Der WächterDer WächterDer Wächter

Der Wächter der verbotenen Welt




der HÖRSPIELer Impressum, Datenschutz





Zum HÖRSPIELer-Portal




Hörspiel
'Der Wächter der verbotenen Welt'
Realisiert vonHartmut Lühr
Einst waren sie die besten Freunde. Jetzt treffen sie über einer verlassenen Maschinenwelt als Rivalen aufeinander: Die Kommissarin, der Sektenführer und der Wächter. Artan will den Beneix-Planeten für seine Sekte okkupieren. Wächter Matt hat die Aufgabe, genau das zu verhindern. Und Kommissarin Mira möchte mit Artan noch eine offene Rechnung begleichen. Abgelenkt von ihrer Privatfehde vernachlässigen Mira und Artan die Gefahr, die von dem Planeten und seinem Mond ausgeht... Eine melancholische Ménage à trois im Weltraum.
mit Sascha Gluth (Artan),Branka
Hanisch (Mira),Uta V. Kohlenbrenner
(Adra) u.a.

55 Min. | 76 MB | DOWNLOAD/PLAY





Dan-Shocker-Kurzrezensionen
Dan-Shocker-Kurzrezensionen
BRENT & CO

Science-Fiction-Hörspiele
Science-Fiction-Hörspiele
RHODAN & CO



Der Wächter

Die verbotene Welt

Gehen wir einmal von einer optimistischen Entwicklung auf dem Planeten Erde aus: Bereits in 120 Jahren hat die Menschheit eine Weltregierung mit einer schlagkräftigen Patrouille im All.

Auf einer Raumstation im Beneix-System wacht der Regierungsangestellte Matt Anderson über die Quarantäne eines der Planeten, der von einer geheimnisvollen Roboterzivilisation beherrscht wird, die möglichst keinen Besuch von außerhalb erhalten soll, weil sie einfach zu fremdartig scheint. Ob die Roboter selber die gigantischen Wolkenkratzer-Städte auf dem Planeten geschaffen haben oder ob sie sie von einer humanoiden Rasse friedlich oder weniger friedlich übernommen haben, bleibt unklar. Matts einzige Unterstützung auf seiner Station besteht aus einer virtuellen Gefährtin, die über künstliche Intelligenz verfügt.
Klar ist jedoch, dass nach einer langen Zeit der Ruhe auf einmal unmittelbar Ärger ins Haus steht: Das Pilgerschiff einer Sekte von der Erde nähert sich, um die Quarantäne des Roboterplaneten in Frage zu stellen. Angeführt von Artan, der Matt von früher kennt, will man sich offenbar aggressiv über das Landeverbot hinweg setzen. Dies zu verhindern ist ihnen ein Patrouilleschiff der terrestrischen Regierung dicht auf der Fährte, das von Mira Avajananti befehligt wird, die Matt und auch Artan ebenfalls von früher kennt als die drei ein kompliziertes Dreiecks-Verhältnis miteinander verband.

Abgelenkt von aus ihrem amourösen Vorleben teils verbitterten Protagonisten vernachlässigen Artan und Mira die Gefahren, die von dem Roboterplaneten und einem fremdartigen telepathisch begabten Plasmapudding auf dessen Mond ausgehen und bringen sich damit selber, ihre Raumschiffe samt deren Besatzungen, sowie die Quarantäne des Beneix-Planeten in Gefahr. Zunächst sieht es so aus, als könne auch der Wächter das aufziehende Unheil nicht verhindern. Oder will er es vielleicht sogar noch anheizen?


