und talentiertes 'Medium' ist, also mit dem Reich der Toten Kontakt aufnehmen kann. Ein Wissenschaftler-Team, das an der Erforschung parapsychologischer Phänomene arbeitet, will ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten testen. An einem geheimgehaltenen Ort findet eine Seance statt. Aber etwas Merkwürdiges geschieht, das auch Camilla nicht gewollt hat: Sie verschwindet aus dem abgeschlossenen Raum, lässt dafür jede Menge Ektoplasma zurück und taucht an einem vollkommen anderen bedrohlichen Ort wieder auf.
Wer hätte das gedacht: Helmut Zierl, im TV durchweg als sympathischer Schwiegersohntyp besetzter Heile-Welt-Mime, gibt hier sein absolut überzeugendes Debüt als zynisch-süffisanter Dämonenfürst und befördert diese Folge damit zum absoluten Highlight der Serie. Die drastisch geschilderten Probleme eines nach einer außer Kontrolle geratenen Séance auf die andere Seite des Erdballs verschlagenen Mediums tragen ebenfalls zur ausgesprochen abwechslungsreichen Unterhaltung der gebannten Hörer bei.


REZENSION MACABROS 7 und 8

Rotweinflecken gehen nicht mehr raus

Macabros: Duell mit den HöllengeisternIn der siebten Macabros-Folge 'Duell mit den Höllengeistern' wird Pierre Barlon von finsteren Mächten erpresst: Sollte es ihm nicht gelingen, Björn Hellmark ins Jenseits zu befördern, so würden seine Frau und seine Tochter dafür bezahlen müssen. So macht sich Pierre Barlon also schweren Herzens auf dem Weg in die Schweiz, um Hellmark heimtückisch zu beseitigen. Was er nicht weiß: Frau und Tochter stehen selber mit den Mächten der Finsternis in Kontakt und greifen später in das Geschehen ein als sich abzeichnet, dass Pierre seinen Auftrag nicht erfüllen kann. Noch dazu taucht eine zweite Carminia Brado in Hellmarks Villa auf. Welcher ist zu trauen ?
Diese Folge besticht durch ihr geschickt inszeniertes Verwirrspiel um die Intrigen der Gegenspieler Björn Hellmarks. Für die weibliche Kontrahentin der Hauptfigur hätte man keine bessere Schauspielerin verpflichten können als Judy Winter, der ihre Doppelrolle als treusorgende Ehefrau und Dämonin hörbar Spaß bereitet.

Hans Leibold war schon immer ein reichlich schräger Vogel, dem normale Leute aus dem Weg gingen. Seinem neuesten okkulten Hobby geht er regelmäßig auf Friedhöfen nach. Ein gewisser Joseph Brunner, ein vor seinem Hinscheiden äußerst übler Zeitgenosse, stellt Leibold in der achten Macabros-Folge 'Im Leichenlabyrinth' unendliche Macht in Aussicht, wenn er für ihn und seine Totenarmee zum Mörder wird. Da trifft es sich äußerst ungünstig, dass eine quirlige Familie in der Nähe des Friedhofs versucht, wieder Frieden miteinander zu schließen.
Die sehr makaberen Geschehnisse um eine Armee von Untoten werden den Zuhörern durch die geschickte Einbeziehung einer zerstrittenen Familie versüßt. Hier hätte sich der Handlungsfaden leicht ins Geschmacklose verirren können, aber Grasmück hält knapp die Balance zwischen Tabubruch und einigermaßen seriöser Erwachsenen-Unterhaltung. Auch die Gestaltung des ersten vermeintlichen erotischen Abenteuers der Hauptfigur geriet den Hörspielmachern unverkrampft.


REZENSION MACABROS 9 und 10

Der Killer mit dem schwachen Herzen

Der bezahlte Killer mit dem sinnigen Namen Phil Hunter muss sich in der neunten Macabros-Folge 'Molochos Totenkarussell' einer Herzoperation unterziehen. Dabei hat er während der Vollnarkose ein sehr beunruhigendes Erlebnis: Er ist sich sicher, einen Blick in die Hölle zu werfen und den Menschen zu begegnen, die er zuvor gnadenlos gegen Bezahlung ins Jenseits befördert hat. Der Traum wiederholt sich immer und immer wieder und wird zur regelmäßigen Qual. Besonders erschrocken ist er, als ihm im Traum eine Schwester vom Pflegepersonal begegnet, die passend zur neuen Umgebung, überhaupt nicht zimperlich mit ihm umspringt. Hellmark muss mal wieder retten, was noch zu retten ist - was ihm leichter fallen würde, hätte Carminia nicht seine Dämonenmaske verbummelt.
Eine ein doppeltes Spiel verfolgende Krankenschwester, eine selbstbewusste Hausfrau, durchaus kritisch anklingende Schilderungen zweifelhafter Geheimdienstpraktiken sowie ein vermeintlicher Scheuerlappen sind die rechten Zutaten für einen Gruselkrimi par excellence.

Abenteuer im Dschungel Jahrelang war James Owen nicht mehr zu Hause, sondern hat als Seefahrer und Abenteurer die halbe Welt bereist. Dann kehrt er in der zehnten und letzten Macabros-Folge 'Die Knochensaat' zurück nach England. Er ist reichlich mitgenommen - es hat ihn erwischt ... Seine Frau erkennt ihn kaum wieder, denn er ist ziemlich vom Fleisch gefallen. Er hat sich auf der Suche nach einem unendlichen Goldschatz mit der gefährlichen Knochen-Saat infiziert und breitet sie jetzt in England aus. Hellmark versucht, dies zu verhindern und reist daher nach Mexiko, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Das Südamerika-Abenteuer machte den Abschied von den Hörspielvertonungen der Serie besonders schwer, wurde doch hier mit 'Pepe' erstmals eine weitere tragende Figur der Serie neben Hellmark, Brado, Mahay und Mertus gelungen in Szene gesetzt. Aber dieses Phänomen kennt man ja spätestens seit der Glanzbesetzung von Gucky in der letzten Folge der Perry Rhodan-Vertonung von 1984 .


MACABROS-FUNDSTÜCKE I

Harry Brents Ufo-Hysterie

Stellt man sich die Frage, wer oder was Jürgen Grasmück alias Dan Shocker Anfang der siebziger Jahre für die Namensgebung einer seiner beiden erfolgreichen Gruselserien inspiriert haben könnte, lohnt ein Blick in das Fernsehprogramm aus jenen Tagen: Hier finden wir im Jahr 1968 den 3-teiligen Krimi `Ein Mann namens Harry Brent´ von Francis Durbridge. Offenbar scheint Shockers Figur Larry einen prominenten Ziehvater gehabt zu haben, denn die Durbridge-Krimis waren seinerzeit die reinen 'Straßenfeger'.
In Macabros Nr. 50 `Rha-Ta-N`mys Leichenschlucht´ kommen Björn Hellmark und Larry Brent tatsächlich zusammen. In der Folge gerät eine große Filmgesellschaft ins Trudeln, bei der während der Dreharbeiten Filmszenen Realität werden: Straßen brechen auf, Häuser stehen in Flammen, Flugzeuge explodieren, Flutwellen ergießen sich über das Land. Hätte EUROPA doch die Macabros- Hörspielproduktion bis Folge 50 durchgehalten! Jürgen Grasmück war der Autor der Larry Brent- und Macabros-RomaneIhre sämtlichen archivierten Hintergrundgeräusche hätten sie hier zum Einsatz kommen lassen können. Ein weiteres Stelldichein ergab sich 1984 zwischen den Schauspielern Rainer Schmitt und Douglas Welbat: In der öffentlich-rechtlichen Hörspielproduktion `Kampf um Kreuzberg´ von Peter Gollan stehen sich Schmitt (alias Larry Brent) und Welbat (alias Björn Hellmark) als `Superbulle´ (Schmitt) und Hausbesetzer (Welbat) gegenüber. Diese Produktion bescherte ihren Zuhörern seinerzeit, fast genauso wie die Shocker-Produkte, ein harmonisches Ende.

Auf dem Höhepunkt einer der ersten UFO-Hysterie-Wellen forderte Dan Shocker tatsächlich seine Leser auf, nach unbekannten Flugobjekten Ausschau zu halten (vornehmlich auf Gran Canaria) und diese möglichst auch zu fotografieren, was ihm selber leider nie gelungen sei. Wahrscheinlich ließ sich Shocker von dem damals ebenso populären als auch umstrittenen Erich von Däniken zu diesem geistigen Tiefschlag inspirieren. Kann sich ein Leser dieses Artikels durch diesen Hinweis bereichert nun vielleicht nachträglich daran erinnern, im Sommerurlaub Anno `74 auf oben genannter Insel einen aufgeregten Mittdreißiger mit bemerkenswert beissfesten Zähnen mit der Fotokamera den Himmel absuchend gesehen zu haben ? Wenn ja - jetzt weiß man endlich, was dahintersteckte.


MACABROS-FUNDSTÜCKE II

Vom Stolz auf gute Beißinstrumente

Ein fürsorglicher Grusel-Fan riet Grasmück bezüglich des regelmäßig im Romanheft abgebildeten Vampir-Look-Konterfeis des Autors "Wenn Ihnen Ihre Eckzähne irgendwann einmal zu lang werden, dann kauen Sie doch einfach regelmäßig Sandpapier; Ein Rat meines Hausvampirs." Diesen Rat wies der den Sorgen seiner Gefolgschaft gegenüber reichlich unsensible Grasmück jedoch seinerzeit mit dem Hinweis zurück, dass er sich hüten werde, seine Zähne zu kürzen. Sie seien sein ganzer Stolz und zudem die einzigen, die noch etwas taugten. Sicher handelte es sich bei dem Fabrikat noch um 'deutsche Wertarbeit' und um keinen 'Fujiyama-HongKong-Kram' (Douglas Welbat als Verkäufer in 'Mitten in der Masse').
Rani Mahai mit Björns Freundin Ein durchgeknallter Dan Shocker-Fan dichtete 1974 folgende Zeilen auf Hellmarks treuen Weggefährten vom indischen Subkontinenten: `Da ist noch der Rani / der`Koloss aus Bhutan´ / Im Stich lässt er Björn nie, / ihm hätt´s sonst leid getan´ - nun ja ... Auch andere bemühten sich, den Grusel-Hype auch außerhalb der Romanhefte weiterzuentwickeln: In einer Discothek in der Nähe von Hannover lief ungefähr im Jahr 1984 eine Show mit dem Titel `Orungu, Fratze aus dem Dschungel´, den Shocker-Fans als Titel eines Larry Brent-Romans lebhaft in Erinnerung. Ob die Veranstaltung ein kommerzieller oder wenigstens ästhetischer Erfolg wurde, ist leider nicht überliefert.

Für die Bennenung einiger seiner Figuren hat sich Grasmück dem Vernehmen nach auch von den Namen seiner Freunde und Bekannten inspirieren lassen. Es folgen sieben von nahezu unüberschaubar vielen möglichen Beweisen für Jürgen Grasmücks wortschöpferische Qualitäten: Die Namen der schwarzen Priester Xantilons (in hierarchischer Reihenfolge): Quappa Orgep, Manko Tarlep, Yron, Apron Kaa, Vartan Konk, Ontar Muoll und Dwahl. Man fragt sich im Stillen: Was hatte der Mann denn bloß für seltsame Freunde ?


REZENSION LARRY BRENT 1 und 2

Schutzlose Vampire und ein irrer Professor

Mad Professor Professor Torrence und seine Mitstreiter wollen in der ersten Larry-Brent-Folge 'Irrfahrt der Skelette' die Weltherrschaft an sich reissen. Ermöglichen soll ihnen dies ein Kampfgas, welches Menschen, die damit in Berührung kommen, innerhalb von Sekunden zu Skeletten werden lässt. Auf einer Südsee-Kreuzfahrt soll Larry Brent den Professor, der als Passagier mit an Bord der `Andrea Morena´ ist, aufzuhalten versuchen.
Eine makabere aber leider trotzdem gar nicht so unrealistische Handlung um ein tödliches Kampfgas. Südsee-Idylle und Agenten-Action werden im Hörspiel gleichermaßen von kitschiger (vermeintlicher) Karibik-Folklore untermalt. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass Horst Frank (er spielt in insgesamt zwei Brent-Folgen den Bösewicht) als Professor Torrence wieder einmal glänzend besetzt ist. Auch Marianne Kehlau als wohlbeleibte Kreuzfahrtteilnehmerin auf Freierssuche macht das Stück zusätzlich hörenswert.

Der Marotsch jagt Vampire in Wien. Er benötigt fünfzig echte Vampirherzen. Um sein Ziel zu erreichen, sorgt er in der zweiten Larry-Brent-Folge 'Marotsch, der Vampir-Killer' sogar dafür, dass weitere Menschen zu Blutsaugern werden. Doch einige seiner Opfer beginnen sich gegen ihn zu wehren. Larry Brent und Iwan Kunaritschews versuchen ihnen dabei zu helfen, aber oft sieht es so aus, als kämen sie zu spät.
Eine recht blutrünstige und an einigen Stellen übertrieben harte Geschichte, die jedoch durch drastische Spannungselemente sowie einige Abschnitte, in denen es rührend `menschelt´, ergänzt wird und somit letztendlich doch abwechslungsreich unterhält. Die Protagonisten werden gut beschrieben und wirken weder stereotyp noch eindimensional. Gottfried Kramer als der Marotsch klingt gefährlicher als man es von ihm erwarten durfte. Ihm haben Europas Dan-Shocker-Vertonungen nicht viel weniger zu verdanken als dem einmaligen Horst Frank.


REZENSION LARRY BRENT 3 und 4

Frische Klone und ein muffiges Schloss

Angst im Todesschloss Die Bewohner des Schlosses von Sir George, Duke of Hutchingdon, werden in der dritten Larry-Brent-Folge 'Die Angst erwacht im Todesschloss' von brutalen Gangstern erpresst, die den Familiensitz als Unterschlupf nutzen. Neugierige, die sich zu weit in das Schloss hineinwagen, kommen auf mysteriöse Weise ums Leben. Das müssen leider auch die Tochter von Sir George und ihr Verlobter am eigenen Leib erfahren. Sie hätten ihren Besuch im Schloss doch lieber vorher anmelden sollen ...
Das Hörspiel liefert einige wirklich gruselige Momente und darüber hinaus knallharte Agenten-Action á la 'James Bond'. Entgegen dem ersten Anschein walten im Schloss keine unerklärlichen oder gar übernatürlichen Kräfte, was einmal eine willkommene Abwechslung vom sonstigen Monster-Kreaturen-Mutationen-Motto der Serie ist.

Ein chinesischer Forscher beschäftigt sich in der vierten Larry-Brent-Folge 'Die Monster-Maschine' mit genetischen Experimenten, mit deren Hilfe er aus unfreiwilligen Probanten gefährliche Ungetüme klont. Seine Geschöpfe vergreifen sich zunehmend an Unbeteiligten. Um dem Treiben des irren Forschers ein Ende zu bereiten, tarnt sich Larry Brent zunächst selber als Leiche.
Wenn man den Zeitpunkt des Erscheinens dieses Romans Anfang der 70er Jahre bedenkt, muss man zugeben, dass Shocker in dieser Story mit der Gentechnik recht frühzeitig ein heißes Eisen anpackt. Dies gelingt ihm jedoch nicht wirklich. Die genetische Gänsehaut bleibt oberflächlich und auf vordergründige Gruseleffekte beschränkt. Leider gleitet das Hörspiel an einigen Stellen beinahe ins Sadistische ab. Etwas weniger Realismus bei der Darstellung der vor Schreck ihre Stimme verloren habenden Chinesin wäre dem Stück sicher nicht abträglich gewesen. Bemerkenswert immerhin der relativ lange Monolog eines Chinesen im O-Ton: Hier hat man bei EUROPA wirklich mit Liebe zum Detail gearbeitet.