Der Wächter

Monolog eines Raumstations-Vorstehers

Matt und Adra Nachdem im Jahr 2136 erstmals terrestrische Raumschiffe das 29 Lichtjahre von der Erde entfernte Beneix-Sternensystem passiert hatten, war es von der Regierung auf der Erde unter Isolation für die irdische Raumfahrt gestellt worden. So war es grundsätzlich für alle Sonnensysteme üblich, auf denen nicht-menschliches intelligentes Leben festgestellt wurde. Die Isolation wurde jeweils von interplanetaren Ein-Mann-Wächterstationen überwacht und der Wächter im Beneix- System war seit nunmehr fast 10 Jahren ich. Ich war der einzige Mensch in diesem abgelegenen Sternensystem. Was tut man da, wenn man gerade keine Wartungsarbeiten vornimmt ?

Heute lag ich z.B. entspannt auf der Liege in meinem Schalfquartier und hatte meine virtuelle Cyberbrille aufgesetzt. Zusammen mit meinem zugeschalteten Bordfunktionssystem `Adrasteia´ war ich ein weiteres Mal der nüchternen Realität von `Zahmia I´ entflohen. Uns gelang das in letzter Zeit immer besser. Ich war zufrieden mit Adra und mir. Sie war seit Fertigstellung der Wachstation 2137 meine einzige Gesellschaft und entgegen aller Warnungen der modernen terrestrischen Arbeitspsychologie vor zu viel Nähe zwischen einsamen Raumstationspersonal und persönlichkeitsfähigen Stationsfunktionssystemen kamen Adra und ich seit den letzten 9 Jahren immer besser miteinander aus. Ich bezog sie inzwischen sogar schon in meine virtuellen Entspannungsprogramme ein. Und es gefiel mir !

Da brachten auf einmal zwei unautorisierte Besucher Adras´ und meinen behäbigen Stationsalltag mit einem Schlag durcheinander, noch ehe mir genau klar war, was es genau mit ihnen auf sich hatte. Ich wusste nur, dass ich das Ende dieses Tages vermutlich nicht mit Adra in der Panorama-Lounge von `Zahmia I´ verbringen würde in angeregter Unterhaltung mit meinem immer unentbehrlicher werdenden Bordprogramm - So wie ich es sonst so oft und so gerne tat. Hoffentlich würde die Angelegenheit nicht zu viel unserer wertvollen Zeit in Anspruch nehmen !


Weltraum-Action


Der Wächter

Monolog eines fanatischen Sektenführers

Es war an mir, die Vitalisierung eines unter Quarantäne gestellten Planeten in dem vor uns liegenden System einzuleiten. Nach unseren Informationen verfügte er über eine weitentwickelte und humanoiden Bedürfnissen entgegenkommende Infrastruktur. Und wenn das Ministerium für Raumordnung in Scenca Area unbedingt darauf bestand, die den Planeten Beneix V gegenwärtig besiedelnden Roboter unter Artenschutz stellen zu müssen, dann war diese Sicht der Dinge eben eine, die die von `Lunares superiores´ nicht teilten. Aus einer Entfernung von 17 Lichtjahren zur Erde büßten terrestrische Gesetzesparagraphen überraschend viel von ihrer einschüchternden Kraft ein, die ihnen auf der Erde vielleicht noch innewohnte. Und im Gegensatz zu irgendwelchen Bürokraten in Bangalore, Genf oder Luna Prospector waren die Siedler im Besitz einer Vision: Die Verlegung der menschlichen Spezies in immer entlegenere Teile der Galaxis würde uns helfen, unsere Kultur von den jahrtausendealten Fesseln irdischer Irrlehren und überkommener zivilisatorischer `Errungenschaften´ in Religion, Manfred Callsen als Siedler im Wächter-HörspielÖkonomie und Sexualität zu befreien.

Matt würde das hoffentlich verstehen. Dumm war er nie, ihm fehlte seinerzeit nur die rechte Orientierung. Und für ein freiwilliges Zölibat als einsamer Wächter war er meiner Erinnerung nach eigentlich auch nicht unattraktiv genug. Wenn alles gutgehen würde, würde er ja bald hier draußen nicht mehr so alleine sein. Ich war zuversichtlich, dass er die anstehende Entscheidung zwischen terrestrischen Paragraphen und der entfesselnden Energie unserer expandierenden Bewegung zu meiner Zufriedenheit fällen würde. Ich war immerhin so etwas wie sein Idol gewesen vor 10 Jahren in Massachusetts. Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn ich damals im Beneix-System keine Gewalt hätte anwenden müssen.



Der Wächter

Monolog eines ehemaligen Studenten

Wenn es wirklich nur unser gemeinsames Studium in Massachusetts war, worüber sich Adra informiert hatte, dann wußte sie allerdings kaum Genaueres darüber, was mich seinerzeit mit Mira und Artan verbunden hatte. Ich hatte das Thema in den vielen Gesprächen mit meinem Bordprogramm wohl unbewußt immer gemieden. Vermutlich war es so etwas wie Eitelkeit gewesen, die mich Adra nichts von meiner Beziehung zu Mira erzählen ließ, die seinerzeit schlagartig beendet wurde als Artan sie mir auf seine unvergleichliche Art ausspannte, nur um sie dann nach gerade mal 2 Wochen wieder fallen zu lassen. Vielleicht hätten Mira und ich danach ja wieder zusammengefunden, wenn er sich wenigstens nach seinem denkwürdigen Auftritt zurückgezogen hätte. Mehr oder weniger `gentlemanlike´. Aber das war ja nie sein Fall - Im Gegenteil: Er meinte nach seiner gescheiterten Affäre mit Mira unbedingt mein Freund werden zu müssen, weil unsere Fähigkeiten sich ja so vorteilhaft gegenseitig ergänzen würden - Meine Abstraktionsfähigkeit, seine taktische Finesse und überhaupt...
Seine unbändige Lust am Wettbewerb, die uns damals alle faszinierte, nicht wenige aber auch abstieß; Im Nachhinein denke ich, dass sie wohl Artans Gene in Richtung Führungsqualitäten einschlägig beeinflusst hatten.

intim-KonkurrentenDa wurde ich dann also für kurze Zeit der Intimus des größten Draufgängers auf unserem Campus damals. Die intelligenteren Kommilitonen zogen sich von mir zurück, allen voran Mira. Und als Artan dann eines Tages anfing, sich für die Siedlersekte derer von `Lunares Superiores´ zu begeistern, fand ich schließlich auch die Kraft, mich von meinem vermeintlichen Förderer abzusetzen. Lange genug hatte es gedauert. Ich hatte inzwischen keine Freunde mehr und verpflichtete mich in einem schwachen Moment, die Isolation eines §5-Sternensystems auf 10 Erdenjahre zu übernehmen.

Seitdem lebte ich also hier im Beneix-System und hatte ein besonders wachsames Auge auf den 5. Planeten mit seiner schwer zu durch- schauenden Roboterzivilisation, von der niemand wußte, woher sie stammte und warum sie eigentlich existierte. Auch um das pulsierende Etwas auf dem Mond von Beneix V und seine unergründlichen aber trotzdem vorhandenen Auswirkungen auf das Leben auf dessen Planeten mußte ich mich demnächst unbedingt zusammen mit Adra kümmern.

Ohne ihre Gesellschaft hätte ich hier draußen, ganz auf mich alleine gestellt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon einen mittleren Dachschaden, soviel war sicher. Aber trotzdem: Es gab Dinge und Personen in meinem Leben vor Beneix V, über die ich Gespräche mit Adra vermied. Artan und Mira gehörten dazu. Vielleicht, weil mich die Erinnerung an beide auch nach nahezu 10 Jahren noch schmerzte ?