REZENSION LARRY BRENT 5 und 6

Weder Düsseldorf noch Essen

Chopper Was zunächst als geschmackloser Streich geplant war, endet für zwei junge Frauen aus Düsseldorf in der fünften Larry-Brent-Folge 'Chopper - Geisterstimme aus dem Jenseits' tödlich. Nachdem ein Arbeitskollege einer der beiden mit Hilfe einer alten Beschwörungsformel den Chopper-Dämon auf den Hals gehetzt hat, wird diese zu dessen willigem Gefäß und läuft Amok. Zudem haben weitere dunkle Mächte Interesse an der Kontrolle des Choppers.
Die Tragik eines aus Leichtsinn ausgelösten Schreckenskarussells wird hier ergänzt durch die spannenden und streckenweise recht humorvoll inszenierten Bemühungen Larry Brents, einer unübersichtlichen und bedrohlichen Situation Herr zu werden. Die Story bedient sich in gekonnter gegenseitiger Ergänzung sowohl des Agenten- als auch des Gruselroman-Genres. Mit ihr setzte Jürgen Grasmück alias Dan Shocker der Stadt Düsseldorf, zu der er anscheinend ein besonders inniges Verhältnis hat, ein Denkmal (bleibt zu hoffen, dass man dies dort zu schätzen weiß ...).

Pilot als Racheobjekt Der vor zwanzig Jahren in London hingerichtete Mörder Derry Cromfield taucht in der sechsten Larry-Brent-Folge 'Im Kabinett des Grauens' plötzlich in einem Flugzeug nach New York auf und tötet den Piloten, der ein Neffe seines Henkers war. Danach schwört er auch der restlichen Verwandtschaft des Vollstreckers blutige Rache. An der Wiederbelebung der Schreckensfigur ist dessen Bruder, der in London ein gutgehendes Wachsfigurenkabinett besitzt, offenbar nicht ganz unbeteiligt.
Die turbulente Anfangsszene in der gerade erst aus Essen gestarteten Boeing 707 gehört zu den amüsantesten der Serie. Schrecken und teilweise ironischer Humor liegen auch in dieser Folge wieder einmal eng beieinander. Die Geschehnisse um ein mysteriöses Wachsfigurenkabinett, ein Film-Starlett, zwei Kleinkriminelle und die Nöte einer Henkersfamilie entlassen den Hörer nicht für eine Minute aus ihrem Bann. Das Ganze wird schließlich noch durch die Besetzung des bewährten Horst Frank als wahnsinnig-genialem und unfreiwillig komischem Wissenschaftler abgerundet.


REZENSION LARRY BRENT 7 und 8

Vegetarische Girls und fleischfressende Raupen

Lady Florences Heim Der populäre englische Krimi-Autor Richard Burling mietet in der siebten Larry-Brent-Folge 'Das Totenhaus der Lady Florence' eine alte Villa, die seit dem Tod von Lady Florence leer steht. Angeblich will er dort seinen neuesten Thriller vollenden, doch dies ist nur eine Scheintätigkeit. In Wahrheit hat er ein gefährliches Serum entwickelt, welches unsichtbar macht, allerdings auch noch eine tödliche Nebenwirkung aufweist. Jetzt sind jedoch die verschiedensten Agentenringe hinter ihm her.
Sehr spannende Geschichte, die genüsslich mit altbewährten Genre-Klischees spielt: Von unterbelichteten aber gutmütigen Totengräbern, einem schusseligen Professor (quiekt munter durch die Gegend: Joachim Wolff, der sich bereits als Professor Bienlein in Tim & Struppi akademische Sprechersporen verdient hat) bis zu einem offenherzigen, naiven und natürlich attraktiven Hippie-Mädchen reicht diesmal die Palette der von Shocker geschickt inszenierten Charaktere.

Blackwood Castle Der junge und recht attraktive Lord von Blackwood-Castle geht in der achten Larry-Brent-Folge 'Das Grauen von Blackwood-Castle' einem unappetitlichen Hobby nach: Er züchtet unzählige große und zum Teil sogar fleischfressende Raupen in den unterirdischen Gewölben seines Schlosses. Erbschleicher haben es zudem auf sein Vermögen abgesehen und fühlen sich daher gestört als sich eine junge Frau für den kauzigen Lord interessiert. Da kommen ihnen die aggressiven Geschöpfe des jungen Mannes gerade recht...
Gekonnt wird bis zum Schluss des Hörspiels die Spannung aufrecht erhalten, was es denn mit dem leicht gestörten Lord eigentlich auf sich hat. Helmut Zierl setzt den widersprüchlichen Charakter glaubwürdig in Szene. An dieser Stelle sei jedoch auch einmal erwähnt, dass der inflationäre Einsatz des `Mr. EUROPA´ alias F.J. Steffens als Dauer-Bösewicht in den beiden Shocker-Serien ein wenig penetrant wirkt.



REZENSION LARRY BRENT 9 und 10

Rache ist nicht immer süß

Der missgebildete Dr. Gorgo, ein exzellenter Chirurg, rächt sich in der neunten Larry-Brent-Folge 'Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo' an den Frauen, die ihn wegen seiner körperlichen Deformation in seinen Jugendjahren abgewiesen haben. Er lockt deren Töchter in sein Labor und verunstaltet sie dort, indem er ihre Köpfe auf die Körper von Tieren verpflanzt.
Eine grausame und abartige Handlung, bei der Jürgen Grasmück sein Talent für das rechte Maß bei Horrorgeschichten bedauerlicherweise abhanden gekommen ist. Auch Drehbuchschreiber Douglas Welbat und sein Schreiber-Team konnten ihrer Verantwortung, die sie gegenüber den de-facto überwiegend jugendlichen Konsumenten der Serie trugen, nach Meinung der HÖRSPIELer leider nicht gerecht werden. Die Folge war 1986, dass diese Hörspielepisode indiziert wurde und EUROPA danach alle Grusel- bzw. Horrorserien einstellte. Der Umstand, dass im Jahr 2024, 38 Jahre später, Jugendliche durch die massenmediale Verflachung und Verrohung, die aus der Privatisierungswelle des Fernsehens seit den späten 80ern resultiert, ohne viel Aufwand wesentlich bedenklichere Inhalte konsumieren können, ist hier nicht wirklich tröstlich.

In Spanien geht die Sonne unter In Spanien entführt ein uraltes und mysteriöses Gefährt Menschen auf eine Burg, auf der sie vorzeitig altern und einem jahrhundertealten Tyrannen ihre Lebenskraft abtreten müssen. Doch der unsterbliche Herrscher will in der zehnten Larry-Brent-Folge 'Die Jenseitskutsche von Diablos' mehr: Er zwingt den amerikanischen Urenkel seines Henkers aus längst vergangenen Zeiten nach Spanien zu kommen, um sich dort stellvertretend an dem Jugendlichen rächen zu können.
Typisch für Dan Shocker, dass er in die turbulente Handlung noch leger die Rolle eines Behinderten einbaut. Obwohl diese Figur als weder eindeutig gut noch eindeutig böse eingestuft werden kann, wäre diese Vorgehensweise Grasmücks Anno 2024 (also etwa 50 Jahre nach Erscheinen der Romane) wegen gewisser vermeintlicher Moralapostel dieser Tage wohl nicht mehr möglich.


REZENSION LARRY BRENT 11, 12 und 13

Geister, Gangster und Atome

Gestatten: Brent. Harry Brent. Ein irisches Fischerdorf wird in 'Sylphidas Rachegeister' von unheimlichen Fabelwesen terrorisiert: Die Sylphiden fordern vom Lord of Glophtony den für sie lebensnotwendigen Lohn eines jahrhundertealten Paktes mit dessen Vorfahren. Doch der Lord will die Sylphiden vernichten, was diese jedoch mit drastischen Mitteln zu verhindern suchen.
Eine temporeiche, spannende Geschichte, die weitgehend ohne die Darstellung von Gewalt auskommt. Im Hörspiel wird der Countdown, gegen den Larry Brent ankämpfen muss, weniger glaubwürdig als vielmehr äußerst unbarmherzig geschildert. Das softeste Hörspiel nach Dan Shocker.

Um einen Kumpanen aus dem Gefängnis freizupressen, wollen einige Ganoven in der zwölften Larry-Brent-Folge 'Atomgespenster' die Öffentlichkeit mit der Wiederinbetriebnahme des Unglücksreaktors im amerikanischen Mealburg erpressen. Sie ahnen hierbei nicht, dass sich ihre Pläne mit denen eines zwielichtigen Arztes und einiger verstrahlter kindlicher Mutanten kreuzen.
Im Hörspiel erweisen sich die vermeintlichen Strahlenopfer bzw. -monster als einigen ihrer gesunden Mitbürger moralisch überlegen. Der Chuzpe dieser spannenden Geschichte, die eine düstere Atmosphäre entwickelt, liegt in der vollkommenen Selbstverständlichkeit, mit der Grasmück die Atomkraft der Siebziger Jahre als große Gefahr darstellt. Dies bedarf für ihn offenbar überhaupt keiner Erklärung.

Gangster in N.Y. Larry Brents Freund Iwan Kunaritschew wird in eine mafiöse New Yorker Untergrundorganisation eingeschleust, deren Mitglieder Totenschädelmasken tragen. Die PSA vermutet in der dreizehnten Larry-Brent-Folge 'Der Dämon mit den Totenaugen', dass der Chef dieser Organisation über übernatürliche Kräfte verfügt. Schnell gerät auch Larry Brent in seine Gewalt.
Neben der nervenaufreibenden Handlung sind es in dieser Folge wieder einmal die tragischen Nebenrollen, die der Story zu einer in diesem Genre selten anzutreffenden Tiefe verhelfen: Ein Cop, den kurz vor seiner Pensionierung noch der Tod ereilt und eine drogensüchtige Prostituierte (unerwartet überzeugend dargestellt von Renate Pichler, die sonst eher auf die Rolle der Familienmutter abonniert ist) machen Larry Brent die Erledigung seines Jobs nicht leichter...



REZENSION LARRY BRENT 14 und 15

Von Heuchlern und Meuchlern

In einem geschlossenen und sehr restriktiv geleiteten spanischen Heim für schwer erziehbare junge Mädchen werden in der vierzehnten Larry-Brent-Vertonung 'Der Mönch mit der Teufelskralle' zwei der Insassen umgebracht. Die Anstaltsleitung will die Vorfälle am liebsten vertuschen, da sie selber in die Vorgänge verwickelt zu sein scheint. Dass Larry Brent in das Geschehen eingreift, stößt daher auf wenig Gegenliebe, geschweige denn Unterstützung.
Die Darstellung der heuchlerischen Doppelmoral konservativer Anstaltsleiter ist zwar zu begrüßen, ansonsten geriet die Story jedoch ausgesprochen düster ohne wenigstens irgendwo einen minimalen Lichtblick erkennen zu lassen. AntriebsdüsenDie unvergessliche Marianne Kehlau gibt hierbei eine überzeugend bigotte Anstaltsmatrone ab. Zum Glück gibt es im modernen Europa heutzutage nur noch wenige geschlossene Heime für schwer erziehbare Jugendliche. Dennoch ist das Thema eigentlich etwas zu heikel für einen Grusel-Thriller à la Dan Shocker.

Außerirdische haben in der fünfzehnten und letzten Larry-Brent-Folge 'Dämonenbrut' menschlichen Müttern ihre Nachkommenschaft untergejubelt. Mit Erreichen ihres 5. Lebensjahres werden die bis dahin unauffälligen Kinder jedoch zu übermächtigen, gewalttätigen Mutanten, die die Erde zusammen mit einigen menschlichen Versuchskaninchen verlassen wollen.
Prinzipiell eine recht gute SF-Gruselstory mit stimmiger Achtziger-Jahre-Synthesizer-Untermalung. Der spannende Handlungsablauf wird ergänzt durch eine gelungene und eine fatale Nebenrollenbesetzung: Glücklich war die Verpflichtung Hans Clarins als selbstherrlicher Psychoanalytiker, unterirdisch geriet stimmenlagentechnisch jedoch die Darstellung des außerirdischen Anführerkindes, welche dem Hörer die zweite Hälfte des Hörspiels leider völlig vergrätzt. Larry Brent ist eben doch ein viel zu irdischer Haudegen als dass er ernsthaft auch als Science-Fiction-Held überzeugen könnte.


REZENSION LARRY BRENT 16 und 17

Grauenhafter Neustart

Die vier Neuvertonungen von 2003 der legendären Larry-Brent-Serie aus den Achtziger Jahren können leider nicht überzeugen:

Eine Albina aus Neu-Guinea will sich am postkolonialen Europa für vergangenes Unrecht an ihrer Heimat rächen, indem sie Verstorbene auf den Friedhöfen wieder zum Leben erweckt und mit ihrer wachsenden Untoten-Armee den Kontinenten lahmlegt. Die Story um Orungu, Fratze Aus Dem Dschungel, ist hanebüchener als die Umsetzung, die einigermaßen solide, aber nicht eben sehr spannend geriet.

Schicke VampireDie Geschichte um einen Untoten, der in einem verlassenen Wiener Palais junge schöne Frauen (leider jeweils mit schrecklich unästhetischen Stimmen) ein prachtvolles Kleid anprobieren lässt, das sie binnen kurzer Zeit um Jahrzehnte altern lässt, rangiert vom Gruselfaktor nur leicht über den Hui-Buh-Hörspielen nach Eberhard Alexander-Burgh oder thematisch noch passender `die Hexe Schrumpeldei´. Zwar wartet das Schwarze Palais von Wien mit einigen Trümpfen bei den Sprechern dieser Mäntelein-Wechsel-Dich-Vertonung auf - neben dem ansonsten großartigen Gerd Baltus durfte auch Astrid Kollex alias die Original-Hexe-Marina aus dem legendären `Chopper - Geisterstimme aus dem Jenseits´-Hörspiel ein paar Flüche vom Stapel lassen - aber auch mit dieser Neuproduktion nach einem Roman von Jürgen Grasmück wurde einmal mehr deutlich, dass mindestens die Hälfte des Erfolgs der Larry-Brent-Serie auf die unglaublich stimmungsvolle Musikuntermalung des vom Europa-Label geschassten Carsten Bohn zuruckzuführen gewesen sein dürfte, die bei den neuen Stücken einfach sehr schmerzhaft fehlt. Einen witzigen Bonus gab es dann aber doch als musikalische Anreicherung der Kaffeehausszenen: die witzigen schwulen musikalischen Schwärmereien nach Noten (`Ach duuu´) aus den späten sechziger Jahren inklusive dem Evergreen `O-na-nie, o-na-no´.


REZENSION LARRY BRENT 18 und 19

Killer-Dialoge aus dem Dilettanten-Nirvana

Senior-Vampirin Das Verwirrspiel um eine Schreckensparty bei Graf Dracula kann immerhin mit Lutz Mackensy in einer Nebenrolle im allgemeinen Tohuwabohu aufwarten. Die Story um eine immer mehr zum Vampir-Massaker abgleitenden Party hätte ein gewisses Spannungspotential entfalten können, wären da nicht die völlig unnatürlich und gesteltzt wirkenden Dialoge, die die Hörer fortwährend daran erinnern, dass man es hier mit dem hilflosen dritten Versuch zu tun hat, eine ehemals sexy Serie aus der Versenkung zu heben.