Der Wächter

Monolog einer Karriere-Astronautin

Der gute Choi, der unser Patroullienschiff bis jetzt vorbildlich in´s Beneix-System gesteuert hatte, hatte sich auf dem Flug zur Wächterstation schon jede Menge Schwärmerei über diesen gewissen vielversprechenden jungen Weltraumkadetten anhören müssen, der Matt seinerzeit in Massachusetts in den Augen vieler gewesen war. Meine eingeschlossen.
Kaum vorzustellen, dass er sich jetzt nicht pflichtgemäß auf seinem Posten befand und ordnungsgemäß mit uns Kontakt aufnahm, sobald er uns orten würde. Man hörte in der Raumflotte ja so manche beunruhigende Geschichte von vereinsamten Raumstations-Ein-Mann-Besatzungen, die mit den Jahren psychische Schäden davontrugen oder anfingen zu trinken oder beides zusammen.

Wächter-ActionBei dem Showdown, der sich jetzt im Beneix-System ankündigte, brauchte ich einen aktiven Matt. Es würde ja schon reichen, wenn er die geplante Aggression dieser Sekte mit mir zusammen zurückschlagen würde - An unsere Geschichte von vor 10 Jahren am Institut mußte er dabei gar nicht anknüpfen. Das war lange her: Es war schön, es war sehr kurz und es endete so unbefriedigend, dass ich Matt jahrelang aus meinem Gedächtnis gestrichen hatte. Als ich dann aber hörte, dass es tatsächlich Artan war, der dieses Siedlerschiff befehligte - Da brach etwas wieder in mir auf: Die alte vernarbte Wunde namens Matt Anderson.
Ob er überhaupt wußte, dass ich in dem Ministerium, das auch ihn beschäftigte, inzwischen zu den 4 obersten Entscheidungsträgern gehörte ? Dass der Preis den ich dafür gezahlt hatte der Verzicht auf Familie war ? Dass mir dieser Verzicht auch deshalb leicht fiel, weil ich mit Männern nach Matt niemals mehr glücklich geworden war - Angefangen bei Artan, der praktisch so etwas wie eine Initialzündung für meine fortan einsetzenden Männerprobleme eingeleitet zu haben schien.
Dass ich aus meiner Verzweiflung hierüber inzwischen einige Karrieren aufstrebender junger Beamter, die das Pech hatten, mich an Matt oder Artan zu erinnern, Kraft meiner Stellung im Ministerium vorsätzlich zerstört hatte ?

Vielleicht würde ich ja in den nächsten Tagen Gelegenheit erhalten, über all das mit Matt zu reden, wenn wir das Problem Artan schnell beseitigen konnten. Artan - Bei meiner emotionalen Aufgewühltheit schien er mir damals gut beraten zu sein, mich als Kommissarin des Ministeriums für Raumordnung nicht übermäßig zu reizen. Ich war überzeugt davon, bei diesem deja vú von uns dreien die besten Karten zu haben. Hasardeure wie Artan würde ich inzwischen routiniert in Ihre Schranken weisen; Matt diesmal nicht mit diesem chronischen Unruhestifter alleine lassen. Ich war damals eben einfach noch viel zu jung gewesen in Massachusetts.


Der Wächter

Monolog eines einsamen Wolfes unter Attacke

Na, toll: Die Behörden sind hinter uns her. Und als ob das noch nicht genug wäre, befehligt das Raumschiff, das uns verfolgt, auch noch eine längst verloschene Flamme von mir: Mira Avajananti, die auch noch so tolle Anweisungen zu geben versucht, wie "Du hattest früher schon kein Gespür dafür, dass Du eine Grenze überschritten hast. Setze jetzt bitte Kurs aus diesem System ! Dein Schiff verstößt gegen § 5, Absatz 2 der allgemeinen ... Ach, das weißt Du doch selber ganz genau, dass wir Dich stoppen müssen !"

Siedler-Anführer Artan Aber weit gefehlt: Ich würde mir ganz sicher von Mira nicht meine Pläne durchkreuzen lassen, unsere Mission. Vor 10 Jahren erwies sie sich in Massachusetts als amoröse Enttäuschung; Heute im Beneix-System, über 14 Lichtjahre von der Erde entfernt, erschreckte sie mich mit ihrer kampftaktischen Ahnungslosigkeit. Wie konnte sie mich mit einer 2-Mann-Patroullie stellen wollen ohne Vorsichtsmaßnahmen zu treffen ? Hatte sie etwa angenommen, Ihre Autorität würde mich daran hindern, zu tun, was ich in einer solchen Situation zu tun hatte ? Oder die alten Zeiten ? Oder die Nähe von Matt ?
Vor dem stand ich jetzt allerdings auch nicht mehr so gut da, wie ich es mir gewünscht hatte: Wenn man jemanden für eine sehr heikle Mission gewinnen wollte, sollte man vorher nicht unbedingt seiner Ex-Freundin die Lenkdüsen wegballern. Mir war klar: Ich würde noch jede Menge Überzeugungsarbeit am Wächter leisten müssen. Dies wohl um so mehr, als Schoznin doch keine so überwältigende Präzisionsarbeit mit seinem Angriff auf Miras´ Schiff vorgelegt hatte, wie ich es eigentlich von ihm erwartet hatte ...

Das Behördengefährt geriet kurz nach unserem Treffer bedenklich in´s Trudeln. Dabei hatte ich eigentlich nur gewollt, dass sie durch einen genauen Treffer ihrer Steuerungseinheit einige Zeit auf ihrem letzten Kurs langsam Richtung Wächterstation treiben würden; Dass Mira für eine Weile ausgeschaltet war und ich Matt solange bearbeiten konnte. Es kam also zum Abschuss einer Laserstrahlsalve von meinem Schiff.


Der Wächter

Monolog einer Raumschiff-Kommandantin

Die Wahrheit war, dass ich mich Matt nicht so hilflos präsentieren wollte, wie ich es durch Artans Attacke augenblicklich wohl war. Ich war schließlich ins Beneix-System gekommen, um Matt beizustehen. Ich hatte keine Lust auf einen Rollentausch, wenn es sich vermeiden ließ. Möglicherweise würde er von auf der Wächterstation aus das Ausmaß des angerichteten Schadens nicht so genau erkennen können.

auf WeltraummissionMeine anfängliche Panik über den überraschenden Laserangriff wich also schnell dem nicht wesentlich angenehmeren Gefühl der Demütigung: Während meiner über fünfjährigen Praxis in Patrouilleflügen für das Ministerium war noch kein Raumschiff, in dem ich saß, unter Feuerbeschuß geraten. Sicher: Die eine oder andere Computersimulation feindlicher Angriffe hatte es natürlich gegeben; Aber das hier war keine Simulation, es war Artan Jenkins; Ein Mann, dem ich in einem scheinbar früheren Leben sogar schon einmal erlaubt hatte, mich anzufassen und wer weiß was noch alles ... .

Nüchtern betrachtet hatte er natürlich andererseits gar keine andere Wahl, als das Feuer auf mich zu eröffnen. Denn manövrierfähig hätte ich seinen geplanten Coup mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern gesucht. Das wußte Artan, wenn er sich an mich erinnern würde. Ich war nur davon ausgegangen, dass dem Kampf erst einmal ein Wortgefecht vorausgehen würde. Je nach Verlauf hätte ich dann Choi die Einleitung defensiver Maßnahmen befohlen. Jetzt war also alles viel schneller gegangen als ich gedacht hatte: Seltsam, dass Artan es so verdammt eilig hatte, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Er hatte sich früher in Massachusetts doch auch immer so gerne selber reden gehört. Warum nicht auch hier ? War ich ihm als Publikum vielleicht zu unbedeutend geworden ? Das konnte eigentlich nicht sein, schließlich war ich eine hohe Vertreterin des Ministeriums. Diese Sektenleute mußten Artan wirklich gehörig das Hirn umgekrempelt haben.