Bei der Forschung um biologische Waffen werden Makroviren freigesetzt, die zunächst einzelnen Menschen und später einer ganzen Stadt den Garaus machen. Das Stück um den Killervirus aus der Hölle liefert den unfreiwilligen Beweis dafür, dass verlängerte Spielzeiten aufgrund besserer technischer Speichermedien keineswegs ein Segen für moderne Hörspielproduktionen sein müssen, wenn sie denn nicht gleichzeitig mit einem temporeichen Drehbuch und einer virilen Regiearbeit einhergehen.
KillervirusDie Dialoge wirken teilweise extrem gekünstelt: Eine Studentin, deren Professor gerade erst bei einem tragischen Autounfall um´s Leben kam, würde im privaten Rahmen wohl kaum Sätze formulieren, wie "Mehrere Male hatte ich Gelegenheit unter Anleitung von Professor Tanner in dessen Institut an Versuchen teilzunehmen. (...) Und doch trifft mich sein Schicksal persönlich." Der Erzähler schien den vorliegenden Text leider mit einer Gute-Nacht-Geschichte für Kinder zu verwechseln und von der Regie in diesem Irrtum nicht korrigiert worden zu sein. Der Ganove klingt nicht annähernd so überzeugend gefährlich wie beispielsweise Horst Frank oder Gottfried Kramer, die leider, leider für diese Produktion nicht mehr zur Verfügung standen. Spannung kommt beim lustlosen Spiel der merkwürdig unbeteiligt wirkenden Sprecher nur an wenigen Stellen auf, da kann selbst Schauspiel-Legende Jürgen Thormann nicht helfen. Immerhin wurde bei der Realisation des Grasmück-Romans auf den für neuere Produktionen leider so typischen Einsatz von dauermusikalischer Untermalung verzichtet. Die Kollegen von `Dudelstopp´ dürften dies durchaus mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen.


Übrigens ...

Tom und Eileen Fawley

Im Jahr 1988 gab sich das kongeniale Schauspieler- und vor allem Hörspielsprecher-Ehepaar Horst Frank und Brigitte Kollecker-Frank ein Stelldichein im SWF-Hörspielkrimi 'Der Joker' nach Motiven von Edgar Wallace und erinnert dabei natürlich gewollt an seine gemeinsamen Paraderollen als 'Tom und Eileen Fawley' in den legendären Neon-Grusel-Hörspielen eines Hamburger Unterhaltungslabels Anfang der Achtziger Jahre. Leider hatte der solide vertonte Hörspielzweiteiler im Vergleich zu den gerade bei Jugendlichen damals deutlich populäreren neonfarbig gehaltenen Produktionen wenig Biss.
Sehr viel Spezialwissen und oftmals interessante Gedanken zur Gruselserie von H. G. Francis gibt es auf den Gruselseiten zu entdecken.


Die o.g. Hörspiele scheinen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren ungeeignet.
Die subjektiven und irrationalen Hörspiel-Rezensionen auf dieser Seite sind
keinesfalls als Kaufempfehlungen zu verstehen.


Helloween-Schrecken im Moor




der HÖRSPIELer: Interview mit Jens Wawrczeck

Jens Wawrczeck wurde 1963 in Dänemark geboren. Er sammelte bereits mit elf Jahren erste
Hörspielerfahrungen in Astrid Lindgrens "Brüder Löwenherz". Seine Schauspielausbildung absolvierte er
in Hamburg, Wien und New York. Heute lebt er in London und Hamburg.




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Dan-Shocker-Kurzrezensionen
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Die 10 besten öffentlich-rechtlichen Kriminal-Hörspiele der letzten 3 Jahrzehnte nach Meinung des HÖRSPIELers | Ranking

TOP-10 des HÖRSPIELers
Kriminal-Hörspiele (Krimi-Ranking)
(chronologisch)

Lindauer Pietà
A: Martin Walser | P: WDR/SWF 1975
R: Günther Sauer | S: 78 Min.
D: Heinz Meier, Brigitte Horney, L. Carstens

Verteidigung von Friedrichshafen
A: Martin Walser | P: DDR 1976
R: Heinz-Wilhelm Schwarz | S: 54 Min.
D: Dietrich Körner, Hans-Joachim Hanisch

... trägt Anstaltskleidung
und ist bewaffnet
A: Irene Rodrian | P: BR 1982 | S: 54 Min.
R: Gert Westphal | B: Lilian Westphal
D: Robert Atzorn, Lisi Mangold, Rita Russek

Detective Andy
und der Transvestitenmord
A: Anthony J. Ingrassia | P: SFB/HR 1983
R: Bernd Lau | S: 52 Min. | B: Götz Naleppa
D: Manfred Krug, Tara O'Hara, Otto Sander

Detective Andy und der Transvestitenmord (Anthony J. Ingrassia)

Brunx
A: Jens Hagen | P: WDR 1983
R: Werner Klein | S: 52 Min.
D: Achim Hammer, Karin Dieck, M. Ponnier

Detective Andy
und der Disco-Passion-Mord
A: Anthony J. Ingrassia | P: SFB 1987
R: Werner Klein | S: 57 Min.
D: Manfred Krug, Ursula Heyer, B. Primus

Potsdamer Ableben
A: Pieke Biermann | P: SFB 1989
R: Günther Sauer | S: 109 Min.
D: Renan Demirkan, Beate Hasenau

Panama oder
Die Details der Engel
A: Michael Batz | P: NDR 1990
R: Hans Rosenhauer | S: 60 Min.
D: Barbara Nüsse, Rainer Schmitt

Traumfabrik
A: Roger Hall | Ü: Hubert von Bechtolsheim
R: Renate Heitzmann | S: 45 Min.
P: DLR 1995
D: Rolf Ludwig, Michael Schenk, Th. Thieme

Anna Marx und die Mörderin
A: Christine Grän | P: SWR 1999
R: Walter Adler | S: 55 Min.
D: Hansi Jochmann, Hermann Lause

A=Autor | B=Bearbeitung | D=Darsteller (u.a.)
P=Produkt. | R=Regie | S=Dauer | Ü=Übersetz.




Lesung
Lesung von Leo Greller (1/2) - Mediensatire
TEIL1

Lesung
Lesung von Leo Greller (2/2)
TEIL2





Die besten öffentlich-rechtlichen Kriminal-Hörspiele außer Konkurrenz (etc.) der letzten Jahrzehnte nach Meinung des HÖRSPIELers | Ranking

TOP-2 des HÖRSPIELers
Kriminal-Hörspiel / außer Konkurrenz
(chronologisch)

Gestatten, mein Name ist Cox
A: Alexandra & Rolf Becker | P: NWDR 1959
R: Walter Netzsch | S: 180 Min.
D: Carl-Heinz Schroth, Siegfried Lowitz

Das Bouillabaisse-Komplott
A: Andreas Pflüger | P: DSK 1993
R: Albrecht Surkau | S: 45 Min.
D: Otto Sander, Angelika Waller

A=Autor | B=Bearbeitung | D=Darsteller (u.a.)
P=Produkt. | R=Regie | S=Dauer | Ü=Übersetz.





Verrat auf dem Land
Verrat auf dem Land
VERRAT

Der Wächter der verbotenen Welt
Der Wächter der verbotenen Welt
DER WÄCHTER






DREI ???

Drei Männer vor dem Mikro

Jens Wawrczeck als Peter Shaw Über 17 Millionen Tonträger verkaufte das Quickborner Label EUROPA mit den unverwüstlichen drei ???. Selbst unerfreuliche Lizenzstreitigkeiten um die Jahre 2006 und 2007 hielten die Macher nicht davon ab, vorübergehend unter dem geänderten Titel 'DiE DR3i' weitere Jugendkrimis zu veröffentlichen. Für viele Hörer Teil übriggebliebener Jugenderinnerungen wird inzwischen wieder die Originalserie weiter fortgesetzt, die sich nach wie vor konstanter Beliebtheit erfreut.

Seit 1993 werden die Folgen von deutschen Autoren geschrieben, nachdem die amerikanische Originalreihe "The Three Investigators" (nach Robert Arthur) ab 1989 eingestellt wurde. Die drei Hauptrollen der deutschen Vertonungen sprechen seit 1979 Oliver Rohrbeck (Justus Jonas, 1. Detektiv), Jens Wawrczeck (Peter Shaw, 2. Detektiv) und Andreas Fröhlich (Bob, Andrews, 3. Detektiv).
Wie lange uns der derzeitige Medien-Hype um die drei Fragezeichen, dem sich anzuschließen selbst der eine oder andere Feuilletonist offenbar nicht widerstehen konnte, noch erhalten bleibt, wird die nähere Zukunft zeigen. Nicht zu unterschätzen ist jedoch vermutlich die Zahl derjenigen Hörspielhörer, die über `harmlose´ Kinder- und Jugendhörspiele (quasi als `Einstiegs-Droge´) ihr Interesse an den `ausgereifteren´ Produktionen öffentlich-rechtlicher Natur entdeckt haben. Dies ist ein schöner Nebeneffekt.

Über die kommerziellen Produktionen hinaus scheint nachhaltig lediglich Jens Wawrczeck dem klassischen 'Radio-Hörspiel' verbunden zu sein. Während man Oliver Rohrbeck viel als Fernseh-Synchronsprecher und Sprecher kommerzieller Hörbücher (nicht zuletzt seiner eigenen bei der erfolgreichen 'Lauscherlounge') wahrnimmt und Andreas Fröhlich mit seinem jugendlich-kumpelhaften Timbre Fernsehwerbung bereichert und ebenfalls zahlreiche Charaktermimen synchronisiert, wirkt Wawrczeck seit über einem Jahrzehnt verstärkt in öffentlich-rechtlichen Hörspielproduktionen mit.

Übrigens: Hat eigentlich jemand das zweite der drei ??? Fragezeichen und Cineast Jens Wawrzceck schon einmal darauf aufmerksam gemacht, dass er optisch der Zwillingsbruder des jungen Lou Castel (eigentlich Ulv Quarzéll) sein könnte, der in Filmen wie 'Mit der Faust in der Tasche' (1965) rebellierend brillierte ? Und hat schonmal jemand den Ur-Berliner und ersten der drei ??? Fragezeichen Oliver Rohrbeck darauf aufmerksam gemacht, dass in ungefähr einer Stunde Fahrzeit von der Hauptstadt entfernt ein richtiger Hörspielbahnhof im Brandenburgischen existiert ?
Noch nicht ? Schwach ! Nachholen ... !


INTERVIEW

Jens Wawrczeck [im Winterhuder Fährhaus]

Jens Wawrczeck (Foto mit freundlicher Genehmigung durch ebendiesen)Wie sah Dein erster Kontakt mit dem Medium `Hörspiel´ aus ?

Ich wußte schon sehr früh, dass ich Schauspieler werden wollte. Darum war ich begeistert als in der fünften Klasse unser Deutschlehrer verkündete, dass der Norddeutsche  Rundfunk Kinder für den Schulfunk suchen würde. Ich spazierte, damals noch ohne das Wissen meiner Eltern, am Nachmittag zum Vorsprechen und wurde genommen. Da war ich ca. elf. Und die darauf folgenden Jahre habe ich mehr oder weniger hinter dem Mikrofon zugebracht, z.B. in Astrid Lindgrens `Brüder Löwenherz´ oder als Mogli im `Dschungelbuch´. Auf der Bühne stand ich das erste Mal 1976, an den Hamburger Kammerspielen. Und Theater ist auch heute noch meine ganz große Liebe, glaube ich. Ich  war ein merkwürdiges Kind, ich hörte weder die Musik der anderen, noch las ich deren Bücher oder sah die Filme, die den anderen gefielen. Es gab immer wieder Zeiten, in denen ich mich selber lieber angepaßter gesehen hätte. Später habe ich dann erfahren, dass das, was mich unterschieden hat, durchaus ein Vorteil sein kann. Zumindest als Sprecher und Schauspieler. Bis ich sechzehn war habe ich eine Unmenge Hörspiele gemacht. Dann kam der Stimmbruch und es wurde etwas ruhiger.

Wie ging es dann weiter ?

Nach dem Abitur war ich in Hamburg auf der Schauspielschule und eines Tages wurde ich einem Regisseur vor die Nase gesetzt, mit dem ich heute noch arbeite und den ich sehr verehre: Hans Gerd Krogmann. So landete ich mehr oder weniger zufällig in der Abteilung `das anspruchsvolle Hörspiel´. In den letzten zehn Jahren habe ich bei Krogmann fantastische Rollen gespielt. Aber in anderen Produktionen habe ich es manchmal auch erlebt, dass hinter den sogenannten anspruchsvollen Texten nichts weiter steckte als heiße Luft; dass ich im Studio saß und teilweise gar nicht verstanden habe, was ich da spreche und auch der Rest der Crew ziemlich ratlos blieb. Das hinterläßt dann einen fahlen Nachgeschmack, weil ich nicht nur das Gefühl habe, einem aufgeplusterten Nichts Leben einhauchen zu müssen, sondern außerdem befürchten muß, dass mir das nicht gelingt.

Kannst Du da Beispiele nennen ?

Es gab Texte, oft sogenannte `innere Monologe´ , die nicht besonders gut, d.h. in diesem Fall schauspielerfreundlich geschrieben waren. Vielleicht bin ich ja auch zu ungeduldig, zu oberflächlich, zu konventionell ...
Schauspieler unter dem heißen Blechdach Ich habe ein Hörspiel gemacht, vor Jahren, zu dem ich nur sehr schwer Zugang fand. Am Abend vor den Aufnahmen habe ich den Regisseur im Hotel getroffen und gesagt: `Ich habe den Text gelesen, aber ich weiß nicht,mit welcher Haltung ich den spielen soll.´ Daraufhin meinte der Regisseur: `Oh, um Himmels Willen !! Überhaupt keine Haltung ! Lassen Sie den Text irgendwie fließen.´. Am nächsten Morgen ging ich ins Studio mit dem Vorsatz, es `fließen´ zu lassen und mir nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen. Manchmal funktioniert so etwas auch sehr gut. Aber in diesem Fall war die Arbeit eine Qual und am Ende habe ich mich bei allen entschuldigt und gesagt, ich hätte das Gefühl, vollkommen versagt zu haben. Daraufhin habe ich vom Toningenieur erfahren, dass fast alle Schauspieler mit einem ähnlichen Gefühl aus der Produktion geschlichen sind.

Kommt so etwas öfter vor ?

Es ist nicht die Regel, aber natürlich frage ich mich ab und zu nach einer Produktion: `Was war das ?´. Es gibt Produktionen, die ein Riesenerfolg werden, wie z.B. 'Raumschiff Titanic' , bei denen es während der Aufnahmen aber extrem schwer ist, der Handlung zu folgen. Da hantiert man dann mit mehreren Manuskripten (Mehrteiler) und nimmt nicht chronologisch auf. Daher ist es schwer, den Überblick zu bewahren, zu wissen `was ist meiner Figur eigentlich in der Szene vorher widerfahren ?´ ... usw. In solchen Situationen ist ein starker Regisseur wichtig. Übrigens: Oft sind gerade die Produktionen ein großer Erfolg, in denen sehr viel weniger Herzblut und persönliches Engagement steckt - Wer weiß, warum? Das kann frustrierend sein.

Wie stehst Du zum Medium Hörspiel ?

Das Hörspiel ist eine Oase in der Medienlandschaft. Dort arbeitet man noch unter vergleichsweise sehr guten Bedingungen, zumindest bei den Öffentlich-Rechtlichen. Dort wird sich bei größeren Produktionen durchaus noch vier bis acht Wochen Zeit genommen. Die meiste Zeit wird allerdings nicht für die Schauspieler, sondern für die Mischung gebraucht. Da es den meisten Schauspielern sehr viel Spaß macht, in Hörspielen mitzuwirken, können auch oft kleinere Rollen mit tollen Leuten besetzt werden.

Fühlst Du Dich dem Medium Hörspiel eigentlich besonders verbunden ? Du hast ja immerhin Deine Karriere mit Hörspielen gestartet.

Genau. Ich habe mit Hörspielen angefangen und ich fühle mich dem Medium sehr verbunden. Das Spannende daran ist, dass es so intim ist.

Intim vom Konsum oder auch von der Mache her ?

Beides. Vom Konsum sicher. Wie oft haben mir Hörer erzählt, sie wären mit einem Hörspiel von mir eingeschlafen (!), besonders Die drei Fragezeichen werden gerne unter der Bettdecke gehört. Das ist doch schon sehr intim ... . Aber auch die Mache ist intim, weil man so `nah´ am Darsteller ist.
Die Stimme: Es gibt kaum etwas Persönlicheres, finde ich. Auf der Bühne kann man ablenken, schummeln, mit Effekten blenden, sich verkleiden usw. Das Ohr nimmt aber wahr, ob ich wahrhaftig bin, das Mikrofon läßt sich nicht belügen. Auch wenn ich mir nach so vielen Jahren sicher eine gewisse Hörspieltechnik angeeignet habe. Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung. Das Mikrofon ist mein Partner. Es ist, als wäre ich mit einem Geliebten zusammen und würde ihm ins Ohr flüstern. Das Medium Hörspiel hat etwas absolut Erotisches. (lacht)

Hörst Du selbst privat auch Hörspiele ?

Selten. Wenn ich selber mitwirke, werde ich beim Hören sehr ungeduldig. Nach dem Motto: Das hättest Du doch besser machen können !

Schauspieler unter dem heißen Blechdach

Wird denn nach wie vor aufwendig produziert ? Nimmst Du Veränderungen wahr ?

Es wird relativ aufwendig produziert. Aber auch in der Hörspielbranche ist Zeit Geld und alles muß schnell gehen. In Berlin habe ich kürzlich für Random House Audio/BMG den Roman `Die Sonne ist eine geniale Göttin´ gelesen, der jetzt als Doppel-CD erschienen ist. Das war ein Pensum von 120 Seiten, die ich in zwei Tagen gelesen habe. Das ist sehr viel. Da ging ich abends nach Hause und hatte einen fusseligen Mund. Und das, obwohl ich eigentlich hart im Nehmen bin. Mir wurde dann gesagt, dass man früher doppelt so viel Aufnahmezeit zur Verfügung gehabt hätte. In solchen Fällen hilft es, gut vorbereitet zu sein und einen Regisseur zu haben, der unterstützt.

Dann bist Du also ein Typ, der durchaus einen Regisseur für Rückmeldungen braucht ?

Irgendwie ja. Im Idealfall ist das jemand, der mir nicht vorschreibt, wie ich etwas gestalten soll, sondern mir zuhört und gemeinsam mit mir auf die Suche geht.

Wie nimmst Du die allgemeine Tendenz in Sachen Hörspiel wahr ? Ist die steigend oder fallend ?

Es wird immer mehr produziert. Besonders in Kooperation mit den Hörbuchverlagen. Alles wird kommerzieller. Leider teilweise auch die Besetzung. Die Verantwortlichen besetzen gerne Fernsehschauspieler, die nicht unbedingt ideal für die Rolle sind, weil sie hoffen, auf diese Weise mehr zu verkaufen. Schwierig ist es auch, dass ein Hörspiel, das zwar von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten produziert, aber anschließend von irgendwelchen Hörbuchverlagen ebenfalls veröffentlicht wird, nicht mehr uneingeschränkt Musiken verwenden darf. Das ist urheberrechtlich problematisch. Einer  meiner Lieblingsregisseure, Hans Gerd Krogmann, der Hörspiele mit vielen Musikzitaten inszeniert, fast wie Opern, ist zu Recht völlig frustriert, wenn ihm solche Handschellen angelegt werden. Das beschneidet die künstlerische Freiheit.

Wie sieht es eigentlich mit Rückmeldungen im Sinne von Publikumsreaktionen aus ?

Ich weiß nicht, was die Hörspielredaktionen tatsächlich an Kommentaren von Hörern bekommen. Wir, die Schauspieler, kriegen das wenig mit. Höchstens gibt es innerhalb der Branche Reaktionen, Komplimente oder auch das Gegenteil.

Ist es denn eigentlich eine Art Referenz, wenn man z.B. zum Fernsehen möchte und man hat vorher Hörspiele gemacht ?

Glaube ich nicht. Beim Fernsehen gilt es manchmal schon als ein Makel, wenn man zuviel Theater gespielt hat. Da heißt es, man sei zu theatralisch.

Wie nimmst Du eigentlich die Einschätzung von kommerziellen Hörspielproduzenten und öffentlich- rechtlichen Realisatoren wahr ? Gibt es da Berührungsängste, oder ignoriert man sich gegenseitig vielleicht sogar vollständig ?

Sicher gibt es auf beiden Seiten Scheuklappen. Die einen halten die anderen für oberflächlich, die anderen die einen für elitär. Als Schauspieler sehe ich das gelassener. Ich versuche, mein Bestes zu geben.

Bist Du eigentlich abonniert auf Krimis ?

Eigentlich nicht. Vielleicht entsteht der Eindruck, weil insgesamt so viele Krimis in den letzten Jahren produziert worden sind. Auch das ist sicher ein Zeichen dafür, dass auch bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten immer mehr danach geschielt wird: Was läßt sich verkaufen ? Was wollen die Hörer hören ?  Schade eigentlich.

Schauspieler unter dem heißen Blechdach

Unterscheidet sich denn die Produktionsweise der Privaten und der Öffentlichen sehr voneinander ?

 Ja. Die Öffentlichen lassen sich sehr viel mehr Zeit für Aufnahme und Mischung. Und sie sind auch viel beharrlicher, wenn es darum geht, die Schauspieler zu engagieren, die sie für optimal halten. Letztes Jahr spielte ich abends in Hamburg Theater und stand tagsüber in Stuttgart für die Hörspielfassung von Grimmelshausens `Simplicissimus´ beim SWR vorm Mikrofon.
Das bedeutete, dass ich allein achtmal hin- und herfliegen musste. Diesen Aufwand, und letztlich auch Streß, können sich kleinere, private Firmen gar nicht leisten. Das war selbst für den SWR eine Ausnahme, weil es sich wirklich um eine sehr, sehr aufwendige und große Produktion handelte. Aber wenn ein Regisseur bei den Öffentlichen Dich haben möchte, gelingt es ihm für gewöhnlich, Dich zu bekommen, weil wirklich alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. Der Regisseur bei den Öffentlichen ist im Vergleich zu den Privaten sowieso ein enorm wichtiger Mann. Ich würde soweit gehen, zu sagen, dass die Arbeit zwischen Schauspieler und Regisseur bei den Öffentlichen intensiver ist.

Sind Die drei Fragezeichen eigentlich die einzigen Hörspiele für Kinder und Jugendliche, bei denen Du mitwirkst ?

Zur Zeit schon, und in dieser Serienform auf jeden Fall. Die drei Fragezeichen sind mit anderen Produktionen auch gar nicht zu vergleichen. Ich mache das jetzt seit über zwanzig Jahren und wenn ich -was tatsächlich häufiger vorkommt- an der Stimme oder am Lachen von DREI ???- Hörern erkannt und angesprochen werde, dann ausschließlich auf eine sehr persönliche, angenehme und liebevolle Art. Die drei Fragezeichen scheinen für viele ein Teil der Jugend zu sein, der gute Teil. Und ohne dass Andreas, Oliver oder ich jemals so etwas geahnt hätten, haben wir eine sehr intime und dauerhafte Beziehung zu unseren Hörern aufgebaut. Das ist insofern überraschend, weil der reine Zeitaufwand, den die DREI ???-Aufnahmen im Jahr für uns bedeutet, relativ gering ist und im Vergleich zu anderen Jobs, Theater usw., kaum der Rede wert.
Ich fühle mich sehr privilegiert, über so viele Jahre dabei sein zu dürfen, aber Die drei Fragezeichen sind in meinem Leben als Schauspieler sicher nicht das Wichtigste.

Wie ist Dein Verhältnis zu den anderen beiden Sprechern der DREI ??? ?

Inzwischen kommen Oliver, Andreas und ich sehr gut miteinander aus. Am Anfang war das nicht immer so. Ich war vielleicht ein bißchen eingeschüchtert von den beiden. Heute bedauern wir, dass wir uns nicht häufiger sehen. Wir mögen uns wirklich sehr. Wenn man so viele Jahre zusammenarbeitet, entsteht ein enormes Vertrauen und auch Respekt. Die Aufnahmen sind so familiär, dass wir gerade unsere gemeinsamen Szenen, die in der Zentrale oder auf dem Schrottplatz, nicht als Arbeit empfinden, sondern als Fest. Im Ernst: Ich glaube, dass das die Qualität der DREI ??? ausmacht. Man glaubt uns, dass wir vertraut miteinander sind, dass wir uns mögen, durch dick und dünn füreinander gehen würden und uns wirklich gut kennen, weil es tatsächlich so ist. Nächstes Jahr (2002) wollen wir übrigens mit einer Art Live-Performance auf Tour gehen.

In letzter Zeit gab es ja Irritationen um die Rolle des Peter Shaw, dadurch dass verbreitet wurde, er sei schwul bzw. hätte einen Freund.

Ach herrjeh... ! Wir werden so oft gefragt: `Warum haben Die drei Fragezeichen keine Freundinnen ?´ usw.,  dass ich irgendwann mal gesagt habe: `Vielleicht haben die ja was miteinander, wer weiß ?´. Aber mal ehrlich: Ob Peter schwul ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle, weil diese Thematik bei den DREI ??? auch keine Rolle spielt. Das Sexualleben von Justus, Peter und Bob ist weitgehend tabu bzw. nicht relevant. Wir lösen Kriminalfälle. Der Rest bleibt der Fantasie der Hörer überlassen. Die ist bunt genug, denke ich.



die HÖRSPIELer: Jugendkrimiserie und Zeitgeist


DREI ??? - KURZREZENSION

... und der Zeitgeist-Test

drei jugendliche Ermittler 'Die Drei Fragezeichen' waren und sind mit Abstand Deutschlands erfolgreichste Jugend-Hörspielserie. Andere innovativere und mutigere Formate, wie etwa die Widerlichen Zeiten, konnten sich bis heute in punkto Popularität nicht gegenüber dem immensen Ausstoß der Produktionen von Heikedine Körting durchsetzen.

Nach über 3 Dekaden, in denen sie ermittelten, haben sich Moral und Werte nachhaltig verändert, was sich bisher noch viel zu wenig auf die Rezeption der einzelnen Geschichten niedergeschlagen hat. Die HÖRSPIELer wollen dies ändern und nehmen die 'klassischen' ersten 22 Folgen der Serie diesbezüglich genauer unter die Lupe. (Spoiler-Warnung!)


DREI ??? - KURZREZENSION [01+02]

Papageien und Phantome

Papagei Die drei toxischen Jungdetektive starten ihren ersten Fall 'Der Superpapagei' mit der für sie so typischen Spuren- um nicht zu sagen 'Schnitzel'jagd nach einem Schatz. Papageien geben in diesem Fall Hinweise auf den späteren Fundort eines wertvollen Bildes.
Der sicher sehr gute Schauspieler Gerlach Fiedler hat einen enormen Bass als Stimme, bei dem man denkt, dass bei jedem Atemzug ein paar Hundert Nasenhaare mitschwingen. Ein äußerst unästhetisches Timbre, das muss hier einmal gesagt werden. Die 'Telefonlawine' zur Recherche eines Verdächtigen richtet sich ausschließlich an junge männliche Kalifornier ('Jungen') - was mit den Vorgaben des Gender-Mainstreaming überhaupt nicht in Einklang zu bringen ist: Wir alle wissen, dass junge weibliche Menschen ('Mädchen') genauso abenteuerlustig sind, wie Angehörige des ungerechterweise leider immer noch bevorzugten Gechlechts. Auch der Hinweis gegen Ende des Hörspiels auf die 'ruhenden Gebeine' einer Gruppe von amerikanischen Ureinwohnern hingemetzelter weißer Siedler ist für den Gedanken der Völkerverständigung nicht hilfreich. Nicht zuletzt, weil inzwischen auch dem letzten Zweifler bekannt sein müsste, dass alles Leid der Welt von weißen, christlichen Amerikanern verursacht wird - woran Massenmedien und politische Organisationen zurecht regelmäßig erinnern.

Die drei Fragezeichen streiten sich mit Java-Jim um den Inhalt einer alten Seefahrerkiste, der möglichweise zu einem Seeräuberschatz führt. Professor Shy hilft ihnen dabei.
Der wunderbare Gottfried Kramer hat in der zweiten Folge 'Der Phantomsee' eine Doppelrolle zu bewältigen, was für einen exzellenten Sprecher wie ihn natürlich kein Problem ist. Aber die Regieanweisungen erfüllten leider alle Klischees, die zur Entstehungszeit der Vertonung noch äußerst virulent und unheilvoll waren: Kramer spricht den Ganoven Java-Jim rauhbeinig und aggressiv, während er Professor Shy als zart besaitet und 'tuntig' darstellt. Er macht das sehr überzeugend, aber warum muss eigentlich der virile Verbrecher als allem Anschein nach heterosexuell und der gutmütige und zivilisierte Professor als allem Anschein nach homosexuell dargestellt werden ? Es ist ungut, diese tradierten Rollenbilder in einem Jugendhörspiel fortzuschreiben. Ganoven können sehr wohl gewalttätig und schwul sein, Menschenfreunde durchaus auch mal heterosexuell.


DREI ??? - KURZREZENSION [03+04]

Hunde und Katzen

karpartenhund Bei einem netten älteren Herren, der einige seltene Kunstgegenstände besitzt, scheint es in der Wohnung zu spuken. Er berichtet den drei Fragezeichen von seltsamen Lichtblitzen in seinem Arbeitszimmer. Außerdem wurde 'der Karpartenhund', eine geheimnisvolle Glasskulptur, gestohlen. Die drei Fragezeichen ermitteln in dem Fall und befragen die Nachbarn in der Wohnanlage, von denen jeder sein eigenes Geheimnis zu verbergen scheint. Dann ereignen sich noch mehr seltsame Unfälle.
Die Folge 'Der Karpartenhund' ist die beste 'klassische' (Episoden 1-28) Hörspielvertonung der Fälle der drei Fragezeichen. Es wurde ein überzeugendes und rasantes Verwirrspiel um die schrulligen Mieter (Gernot Endemann, Katharina Brauren sowie Hans Hessling) einer Wohnanlage inszeniert, das bis heute nichts von seinem Charme eingebüßt hat. Lediglich die Tatsache, dass am Ende als Täter ein Gewohnheitsraucher entlarvt wird, stellt einen kleinen Wermutstropfen dar - wird diese Bevölkerungsgruppe doch bereits genug von aufdringlichen Gesundheitsaposteln drangsaliert.

In einem Wanderzirkus ereignen sich immer wieder brenzlige Zwischenfälle. Außerdem werden die drei Fragezeichen Zeuge, wie jemand versucht, eine scheinbar wertlose schwarze Stoffkatze zu stehlen. Besteht ein Zusammenhang zwischen beiden Auffälligkeiten ?
Die Folge 'Die schwarze Katze' gehört zu der bei den drei Fragezeichen beliebten aber leider auch etwas eintönigen Kategorie von 'in unscheinbaren Gegenständen ist etwas Wertvolles oder zumindest der Hinweis auf etwas Wertvolles versteckt'. Bemerkenswert ist die Beschreibung des gesuchten Täters als 'dunkelhäutig', welche später auch zu seiner Überführung beiträgt. Zur Entstehungszeit des Hörspiels 1979 hatte sich noch nicht wie heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass Angehörige ethnischer Minderheiten oder gar Menschen aus 'Südland' grundsätzlich keine selbstverantworteten Verbrechen begehen. Die ursächlichen gesellschaftlichen Mißstände wurden in der ansonsten passablen Vertonung überhaupt nicht thematisiert. Es bleibt zu hoffen, dass die zuständigen Verlagsmitarbeiterinnen die entsprechenden politisch unkorrekten Details aus künftigen Neuabmischungen des Hörspiel-Oldies herausschneiden.


DREI ??? - KURZREZENSION [05+06]

Rubine und Totenköpfe

Büsten im Garten Der junge Gus (Stephan Chrzescinski) hat eine Erbschaft angenommen, mit der er nicht viel anfangen kann. Die drei Fragezeichen sollen bei der Entschlüsselung des Testament-Wortlauts helfen. Es steht ein Edelstein in Aussicht. Der Fluch des Rubins hat manchem seiner Vorbesitzer Unglück gebracht. Trotzdem sind noch andere hinter dem Stein her.
Die im Hörspiel ausgesprochene Warnung "Nimm dich in Acht vor einem dunkelhäutigen Mann !" lässt definitiv eine kultursensible Sprache im Sinne von Niedersachsens ehemaliger Sozialministerin mit Migrationsgeschichte Aygül Özkan vermissen. Lediglich das frühe Erscheinen der Vertonung bereits 1979 kann entschuldigen, dass Frau Özkan, die mit ihrer „Mediencharta für Niedersachsen“ sicher keine Zensur in Deutschland einführen wollte, das Werk vermutlich nicht gutheißen würde.
Noch ein Wort zu den Büsten großer Berühmtheiten, in denen die Fragezeichen einen Hinweis auf oder gar den Edelstein selbst vermuten: Es sind die Abbilder von George Washington, Benjamin Franklin, Ottavian, Homer, Otto von Bismarck sowie Francis Bacon. Darunter befindet sich nicht EINE Frau. Dabei waren Frauen für die Geschichte der westlichen Welt genauso wichtig, wie Männer. Warum ist keine Büste von Hildegard von Bingen oder Madame Curie dabei ? Hier wurde leider eine Chance vertan.
Aus Angst vor dem Fluch des Rubins äußert sich Gus in einer Art, die sämtliche wohlmeinende Vertreter des Sozialstaats - Pädagogen, Anwälte, Politiker - zur Verzweifelung treiben würde: "Dann bleibe ich lieber arm. Ich werde schon irgendwie durchkommen ..." Als wenn arme Menschen in dieser Gesellschaft auch nur irgendeine Chance auf wirtschaftlichen Aufstieg hätten ! Genau aus diesem Grunde haben wir schließlich den Umverteilungsstaat, der die Menschen motiviert und Initiative entwickeln lässt.

Der sprechende Totenkopf führt Justus Peter und Bob zu einem versteckten Schatz, hinter dem auch ein vorbestrafter Roma sowie ein Berufsverbrecher her sind.
Die Fährte zum Schatz führt über die Korrespondenz eines einsitzenden Verbrechers. Wegen der Gefängniszensur müssen die drei Detektive die Andeutungen in seinen Briefen enträtseln. Würde man die Geschichte heute neu und politisch korrekt vertonen, müsste man noch etwas deutlicher machen, dass die im Gefängnis Inhaftierten vor der Gesellschaft geschützt werden und nicht etwa umgekehrt.


DREI ??? - KURZREZENSION [07+08]

Drachen und Geister

Bei ihren von Alfred Hitchcock in Auftrag gegebenen Recherchen um einen geplanten Bankeinbruch geraten die drei Detektive an ein vermeintliches Meeresungeheuer, von dem sie sich allerdings nicht ins Bockshorn jagen lassen. Der unheimliche Drache entpuppt sich als harmlose Attrappe und auch einer der Bankräuber in spe kann von Justus noch rechtzeitig zur Vernunft gebracht werden.
Besonders die Wendung, dass Justus einen der mutmaßlichen Verbrecher noch rechtzeitig von seinen Raubplänen abbringen kann, ist aus heutiger kriminalpolitischer Perspektive sehr erfreulich. Während der junge Jonas ihm Fluchthilfe leistet, sagt er noch: 'Ich glaube, dass Sie im Grunde genommen ein Spaßvogel sind, der wieder einmal über´s Ziel hinaus geschossen ist'. Manch eine Hörerin oder ein Hörer mögen bei der überaus pädagogisch wertvollen Auflösung des Falls - ohne vielleicht genau zu wissen, warum - an moderne Kriminalpolitiker wie Ehrhart Körting, Sebastian Edathy oder Christian Pfeiffer denken. Das wäre jedenfalls naheliegender, als Namen wie Kirsten Heisig, Thilo Sarrazin oder Ronald Barnabas Schill mit einem Jugendhörspiel, wie dem 'Unheimliche Drachen', in Verbindung zu bringen.

grüner Geist Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews helfen in Der grüne Geist einer chinesischstämmigen Farmbesitzerin, ihre Ranch gegen Intrigen zu verteidigen. Ein chinesischer Millionär hat es auf besondere Perlen abgesehen, die angeblich unsterblich machen sollen. Um in ihren Besitz zu gelangen, entführt er sogar den Neffen der alten Dame.
Sehr heikel mutet aus heutiger Sicht die eher negative und klischeebeladene Darstellung des chinesischen Finsterlings durch Ernst von Klipstein mit rollendem 'l' sowie gekünstelt hoher Stimme an. Die europäische Politikelite übt sich seit Jahren in Lobpreisungen über das kommunistisch-kapitalistische Regime im Reich der Mitte - sowohl was wirtschaftliche als auch demokratrische Fortschritte anbelangt. Man sollte es sich mit diesem immer wichtiger werdenden Global Player also auf keinen Fall verscherzen - das wissen wir heute, damals konnte man noch altbundesrepublikanisch naiv agieren.


DREI ??? - KURZREZENSION [09+10]

Bilder und Mumien

Eine europäische Gräfin (Gisela Trowe) beauftragt die drei Fragezeichen, den Nachlass ihres verstorbenen Bruders zu recherchieren. Die rätselhaften Bilder des Malers, die allesamt verschiedene Ansichten ein und desselben Hauses zeigen, wollen jedoch auch noch andere aufspüren: Neben Skinny Norris ein rätselhafter Holländer.
Während einer Verfolgungsjagd per Fahrrad gibt Bob Andrews, der dritte Detektiv, im Straßenverkehr Bemerkungen von sich, wie 'Wir kümmern uns nicht um rotes Licht !' und 'Nicht um die Ampeln kümmern !'. Das ist aus medienpädagogischer Sicht nicht gut. Außerdem versuchten die Autoren dieses Jugendkrimis vor über 30 Jahren, die Hörer mit der Schilderung eines vermeintlich unsympathischen und gefährlichen Holländers auf eine falsche Fährte zu locken. Aus heutiger Sicht ist das ebenfalls unschön, werden Holländer doch gegenwärtig ohnehin international vom medialen sowie politischen Establishment stark angefeindet. Dies sogar zu Recht, da sie einige bedenkliche Persönlichkeiten, wie Geert Wilders und Ayaan Hirsi Ali hervorgebracht haben, die sich entgegen den Vorgaben einer sich weltweit steigender Beliebtheit erfreuenden friedlichen Ideologie für Frauen- und Homosexuellenrechte einsetzen. Bösewichter in Krimis sollten grundsätzlich nicht mit Akzent sprechen.

Sarkophag Ein Altertumsforscher bittet die drei Fragezeichen, ihm bei der Lösung des Geheimnisses um die flüsternde Mumie, die er aus Ägypten nach Kalifornien brachte, zu helfen.
Dass der Professor seine sieben philippinischen Gärtner nicht auseinanderhalten kann, liegt vielleicht nur daran, dass es sich bei ihnen um Brüder handelt und nicht weil er á la Thilo Sarrazin eigene Theorien über die weniger ausgeprägte genetische Vielfalt bei Asiaten pflegt. Gerade noch gerettet ... . Weniger nett ist die Behauptung des Professors (Karl Walter Diess), 'Aberglaube spreche aller Wissenschaft Hohn'. Dieser Aufklärungsfundamentalismus ist ein Schlag ins Gesicht vieler neuer Bürger dieses Landes, denen wir in den letzten Jahren einen starken Schub auf dem Weg zu einer Rekonfessionalisierung der Gesellschaft verdanken. Vor diesem Hintergrund wäre zudem ein Hinweis im Hörspiel oder wenigstens auf dem Cover begrüßenswert, dass in Ägypten die alten Pyramiden großzügigerweise nach wie vor als Zeugnisse der Vergangenheit und früherer Religionen geduldet werden und ihnen ein ähnlich drastisches Schicksal wie das der Buddha-Statuen von Bamiyan bisher erspart geblieben ist.


DREI ??? - KURZREZENSION [11+12]

Schlösser und Wecker

Gruselschloss Der ehemalige Vampir- und Monsterdarsteller Stephen Terrill veranstaltet in einem schlossähnlichen Haus Gruseleinlagen, um mögliche Käufer für das Gemäuer abzuschrecken. Er kann das Gespensterschloß selbst nicht erwerben, denn er ist verarmt, weil er nach der Einführung des Tonfilms und dem damit verbundenen Bekanntwerden seiner Fistelstimme keine Engagements mehr erhielt. Die drei Fragezeichen kommen ihm natürlich auf die Schliche.
Die jugendlichen Detektive lassen in dieser Folge kurzweilig immerhin etwas Mitleid mit dem durch seine abnorme Stimme gestraften ehemaligen Schauspieler und Prominenten erkennen. Sie sind damit ihrer intoleranten Zeit ein gutes Stück voraus - das Hörspiel entstand im Jahr 1980 als man in den elektronischen Massenmedien noch übersteigerten Wert auf wohlklingende und ansprechende Timbres bei Schauspielern und Sprechern legte (Dagmar Berghoff, Wolf-Dieter Stubel, Marlen Diekhoff). Heute, im Jahr 2017, haben Medienanbieter und Publikum glücklicherweise derart oberflächliche Betrachtungsweisen im Bezug darauf, was man anderen Menschen zumuten kann und was nicht, überwunden und weisen kaum noch Berührungsängste mit penetranten Stimmen auf. Erfolgreiche zeitgenössische Prominente wie Gülcan Kamps, Stefan Raab oder Charlotte Roche profitieren verdientermaßen von diesem erfreulichen Einstellungswandel bezüglich der Überbetonung von Talent. Dagegen vermögen selbst Experten für Phoniatrie und Pädaudiologie, wie Niels Graf von Waldersee, der unter anderem den häufig ausbleibenden weiblichen Stimmbruch thematisiert, nichts auszurichten.

Die drei Detektive aus Rocky Beach helfen einem Jungen beim Beweis der Unschuld seines Vaters, der Opfer eines Justizirrtums wurde. Eine wichtige Rolle bei der sich anschließenden und für die drei Fragezeichen typischen Beweis-Schnitzeljagd spielen seltsame Wecker, die statt mit Alarmsignalen durch menschliche Schreie die Nachtruhe ihrer Besitzer beenden sollen.
Es gibt anmaßende Zeitgenossen, die behaupten, dass Regisseurin Heikedine Körting als Sprecherin in ihren eigenen Hörspielen nicht übertrieben geeignet sei. An dieser Stelle kann jedoch festgehalten werden, dass sie als schreiender Wecker einen ganz besonders nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen verstand.


DREI ??? - KURZREZENSION [13+14]

Schatten und Monster

In der äußerst belanglosen Folge um einen lachenden Schatten und entführte Indianerkinder wird unter anderem gegen Vegetarier gestichelt, was alles andere als nett ist: Justus, Bob und selbst den stets recht feminin klingenden Peter schüttelt es vor Abscheu als ihnen ein Hirsebratling angeboten wird. Schade.
Den besorgten Indianervater spricht der altbewährte Schauspieler Gernot Endemann, was vielleicht gut gemeint sein mag, aber in dieser Folge durch seine grotesk verstellte Stimme recht aufgesetzt und penetrant wirkt. Wenn in früheren Zeiten europäischen Schauspielern das Gesicht schwarz bemalt wurde als sie indigene Menschen zu spielen hatten, wirkte dies stets schon unangenehm. Wenn deutsche Sprecher ihre Stimmen unter schlechter Regieanleitung zu 'Indianisieren' versuchen, kann man sich als Hörer nur beschämt abwenden.

BergmonsterDie drei Fragezeichen Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews sind mit Patrick und Kenneth, den beiden irischstämmigen Handlangern der Schrott- und Antikhandels von Justus' Onkel, in den Bergen von Rocky Beach unterwegs, um deren Cousine in ihrer abgelegenen Natur-Pension zu besuchen. Aber erstens verhält sich Kathleen von Anfang an recht seltsam den unangekündigten Gästen gegenüber und zweitens scheint in den Bergen noch ein seltsames Wesen umzugehen, was die drei Jungdetektive erneut ermitteln lässt.
Es fällt außerordentlich schwer, an der Folge mit dem Bergmonster herumzumäkeln, da diese zu den besten der Serie gehört. Die Gäste der Wald-Pension sind interessant beschrieben und werden mitsamt ihrer untereinander ausgetragenen Konflikte sehr gut von den Sprechern verkörpert. Ähnlich wie bereits im Karpartenhund entwickelt sich hier unter ausgewogener Regie ein äußerst hörenswertes kleines Kammerspiel zwischen verschiedenen schrägen Kauzen.


DREI ??? - KURZREZENSION [15+16]

Löwen und Zauberspiegel

Löwe im Käfig Eine als friedlich geltende Raubkatze macht dem Betreiber eines Tierparks das Leben schwer als er immer häufiger Anfälle von Raserei entwickelt. Um diesen rasenden Löwen sollen sich daher die drei Jungdetektive kümmern und herausfinden, warum sich sein Naturell verändert hat, so dass er plötzlich zu einer Gefahr für die Menschen werden kann.
Als über das Tier gesprochen wird, nennt ein Tierparkangestellter es 'George', worüber sich Peter Shaw sogleich mokiert, da früher Tieren speziellere Tiernamen gegeben wurden, z.B. 'Lucky', 'Balu', 'Pluto' etc. - und eben keine 'normalen' Menschennamen. In einer modernen und weitgehend individualisierten Gesellschaft, wo Tiere zunehmend als Ersatz für nichtexistente Familienangehörige fungieren, kann man darüber nur den Kopf schütteln und selbstverständlich den vermenschlichten Vierbeinern konventionelle Namen geben, wenn man schon immer weniger Menschen in der Familie um sich hat. Also - keine sehr sensible Einlassung vom zweiten Detektiv! Dass der Bösewicht dieses Kriminalfalls abwertend als Mann mit einem 'Nussknackergesicht' beschrieben wird, zeugt zudem nicht eben von viel Sensibilität gegenüber dem holzverarbeitenden Handwerk.

Hat der antike Spiegel einer netten alten Lady Zauberkräfte ? Jedenfalls weckt er Begehrlichkeiten - unter anderem bei einem zwielichtig wirkenden Herren aus Südeuropa...
Die ansonsten sehr nette erwähnte Lady äußert sich in einem Moment verwundert darüber, dass der aufdringlich um den Zauberspiegel bemühte Südeuropäer sich so hartnäckig verhalte, OBWOHL er doch Spanier sei. Dass durch solche unbedachten Aussagen in dem Hörspiel zwar positive aber eben auch ungerechte Stereotype über Südeuropäer bzw. Spanier zementiert werden, wonach diese also ansonsten besonnen, nüchtern und logisch agieren, ist nur schwer hinzunehmen, obwohl das Stück ansonsten durchaus unterhaltsam anzuhören ist.


DREI ??? - KURZREZENSION [17+18]

Erbschaften und Geisterinseln

Erneut begeben sich die drei jungen Ermittler auf eine mit mehr oder weniger kniffligen Hinweisen gespickte kriminalistische Schnitzeljagd, diesmal nach einer gefährlichen Erbschaft.
Einer der Fingerzeige setzt die Freundschaft eines Mannes mit einem Polizisten voraus ('die Polizei, dein Freund und Helfer'). Heutzutage ist in Städten wie Berlin oder Hamburg gefühlt jede zweite Häuserwand mit einem 'ACAB'-Graffiti (`welches für 'All Cops are bastards' - 'alle Polizisten sind Bastarde' steht) verziert - augenscheinlich von wohlmeinenden verantwortlichen Politikerinnen geduldet, wenn nicht sogar gutgeheißen, da kaum nennenswert geahndet. Somit wäre die Kumpanei mit einem 'Bastard' mit Sicherheit als nicht vorbildliches soziales Verhalten anzusehen - ganz anders als in den frühen 80er Jahren, als viele Jungen noch desorientiert davon träumten, später einmal Polizist werden zu können.

Geisterinsel Ein früheres Verbrechen erschwert die Dreharbeiten eines Filmteams auf einer Insel, auf der der Geist eines verstorbenen Mädchens umgehen soll. Doch auch aktuell geschehen Dinge, die nicht in Ordnung oder gar geheuer zu sein scheinen. Die Fragezeichen sollen helfen.
Ins Fadenkreuz des Unmuts einiger leicht rückständig erscheinender Inselbewohner gerät wegen einiger kleinerer Delikte ein junger griechischer Einwanderer, was beim ersten Hinhören natürlich nicht gerade von Weltoffenheit zeugt. Auch das Fallbeispiel des undurchsichtig wirkenden Tom Farraday, eines ehemaligen skrupellosen Bankräubers, der eigentlich resozialisiert scheint, aber dann, als sich auf der Geisterinsel erneut eine Gelegenheit für kriminelles Handeln ergibt, wieder umso heftiger rückfällig wird, scheint nicht gerade dafür geeignet, Heranwachsenden das Bild einer einfühlsamen und inkludierenden Gesellschaft vermitteln zu helfen.


DREI ??? - KURZREZENSION [19+20]

Teufel und Flammen

Justus, Peter und Bob beobachten unheimliche Geräusche, die aus einem alten Bergwerk kommen. Als sie den Vorgängen auf die Schliche kommen wollen, werden sie in eine Schlucht gestürzt und geraten beinahe in die Fänge eines Urzeit-Ungetüms.
Um unbemerkt in das alte Bergwerk zu gelangen, greifen sie zu einer bewährten alten List: Sie staffieren alte Kleider als Puppen-Doppelgänger ihrer selbst aus und platzieren sie vor dem Stolleneingang, so dass Beobachter denken sollen, dass die drei Jungen sich außerhalb des Teufelsberges aufhalten. So weit, so gut - aber als 'Krönung' verlangt Justus von seinen Mitstreitern, den Doubles noch typisch mexikanische Sombreros aufzusetzen, was zweifelsohne einen unappetitlichen Akt 'kultureller Aneignung' darstellt. Als Amerikaner dürften sie allenfalls auf Cowboyhüte zurückgreifen. Ansonsten ist die Folge abwechslungsreich und geladen mit spannender Atmosphäre.

flammende Spur Im Haus eines alten Einwanderers in Rocky Beach geschehen seltsame und bedrohlich wirkende Dinge.
Für die Folge um die flammenden Spuren des Mr. Potter muss man der vertonenden Hörspielfirma das Kompliment machen, dass sie der Versuchung widerstand, in einer Geschichte, die von den blutigen Familienfehden zwischen Exil-Rumänen handelt, der Versuchung widerstanden zu haben, auf allzu billige Klischees und Stereotypen über Menschen aus Osteuropa zurückgegriffen zu haben: Fragt man heute etwa einen Tschechen, welches Volk in dem südostbalkanischen Land beheimatet ist, ist die Wahrscheinlichkeit nicht gering, dass er mit 'Sinti und Roma' antwortet oder einem anderen Wort, das aus dem deutschen Sprachraum aus gutem Grunde gestrichen wurde. Na und selbst, wenn dem so wäre !
Nicht so schön war hingegen der Ausspruch von Justus, dass der vermisste Mr. Potter in einem 'freien Land' wie Amerika hingehen könne, wohin er wolle. Diese Spitze gegen Diktaturen, Autokratien und 'gelenkte' Demokratien wird in der gegenwärtigen Bundesrepublik, wo ein Präsident einem todbringenden Regime im Nahen Osten zu dessen 40. Jahrestag Glückwünsche im Namen aller Deutschen schicken kann, ohne dass dies irgendwelche Konsequenzen für ihn hat, vermutlich weniger goutiert werden als zur Entstehungszeit des Hörspiels in den Achtziger Jahren.


DREI ??? - KURZREZENSION [21+22]

Teufel und Schätze

tanzende Teufel Die Auftraggeberin der drei Jungdetektive ist zunächst ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft in Rocky Beach, das seine Puppe vermisst und hofft, dass Justus, Bob und Peter sie ihr mit Hilfe ihrer Fähigkeiten im Aufspüren vermisster Gegenstände wiederbeschaffen können.
In dieser Folge um das ebenfalls verschwundene Kunst-Artefakt eines tanzenden Teufels tritt leider einmal mehr der heteronormativ geprägte hässliche Teilcharakter der sich ansonsten zur Zeit ihres erstmaligen Erscheinens eigentlich progressiv gerierenden Jugendserie zum Vorschein: Ein kleines Mädchen vermisst seine Puppe ! Ja, so etwas ist sicher schon vorgekommen. Aber musste man (beziehungsweise 'frau') bei einer einflussreichen Unterhaltungsserie wie dieser wirklich tradierte Rollenbilder fortschreiben, wenn ebenfalls glaubwürdige Alternativen zur Verfügung gestanden hätten: So hätte das Mädchen statt seiner Puppe doch auch ebensogut seine Modell-Dampfmaschine vermissen können! Hier wurde leider ohne Not eine gute Chance vertan, Kindern und Jugendlichen einen Ausweg aus dem Sumpf konservativer Geschlechterbilder aufzuzeigen.

Der verschwundene Schatz aus einer Ausstellung verwickelt die jungen Schnüffelnasen Bob, Peter und Justus in ein Abenteuer um einen Bankraub, in das auch Gnome, Lilliputaner und 'Zwerge' (heutzutage korrekterweise als 'kleinwüchsige Menschen' bezeichnet) verwickelt sind - und zwar als Bösewichter.
Das war selbst für das damals noch in Quickborn beheimatete Hörspiellabel starker Tobak und natürlich nicht gerade toleranzfördernd, wenn man davon ausgeht, dass kindliche oder jugendliche Hörspielhörer über keinerlei ihnen durch ihr Elternhaus vermittelten moralischen Kompass verfügen, der ihnen ein eigenes humanistisch geprägtes Urteil über das Gehörte ermöglicht. 'Cancel Culture' ist hier weniger angezeigt als wünschenswerte Charakterstärke.
Auch der in der Geschichte untergebrachte Hinweis, dass es heutzutage in der arabischen Welt immer noch Sklaverei gebe, ist überflüssig wie ein Kropf, lässt auf wenig kulturelle Sensibilität schließen und spielt vielleicht sogar jenen reaktionären Kräften in die Hände, die in den letzten Jahren verstärkt darauf hinwiesen, dass die arabischen Nationen historisch gesehen mit Abstand die größten Sklavenhändler stellten und nicht etwa die europäischen, wie von regressiven Politikerinnen hierzulande häufig proklamiert.


Die Hörspiel-Rezensionen auf dieser Seite beziehen sich ausschließlich auf die ungekürzten Erstausgaben als Musikkassette in den 1980er Jahren. Es gab danach zwar später noch andere Veröffentlichungsformen der gleichen Hörspiele vom selben Hersteller bzw. dessen Rechtsnachfolgern (CD's, mp3-Downloads u.ä.), aber auf diese beziehen sich die o.g. Rezensionen ausdrücklich nicht.




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DER WÄCHTER






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TRASHIGER IMPROVISATIONSKULT

Hörspieltravestie aus den Achtziger Jahren

Die sowohl anarchischen als auch enervierenden Schwestern Mathilde und Doris Newton leben mit wechselnden Partnern auf einem Schloss. Beide teilen sowohl ihren Hang zu dramatischem Verhalten als auch die Neigung zu lautstarken Auseinandersetzungen. Im Laufe der Handlung kommt es zu verschiedenen Abenteuern mit Comedy- und Satire-Charakter in den Bereichen der Raumfahrt, der Musikindustrie sowie der Religion. Vorsicht: Spoiler!

Guru 'Juri' und Großguru 'Doris Newton' Gespielt wurden sämtliche Charaktere von zwei Hamburger Jugendlichen in Anlehnung an seinerzeit populäre Hörspielserien, wie Perry Rhodan oder Flash Gordon. Deren bekannte Produzentin Heikedine Körting nahm übrigens nie Kontakt zu den beiden Hörspiel-Amateuren aus Altona auf - etwa um das Programm des 'Europa'-Labels mit deren Titeln vielfältiger zu machen. Trotz der nicht erfolgten Kommerzialisierung fanden die schrägen Geschichten mit Hilfe von Kassettenkopien und eines kleinen Piratensenders im Hamburger Westen rasch großflächig Verbreitung. Die bunte, streckenweise auch etwas infantil anmutende, aber oft auch sehr gelungen improvisierte Independent-Produktion 'Widerliche Zeiten' brachte es über mehrere Jahre auf zehn Folgen sowie weitere Ableger. Sie kann rückblickend als Teil einer breiten kreativen Basis gesehen werden, aus der später das Radio 'Freies Sender Kombinat - FSK' hervorgehen sollte. In jüngster Zeit schnellen die Internet-Abrufzahlen der inzwischen auditiv 'aufpolierten' Hamburger Trash-Hörspiele wieder in die Höhe.

Vierzigstes Jubiläum der Widerliche-Zeiten-Hoerspielserie In einigen Folgen werden Angehörige verschiedener Religionen zwar satirisch und humorvoll aber dennoch auch kultursensibel und als fühlende Menschen dargestellt. Zur Entstehungszeit der Stücke in den Achtziger Jahren waren gegenüber Religionen oder religiösen Ritualen herablassende oder auch entlarvende Inhalte bei Komikern, wie z.B. Otto Waalkes, an der Tagesordnung. Heute sollte auf die Gefühle von Gläubigen, auch wenn manche von ihnen sich selber intolerant verhalten, mehr Rücksicht genommen werden, damit diese sich nicht ausgegrenzt fühlen müssen. Der Serie 'Widerliche Zeiten' gelang dies, trotz ihrer frühzeitigen Erscheinens in der Achtziger Jahren, fraglos mit Bravour.



WIDERLICHE ZEITEN - [01+02]

Das Ding aus dem Sumpf / Lawine über Schittney

Mathilde und Doris sind ein zumeist harmonisches SchwesternpaarFür ein spontan eingelegtes nächtliches Nachtkonzert auf dem Schloss North Cothelstone Hole mag einfach nicht die rechte Stimmung entstehen. So entscheiden sich Mathilde, Doris, Heinrich und Ottokar ersatzweise für einen Imbiss, der ihnen jedoch nicht gut bekommt. Der Schlossteich, aus dem der Fisch stammt, muss vergiftet sein. Ein seltsames technisches Ungetüm wird mit viel Mühe aus dem Tümpel nahe des Schlosses geborgen. Was fangen die vier damit an ? Der Fisch aus dem inzwischen gereinigten Gewässer schmeckt jedenfalls nach wie vor ungenießbar. Die unheimliche Nacht will einfach nicht enden auf dem Schloss North Cothelstone Hole. Beim Versuch, etwas mit dem gefundenen Hi-Tech-Teil anzufangen, kommt es zu einem folgenschweren und explosiven Zwischenfall. Die schrulligen Schlossbewohner bekommen einen Hinweis, dass der verschwundene wertvolle Satellit in Neuschneeland zu finden ist. Hals über Kopf, bei schwerem Wellengang aber immerhin gutem Appetit macht man sich auf den Weg dorthin.
Spur der Lawine über Shittney Angelangt im Tempel der Unsterblichkeit in Neuschneeland entbrennt ein völlig überflüssiger Streit darüber, wer als erstes in das sagenumwobene Wasser eintauchen darf. Mathilde, Doris, Ottokar und Heini hätten lieber darauf achten sollen, ob ihnen jemand in das verbotene Gemäuer folgt. Heinrich wird aufgrund seiner Unvorsichtigkeit inhaftiert, denn Fremde dürfen sich nicht im Tempel aufhalten. Doris versucht ihm mit List und weiblicher Tücke zur Hilfe zu eilen und ihn aus dem Gefägnis zu befreien. Doch Neuschneeländer sind misstrauisch. Mit vereinten Kräften versuchen Doris, Ottokar und Mathilde ihren Freund aus dem fremden Knast zu befreien. Doch Heini selbst durchschaut das Komplott, das auf Doris´ Mist gewachsen ist, nicht so ganz und ist daher äußerst beunruhigt. Der Preis für Heinis Befreiung aus dem schneeländischen Gefägnis erscheint außerordentlich hoch: Neben einer ungewollten Krankheit wird auch noch unbeabsichtigt eine Schneelawine ausgelöst – was selten gut ist und die Widerlinge daher zunächst irritiert.


WIDERLICHE ZEITEN - [03+04]

Flucht vor dem Monster / Ein Butler spielt falsch

Mathilde hält die sengende Wüstenhitze tapfer aus und sieht dabei sogar noch damenhaft adrett ausHeimgekehrt nach North Cothelstone Hole kommen die vier nicht dazu, sich über ihre erste Kolonie zu freuen. Im Schloss spukt es – und es sind nicht die alteingesessenen Bettlaken-Geister, die Mathilde, Doris, Ottokar und Heini terrorisieren. Auf der Jagd nach den ungebetenen Geisterbesuchern begeben die vier sich in die unterirdischen Gewölbe des Schlosses. Dort stellen sie sich erwartungsgemäß nicht gerade sehr geschickt an. Sind sie eigentlich noch Jäger oder schon Gejagte ? In einer Wüstenlandschaft auf der anderen Seite des Tunnelgewölbes ergeben sich sich neue Möglichkeiten: In einer Art Pyramide stößt man neben antiken alten Lebensmitteln auf wertvolle Schätze, an denen jedoch auch noch andere interessiert zu sein scheinen. Mit den Reichtümern, die sie sich unter den Nagel gerissen haben, kommen Mathilde, Doris, Ottokar und Heini daher nicht weit. So leicht wie in Neuschneeland wird es ihnen anderenorts nicht gemacht. Besonders an dem fremdländischen Zoll beißen sie sich diesmal die Zähne aus.
Ein Butler spielt falsch Zurück in Cothelstone geht das Lotterleben der Widerlinge weiter. Nicht einmal auf eine einfache Aufgabenverteilung für das gemeinsame Frühstück können sie sich einigen. So regiert also das altbekannte Chaos. Weil sie selbst nicht für Ordnung im Schloss sorgen können, engagieren Mathilde, Doris, Ottokar und Heini den Butler Edward. Sie denken das Schloss daher in guten Händen als sie nach Ghanistan reisen, um dort das geheimnisvolle `kosmische Rätsel´ zu lösen. Es geht nach Asien. Die Widerlinge wissen sich dort nicht gut zu benehmen. Aber was solls ? Sie bekommen die Informationen, die sie benötigten und kehren zurück nach Cothelstone. Ob Edward inzwischen gut abgestaubt hat ? Man wagt jedenfalls den Neubau eines Raumschiffs. Er gelingt erstaunlich gut. Doch beim ersten Startversuch kommt es zu unerwarteten Komplikationen.
Sollten sich Doris Bedenken gegen das überstürzte Raketenabenteuer am Ende bestätigen ?


HEIKLES THEMA

Widerliche Klimaleugner?

In Folge 4 der Serie 'Widerliche Zeiten' von 1985 sagt Ottokar die vor dem Hintergrund des internationalen Klimasterbens skandalös anmutenden Sätze: "Es ist Sommer - Juni. Es ist heiß. Wir haben 32 Grad im Schatten". Dieser Verweis auf die Tatsache, dass bereits vor knapp 4 Jahrzehnten heiße Sommer ganz natürlich waren, scheint beim ersten, unbedarften Hinhören den Klimawandel zu negieren. Das ist jedoch so nicht zu verstehen.

Gefahr durch Unwetter auch in Cothelstone? Man muss es nicht automatisch als Leugnung des Klimawandels betrachten, wenn in einem Hörspiel aus den 1980er Jahren darauf verwiesen wird, dass auch damals die Sommer bereits sehr heiß waren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahrnehmung von Wetterphänomenen, wie beispielsweise heiße Sommer, von einzelnen Ereignissen und persönlichen Erfahrungen geprägt sein kann - in diesem Fall eben von der individuellen Wahrnehmung des liebenswert tolpatschigen Schlossbesitzers, Ehemanns der nervigen Mathilde und Abenteurers 'Ottokar Newton', der mit seinen Ansichten und Einschätzung im Laufe der Travestie-Trash Serie durchaus öfters mal daneben liegt. Der Klimawandel bezieht sich eben nicht auf einzelne Wetterereignisse, sondern auf langfristige Veränderungen des globalen Klimasystems. Der Klimawandel ist durch eine signifikante und anhaltende Erwärmung der Erdatmosphäre und der Ozeane gekennzeichnet, die hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird - das bestätigen fast alle ernstzunehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu verstehen. Wetter bezieht sich auf kurzfristige atmosphärische Bedingungen, während Klima das langfristige Durchschnittsmuster des Wetters in einer bestimmten Region oder global beschreibt.

Das Vorhandensein heißer Sommer in den 1980er Jahren sagt nichts über den Klimawandel im Allgemeinen aus. Um den Klimawandel zu verstehen, müssen langfristige Daten über einen längeren Zeitraum und eine breitere geografische Ausdehnung betrachtet werden. Es ist wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten zu berücksichtigen, um eine fundierte Meinung zum Klimawandel zu bilden. Leugnung des Klimawandels basiert oft auf einer selektiven Betrachtung von Informationen und der Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Ottokar Newton aus der 'Widerliche Zeiten'-Serie ist also nicht als Klimaleugner zu verstehen, womit beruhigt festgestellt werden kann, dass die beliebten Hörspiele aus den Achtziger Jahren auch heute noch bedenkenlos genossen werden können. (Bitte nicht klimaschädlich Streamen, sondern lieber Herunterladen)


WIDERLICHE ZEITEN - [05]

Streit im Weltall

Mathilde und Doris geraten leider auch im Weltall in kleinkarierten Streit miteinander Das Schloß North Cothelstone Hole verwandelte sich wegen mangelnder ingenieurtechnischer Fähigkeiten in ein flammendes Inferno. Eigentlich ein Grund für seine Bewohner, wenigstens jetzt zusammen zu halten, wo man gemeinsam in den Weltraum startet. Doch weit gefehlt: nun geht der Streit erst richtig los. Was soll man außerdem von der Mannschaft eines Raumschiffs erwarten, die auf das Nervigste untereinander zerstritten ist ? Mathilde, Doris, Ottokar und Heini verstehen sich seit dem Start überhaupt nicht mehr untereinander. Als letzter Versuch, das Klima an Bord zu retten, wird ein gemeinsames Abendessen anberaumt. Doch der Stress geht weiter: An Bord des Raumschiffs scheint es keine drängenderen Probleme zu geben als die Auswahl des Musikprogramms. Auch als unvermittelt ein blinder Passagier auftaucht, hegen die vier Reisenden zunächst keinen Verdacht. Der Eindringling erweist sich als überraschend rabiat und sperrt die Widerlinge ein. Doch sie ergeben sich nicht einfach ihrem Schicksal sondern schmieden mehr oder weniger intelligente Fluchtpläne. Schon sehr bald bekommen sie mehr frische Luft als ihnen recht ist.
Wieder befreit sehen die Reisenden sich neuen Gefahren gegenüber, zum Beispiel einem sich rasch näherndem schwarzen Loch. Als wenn das nicht schon genug wäre, scheinen die vier aus Cothelstone auch noch die Orientierung im All verloren zu haben. WeltraumstreitWo war noch einmal der Planet, den man aufsuchen wollte, um das `kosmische Rätsel´ zu lösen ? Immer wieder brechen Mathilde, Ottokar, Doris und Heini in offenen Streit über Kleinigkeiten aus. Die Ernährungsfrage ist nach wie vor ungelöst, da müssen die vier sich auf die schwierige Landung auf dem Barnard vorbereiten. Es wundert daher nicht, dass der Ausstieg auf den Planeten für drei von ihnen sehr schmerzhaft beginnt. Auf der Flucht vor rumorenden Aliens fliehen die Widerlinge immer weiter in das Planeteninnere. Dort stehen sie vor der Wahl, ob sie die Fahrt durch ein unbekanntes, möglicherweise uraltes Röhrensystem wagen wollen. Die Verfolger rücken unaufhaltsam näher und daher gehen sie das Risiko ein. Das bekommt Ottokar und irgendwie auch Heini überhaupt nicht gut. Ausgerechnet Mathilde, die bisher als ein Ausbund an Verantwortungsbewusstsein und Weisheit glänzte, kommt mit dem Schicksal Ottokars nicht zurecht und fängt an, zu trinken. Heini und Doris wollen das nicht zulassen und sie von der absehbaren Selbstzerstörung abhalten. Das gelingt ihnen, jedoch anders als insbesondere Heini sich dies vorgestellt haben dürfte.


WIDERLICHE ZEITEN - [06+07]

Krieg der Sängerinnen / Ein Guru mischt mit

Mathilde und Doris sind zwei begeisterungsfähige Schwestern im mittleren Alter auf unserer kosmischen Parallel-Welt 'Wega'Zwischen Mathilde und Doris kommt es zum Glück doch nicht zum Schlimmsten, denn gerade als sie sich gegenseitig an die Gurgel gehen wollen, taucht ein Unbekannter auf North Cothelstone Hole auf. Ein Unbekannter ? Zumindest die mollige Mathilde will der Fremde noch aus vergangenen Tagen kennen. Doris reagiert auf diesen Friedrich zunächst recht skeptisch. Aber dann schmilzt das Eis zwischen den beiden und so planen sie in großer Vorfreude Doris´ Karriere als beste Cothelstoner Popsängerin. Mathilde fühlt sich zurückgesetzt und plant daher, den beiden einen gehörigen Strich durch die Rechnung zu machen. Die Aufnahmen im Tonstudio verlaufen wegen Doris´ übergroßer Nervosität und Friedrichs Tollpatschigkeit schwieriger als erwartet. Als die Jungsängerin wieder daheim im Radio die Hitparade hört, erlebt sie eine böse Überraschung: Doris ist stinksauer auf Mathilde, die ihr die Show gestohlen hat. Wenigstens bei den begehrten Werbeverträgen für die Popstars will sie die Nase vorne haben. Friedrich hilft ihr dabei, sich mit reichlich fragwürdigen Werbepartnern einzulassen.
Die Konkurrenz zwischen den beiden ungleichen Schwestern wird immer unerträglicher und gewalttätiger.Diese beiden auf den ersten Blick sehr sympathischen Sängerinnen sind sich überraschenderweise gegenseitig nicht ganz grün Da trägt es sicher zur Entspannung bei, dass Doris sich zu einer Geschäftsreise nach Cer aufmacht. In Cer angekommen stolpert sie sogleich über einen merkwürdig aussehenden Fremden, der sie jedoch schnell in seinen Bann zieht. Dennoch will sie zunächst ihre Heiratspläne mit Friedrich in die Wirklichkeit umsetzen. Die musikalische Untermalung für Ihre Hochzeitsfeier haben Friedrich und Doris der geschäftstüchtigen Mathilde überlassen, was sich schnell als Fehler herausstellt. Guru JuriEs kommt daher wieder einmal zu unvermeidlichem Streit zwischen allen Beteiligten. Und der Standesbeamte hat alle Hände voll zu tun. Während eines gemütlichen Gesprächs am Kamin offenbart der eigentlich sehr locker wirkende Juri den anderen Cothelstonern danach sein wahres Ich. In Sachen Religion scheint er leider sehr fanatisiert zu sein und andere Glaubensrichtungen abzulehnen. Dennoch macht Doris sich mit ihm auf nach Toshiva, die Heimat des Großgurus.


WIDERLICHE ZEITEN - [08+09]

Prüfungen des Wahnsinns / Die Robot Killer

Doris, die begeisterte Teetrinkerin Doris und Juri geraten in Toshiva in eine brenzlige Situation nach der anderen. Doch sie lassen sich nicht beirren und bereiten den Bau eines neuen Tempels vor. Mathilde hadert derweilen mit ihrem neuen Ehemann Friedrich, der mittlerweile gar nicht mehr so freundlich ist und Juri fühlt sich in Gaß-Thune, der MoeGuul-Hauptstadt von Toshiva, hörbar unwohl. Dennoch unternimmt er mit Doris und Mathilde einen touristischen Ausflug durch die fremdartige Metropole. Die Schwestern sind begeistert. In der Zwischenzeit wird Cothelstone von unbekannten Außerirdischen angegriffen während Friedrich alleine im Schloss ist. Doris und Mathilde sind nämlich zu der Zeit im Musikstudio und versuchen sich gegenseitig zu sabotieren. Auch Juri kehrt zum Schloss zurück – er hat dort etwas Wichtiges vergessen. Mathilde will gerade als Miss Arry-Laine in einer Fernseh-Talkshow singen als die Nachricht herinplatzt, dass ihr Ehemann Friedrich spurlos von North Cothelstone Hole verschwunden ist und vermutlich entführt wurde. Tapfer wie sie ist, setzt sie ihren Auftritt dennoch fort und trifft sich sogar hinterher noch mit einem neuen Verehrer.
Juri nimmt Doris mit zum Großguru und führt sie in die Religion ein. Zunächst nimmt sie jedoch nur den Rang eines `Kleingurus´ ein, was ihr überhaupt nicht recht ist. Mathilde startet hingegen einen weiteren Karriereanlauf bei einem umtriebigen Musikproduzenten. Für Doris wird es indes endlich ernst: Auf der FluchtJuri und der Großguru beginnen mit den Prüfungen, an deren Ende die Entscheidung stehen wird, ob sie ein würdiger Vollguru werden kann. Doris gibt sich alle erdenkliche Mühe, die Aufgaben die sie zu bewältigen hat, sind jedoch mehr als seltsam. Der zwielichtige Musikproduzent J.J. entpuppt sich mittlerweile tatsächlich als Betrüger, der Mathilde beinahe ins Unglück stürzt. Um ihre Angelegenheiten zu regeln, fliegt sie zusammen mit Yamo zurück nach Cothelstone. Auf dem Flughafen treffen sie auf zwei Gurus. Es geht zurück in die Heimat. Das altehrwürdige Schloss North Cothelstone Hole ist allerdings inzwischen absolut kein sicherer Ort mehr. Das müssen auch Doris und Yamo feststellen als sie gerade mal wieder einen religiösen Familienstreit vom Zaun brechen wollen. Aber auch Mathilde muss gegen Winkeladvokaten um ihr Recht kämpfen.
Auf einem Kühlschrank in Toshiva ereignet sich eine Tragödie, die Juri nicht gleichgültig lässt. Doris hingegen hat wenig Zeit zu trauern: Sie befindet sich mit Yamo und Friedrich in der Hand von unheimlichen Fremden. Es scheint kein Entkommen möglich. Juri und Mathilde kommen zunächst nicht darauf, was wirklich mit Doris, Richard und Juri geschah. Mathilde plagen schließlich ganz andere Sorgen: Sie ist hoch verschuldet und auf Jobsuche.


WIDERLICHE ZEITEN - [10]

Schloss in Trümmern

Mathilde genießt ihren erneuten Urlaub in Toshiva und ist leider keine grosse Hilfe beim Raumschiffbau. Das bekommt auch Doris zu spüren als sie aus dem All zurückkehrt. Auf der Wega machen sich Juri und Mathilde Sorgen um die von rachsüchtigen Außerirdischen entführte Doris und ein bisschen wohl auch um Friedrich. Doris ist unterdessen nicht faul: Während sie auf wahnsinnige Weise mit ihrer Vergangenheit aufräumt, denkt Juri noch, er müsse ihr zu Hilfe eilen und kommandiert die Gurus zum Raumschiffbau ab, damit er möglichst bald in den Weltraum starten kann. Mathilde folgt ihm dabei ins Guru-Reservat nach Toshiva. Sie ist bei den Bauarbeiten allerdings keine große Hilfe. Doris erobert inzwischen in ihrem Machtrausch immer mehr Land für die Gurus und landet schließlich ihrerseits mit ihrem Raumschiff im Toshiva-Reservat. Dort warten Juri und Mathilde voll Wiedersehensfreude auf ihre Ankunft. Aber ist es noch die alte Doris, die sie zu sehen bekommen werden ?
Die Toshivaer zelebrieren ihren neuen erfolgreichen Großguru aus dem All. Dabei werden jedoch die Gefühle von Mathilde außer acht gelassen. NCH zum Glück noch nicht in TrümmernMit Wut im Bauch kehrt sie in die Wüste zurück, um sich an ihrer Schwester und an allen, die ihr Unrecht angetan haben, zu rächen. Doris kommt unterdessen nicht dazu, ihren neuen Ruhm als Großguru zu genießen, denn dafür tauchen mit einem Mal zu viele Zeugen der Vergangenheit auf, mit denen sie nicht nur angenehme Erinnerungen verbindet. Offenbar hat sie mit den Jahren vollkommen vergessen, dass sie nicht immer in ihrem Leben alleinstehend war. Wie wird sie die neue Situation meistern ? Zunächst geht es allerdings wieder zurück nach Cothelstone. Doch das ist auch nicht mehr so friedlich wie einst: Sowohl Mathilde und Ottokar als auch Doris mit ihren beiden Männern müssen vor den Voodoogeistern auf Cothelstone in jeweils einen der beiden Schlosstürme flüchten. Kein optimaler Aufenthaltsort, wenn man sich selbst dort einschließt und hinter der Tür die Gefahr lauert. Ottokar hat eine fremdartige magische Technik mit nach Cothelstone gebracht, mit der er auch Heini wieder zum Leben erwecken will. Die Suche nach seinem Grab gestaltet sich allerdings schwierig und ist dank der neckischen Späße von Doris nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Die Widerlinge verabschieden sich im Zwist von den Zuhörern.

Schauplatz der jugendlichen Trash-Hörspielserie: der imaginäre aber dennoch sehr schöne Planet Wega

INTERVIEW MIT REGISSEUR ABE GREENBAUM

Wie lebt es sich heute nach dem Ende der 'Zeiten' ?

Mit `Widerliche Zeiten´ schuf Abraham `Abe´ Greenbaum Mitte der Achziger Jahre die erste deutschsprachige Trash-Hörspielserie. Aus heutiger Sicht erscheint sie unter anderem wegen ihrer gnadenlos überzeichneten Darstellung von Religion besonders mutig. Ähnliches vermisst man seit jeher bei öffentlich-rechtlichen Produktionen. Wir erhielten Gelegenheit, den in Hamburg lebenden Abe Greenbaum Anfang dieses Jahres zu interviewen.

Seit der Scheidung von ihrer ersten Ehefrau und `Doris Newton´-Darstellerin Priscilla leben Sie mit Ihrer Partnerin Pamela Drinkwater und Ihrem Terrier zurückgezogen in einem Hamburger Elbvorort. Entschuldigen Sie bitte die indiskrete Frage, aber viele Hörspielfreunde wird es sicher sehr interessieren: Pflegen Sie heute noch Kontakt zu Priscilla Greenbaum ?
Priscilla ist ihr Erfolg leider irgendwann zu Kopf gestiegen. Sie hatte ein paar kleinere Hitsingles und auch mit den Hörspielen kam ja einiges an Popularität. Eine Zeit lang war `Doris Newton´ bei norddeutschen Comedyfans sicher ähnlich populär wie Klein Erna, die sich ja Domizil in den Elbvorortenebenfalls nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Irgendwann färbten aber die exzentrischen Charaktereigenschaften der Rolle `Doris Newton´ auf Priscilla ab. Die Serie `Widerliche Zeiten´ lief schließlich ganze drei Jahre lang, da kann sich schon mal Berufliches mit Privatem vermischen. Priscilla benahm sich auf einmal auch zu Hause immer tyrannischer und legte völlig absurde Star-Allüren an den Tag, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Als sich dann auch noch ein gewisser religiöser Wahn bei ihr abzeichnete, warf ich sie kurzerhand aus meinem Haus. Aber ich möchte hier nicht schlecht über sie reden. Ich hoffe, es geht ihr gut. Wir haben uns seit ungefähr 15 Jahren nicht mehr gesprochen. Sie lebt meines Wissens inzwischen in Kanada und schreibt erbauliche Bücher.

Ihre Trennung geschah ungefähr zu der Zeit als auch die `Widerliche Zeiten´-Saga nach 10 Folgen abruppt eingestellt wurde. Für viele Fans war das offene Ende der Serie enttäuschend. Gerade hatte sich Doris zur machtvollen Eroberin für ihre `Guru´-Religion gemausert, da war plötzlich Schluss mit lustig und in Hamburg fiel die letzte Klappe.
Das Ende von `Widerliche Zeiten´ hatte nichts mit den handgreiflichen Attacken von Priscilla auf mich zu tun, auch wenn man das vielleicht vermuten könnte. Aber meine damalige Frau war schließlich nicht die einzige Unwägbarkeit am Set – ich war da schon lange nicht mehr empfindlich. Auch mit der ehemaligen Country-Sängerin und `Mathilde´-Darstellerin Miss Arry Laine gab es im Laufe der Zeit Meinungsverschiedenheiten, die nicht selten mit einem blauen Auge endeten. So etwas läuft bei mir unter `Berufsrisiko´. Arry erging es nach Serienende leider weniger gut als Priscilla: Sie brachte volltrunken einen Barmann in South-Carolina um, der sich weigerte, ihr weiteren Whiskey auszuschenken. Hier erwiesen sich die `Widerlichen Zeiten´ als verhängnisvolle Blaupause für die Realität.

Während einer langlebigen Produktion wie den `Widerliche Zeiten´ entstehen natürlich auch immer viele Ungereimtheiten und Gerüchte, zu denen Abraham `Abe´ Greenbaum im Interview gerne Stellung bezog.

Es halten sich hartnäckige Gerüchte, einer der Hauptsprecher sei der Hamburg-Rissener Sky Dumont, besser bekannt als angegrauter Witwenverführer in TV-Serien, gewesen.
Das ist ein schmeichelhaftes Gerücht. Aber ich nutze hier gerne die Gelegenheit, um es ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: Herr Dumont hat zu keinem Zeitpunkt an meiner Serie `Widerliche Zeiten´ mitgewirkt. Das kam alleine alterstechnisch schon nicht in Frage. Rechnen Sie doch mal dreiundzwanzig Jahre zurück – ich glaube, der Herr Bielefeld ist inzwischen schon an die Siebzig. Nein, die Sprecher der Serie waren damals neben Priscilla und Arry allesamt No-Names, die Sie danach vielleicht höchstens nochmal in einer Radiowerbung für schnellösliches Kaffeepulver gehört haben können.

Es soll auch finanzielle Probleme bei Ihrer Hörspielproduktion gegeben haben.
Sie sind erstaunlich gut informiert. Ja, meine Geldsorgen gaben schließlich den Ausschlag für den letzten Vorhang. Das Besondere bei den `Zeiten´ war, dass ich jede Szene eigens vor Originalschauplätzen Mathilde und Doris Newtonaufnehmen ließ, obwohl wir ja eigentlich nur eine Hörspielreihe produzierten. Das war natürlich alles nicht ganz billig. Aber die Schauspieler konnten sich auf diese Weise viel besser in ihre Rollen und die aktuelle Handlung hineinversetzen. Die öffentlich-rechtlichen Hörspielproduzenten haben ja bis heute nicht begriffen, wie wichtig das für die Arbeit an einem Stück sein kann. Von der Konkurrenz der kommerziellen Kassettenhersteller will ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst anfangen. Bei denen wurde ja nahezu ausschließlich in sterilen Tonstudios aufgenommen. Wir hatten für die `Zeiten´ im schottischen Hochmoor ein altes Kastell angemietet, drehten die Wüstenszenen in der Kiesgrube von Hamburg-Rissen und die religiösen Abschnitte der letzten Folgen in der Nähe eines ausgedienten Buddhistentempels in Nepal. Die Raumschiffmodelle ließen wir von einem Schweizer Künstler aus Pappmaché anfertigen. Für die Sound-Spezialeffekte setzte ich das damals sehr moderne Sinclair ZX Spectrum ein und später auch den Schneider CPC. Die Aufnahmeumstände strapazierten die Crew zwar oft sehr, aber ich finde, dafür hört sich das Ergebnis auch besonders realistisch an. Das war mir die Mühen und die Ausgaben wert und nicht zuletzt deshalb erfreuen sich `die Widerlinge´ ja auch immer noch großer Beliebtheit bei Hörspielfreunden.

Ein wichtiger Streitpunkt zwischen Hörspielmachern und Hörspielhörern ist immer wieder die Art und das Ausmaß der musikalischen Untermalung der Stücke. Auch für `Abe´ Greenbaum war und ist dies kein ganz einfaches Thema.

Die Serie ist seit einiger Zeit als Torrent-Stream im Internet zu hören.
Wir haben das ganze alte Material sehr aufwendig und gewissenhaft in einem neuen Schnitt für die Konsumenten der heutigen Zeit überarbeitet. Mit dem Ergebnis - immerhin über 6 über 10 Folgen verteilte Stunden bin ich sehr zufrieden. Die Straffung machte das Gesamtwerk besonders handlungsintensiv, wobei ich beim Hinzumischen neuerer Musikpassagen zunächst eher skeptisch war. Das musikalische Beiwerk neuerer Hörspielproduktionen sprengt meiner Meinung nach meist den Rahmen des Erträglichen. Die Emotionen bei den Hörern müssen aus den Dialogen der Schauspieler entstehen. Es ist ein Armutsszeugnis für Regie und Drehbuch, wenn diese Reaktionen bei den Hörern mit Hilfe von kitschigen oder dramatischen Tonkonserven künstlich erzeugt werden müssen. Aus diesem Grund bin ich übrigens nie zum Fernsehen gegangen – dort gehört das künstliche Aufpäppeln dürftiger Handlungen durch Musik ja leider ebenfalls zum Alltag.

Gerade in der letzten vierten Staffel der `Widerlichen Zeiten´ hört man aber ebenfalls viel Pop- und Discomusik im Hintergrund.
Ich liebte in jener Zeit Italo-Disco und habe sie daher ständig auch beim Aufnahmeset gehört. Max-Him, FunFun oder Giorgio Moroder waren damals bei mir schwer angesagt und ich hatte deshalb meistens den Kassettenrekorder mit diesen Tracks laufen. Daher habe ich das gar nicht gemerkt als die Musik bei einigen Szenen versehentlich mit aufgezeichnet wurde. Und die Schauspieler hatten offenbar zu viel Respekt vor mir als Regisseur und Produzent, um mich auf diesen Fehler hinzuweisen. Oder sie standen einfach ebenso wie auf Italopop und dachten, ‚das soll wohl so‘. Ich bleibe jedoch bei meiner Aussage: Zur emotionalen Untermalung der Handlung habe ich niemals Musik eingesetzt. Die Schöpfer der widerlichen Hörspielzeiten, Abe Greenbaum und Fred Anvil, um 1985Höchstens mal einen kleinen Streichereinsatz, wenn im Hörspiel jemand gestorben war. Das kam aber zum Glück nicht häufig vor, immerhin war die Serie ja für jugendliche Hörer konzipiert. Und deshalb freue ich mich auch, wenn jetzt über das moderne Medium `Internet´ junge Leute diesen alten Nonsens wieder hören können.

Wir freuen uns mit Ihnen und bedanken uns für das Gespräch, Herr Greenbaum.



TRASHIGER IMPROVISATIONSGRUSEL

Der 'Widerliche Abenteuer'-Hörspielzweiteiler
aus den Achtzigern

Die Produktionen ‚Der Tunnel‘ und ‚Doktor Mabuse‘ gelten als letzte Fingerübungen des Produzenten Abe Greenbaum für sein deutlich bekannteres Hörspiel-Epos ‚Widerliche Zeiten‚. Inhaltlich sind beide im Grusel- und Abenteuerbereich angesiedelten Stücke jeweils für sich abgeschlossen. Die Darsteller-Riege ist bereits identisch mit der der Serie ‚Widerliche Zeiten‘.


WIDERLICHE ABENTEUER - [01]

Der Tunnel

Zunächst entstand ‘Der Tunnel’, eine Geschichte um vier Urlauber, die in Polen verschollen sind. Die Umsetzung startet recht spritzig wie eine alte `Screwball-Komödie´ und hält dieses Niveau bis ungefähr zur Hälfte der Spielzeit. Dann verflacht die Handlung des improvisierten Stücks zunehmend und man fragt sich als Hörer, warum man sich so etwas über eine ganze Kassettenseite hinweg gefallen lässt, ohne wenigstens eine Spielzeugeisenbahn aus dem Fenster zu werfen. Abe Greenbaum versuchte sich nach den ersten Verrissen durch die damaligen Hörspiel-Medien damit zu entschuldigen, dass die Aufnahmen ab der zweiten Hörspielhälfte im komplett abgedunkelten Studio stattfanden, weshalb die Schauspieler angeblich Schwierigkeiten mit dem Manuskript gehabt hätten. Es half ihm nichts: ‘Der Tunnel’ wurde ein finanzieller Reinfall. Abe befand sich trotz kurz zuvor hochgelobter Produktionen, wie ‘Familie I.’ und ‘Die 2 Widerlinge’ (12teiliger Vorläufer der ‘Widerlichen Zeiten’), in einer kreativen Krise.

Warschau-Transsylvanien-Express Auf der Zugfahrt nach Warschau treffen Eliza und Roger Svenson ihre ehemalige Schulfreundin Kathreen und deren Mann Lionel Grady. Sie kommen jedoch nicht zum Plaudern über alte Zeiten, denn die Reise geht durch das berüchtigte Transsilvanien. Eliza und Kathreen werden immer ängstlicher, je weiter der Zug auf unheimliches Gebiet vorstößt. Ihre beiden Männer sind da deutlich gelassener: Noch ist ihnen schließlich nichts wirklich Beunruhigendes oder Übernatürliches widerfahren. Mitten in einem 16 Kilometer langen Tunnel kommt der Zug jedoch zum stehen und die vier Reisenden verlassen einer gemeinsamen Intuition folgend über das Abteilfenster das eiserne Gefährt. Immer wieder verlieren sich die vier in den Tunnelgewölben aus den Augen. Auch von dem Zug, den sie zurückließen, gibt es leider nur beunruhigende Nachrichten. Schließlich endet die Bahnfahrt für alle im Zug Gebliebenen mit einem furchtbaren Desaster. Der Schuldige für die Katastrophe ist bald ausgemacht. Immer wieder attackiert er die beiden Paare aus dem Dunkeln heraus. Die Nerven liegen blank.


WIDERLICHE ABENTEUER - [02]

Doktor Mabuse

Mit dem auf den ‘Tunnel’ folgenden Thriller ‘Doktor Mabuse’ fand Greenbaum dann annähernd wieder zu seiner vielversprechenden Form zurück. Wenn er auch kein zweiter Quentin Tarantino ist, weiß er seine Zuhörer doch ebenso durch äußerst skurrile Handlungskapriolen vor den Lautsprechern in seinen Bann zu ziehen. Diesmal erhält der Meister den Spannungsbogen bis ungefähr drei Minuten vor dem Finale und der Auflösung des Krimis souverän aufrecht, um dann allerdings mit einem Schnellschuss-Showdown vielleicht unbeabsichtigt aber trotzdem nicht weniger fahrlässig aufgebaute Hörererwartungen zu enttäuschen. Dennoch scheint das Chamäleon unter den deutschen Hörspielregisseuren und -produzenten aus den beiden Abenteuern mit genügend Selbstbewusstsein wieder hervorgegangen zu sein, um sein späteres Kultwerk ‘Widerliche Zeiten’ mit Geschick und Ausdauer über die kommenden drei Jahre hinweg unbeirrt von Selbstzweifeln in die Realität umzusetzen.

Doktor Mabuse in New York? Der alternde Filmstar Wega Waso muss miterleben, wie ihr Regisseur von einem Irren ermordet wird. Sie flieht auf die nächste Polizeiwache. Aber ist man dort auch kompetent genug, einen ausgebufften psychopathischen Verbrecher aufzuspüren ? Die Bediensteten im Büro scheinen jeweils alle miteinander ihre eigenen Sorgen zu haben. Dann werden sie und Wega auf der Wache auch noch von Unbekannten eingeschlossen. Der Kontakt zur Außenwelt ist unterbrochen. Es geschieht ein weiterer Mord. Mit der Aufklärung des neuen Verbrechens kommt man nicht weiter. Jeder verdächtigt jeden. Die Atmosphäre ist von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Und wieder passiert etwas Schreckliches. Der Filmstar und die Auszubildende geraten durch die Entlarvung des Mörders in eine Notlage. Wie konnten sie ahnen, dass das Grauen auch vor einem Polizeirevier nicht Halt macht ? In der Küche eingesperrt scheinen ihre Chancen aussichtslos, Doktor Mabuse lebend entkommen zu können.