Natürlich hätte auch ich die ´Jackal´ sofort und ohne Vorwarnung angreifen können. Wäre ich denen zuvorgekommen, wäre Choi heute vielleicht noch am Leben, wer weiß ?
Aber als oberste Kommissarin des Ministeriums war meine Handlungsfreiheit gegenüber Artans Möglichkeiten stark eingeschränkt - Diese Siedler waren zwar Gesetzeslose, aber in meiner Position konnte ich ihr Schiff natürlich nicht einfach abschießen. Man erwartete von mir, dass ich in brenzligen Situationen umsichtig handelte. Unverhältnismäßig harte Mittel hätten mir sicherlich einen Karriereknick beschert. Darauf warteten unter Garantie ohnehin schon so manche Nebenbuhler bei der Raumordnung.

So geriet dann also statt der ach so umsichtig zu behandelnden Sektierer unsere `Hermes´ gefährlich ins Schlingern. Nun hieß es für mich als Vorgesetzte, dem noch ziemlich unerfahrenen Choi ein gutes Vorbild an Gelassenheit abzugeben.


Robot-Welt


Der Wächter

Monolog einer Havarierten

Zunächst schien alles gar nicht so dramatisch zu verlaufen: Wir hatten mit der `Hermes´ eine geeignete Landestelle mitten auf einer großen freien Fläche, die vielleicht einen Durchmesser von 300 Metern hatte, gefunden. Dabei standen wir ziemlich genau in der Mitte des Platzes, die Silhouette war in allen 4 Himmelsrichtungen von bizarren Wolkenkratzern geprägt. Wie Choi schon bei unserem Anflug auf Beneix V festgestellt hatte, bewegte sich auf dem Planeten selbst und in Flughöhe rein gar nichts. Das ganze `Leben´, wenn man das, was die Roboter auf dieser Welt wahrscheinlich veranstalten würden, so nennen wollte, schien sich in den unzähligen Gebäuden abzuspielen.

Havarierte Choi schien fasziniert und eingeschüchtert zugleich von diesem Planeten. Er war eben noch recht unroutiniert. Ich hatte schon vor unserem Aufbruch von Luna Prospector Bildmaterial von Beneix V eingesehen, das wir von unseren Forschungssonden erhalten hatten. Ich fand den Planeten nicht besonders aufregend. Städte wie `Scenca Area´ oder `Asigne-City´ auf Luna Prospector sahen von weitem auch nicht viel anders aus als die Skyline, über die Choi immer noch staunte, als er im Raumanzug die Schleuse der `Hermes´ verließ, um die Schäden an der Außenseite des Schiffes in Augenschein zu nehmen.

Mein Fehler war der, dass ich währenddessen nicht auf dem Monitor unsere nähere Umgebung überwachte. Ich hatte sogar das Bord- funktionssystem ausgeschaltet, das wegen des Laserschadens ständig Schadensmeldungen durchgegeben hatte, um unsere Ortungssysteme hochzufahren. Ich hoffte, mit Hilfe der Raumabtaster einen Hinweis darauf zu erhalten, dass Matt inzwischen Artans Schiff abgeschossen hatte - Bisher leider vergeblich ! Dieser Mann hatte mich jedenfalls zutiefst gedehmütigt - beruflich und persönlich. Statt der Fern- hätte ich mich zu diesem Zeitpunkt allerdings mehr um die Nahüberwachung unseres Landeplatzes und damit um Chois Sicherheit kümmern sollen...


Der Wächter

Monolog eines Tagträumers

Von dem Augenblick als wir in das seltsame Feld hineinflogen an, verlief alles wie ein Traum für mich. Ich hatte auf einmal das Gefühl, nicht mehr in der Steuereinheit der `Jackal´ zu stehen, sondern auf einer roten Wiese unter einem grünen Himmel. Branka Hanisch spricht die 'Mira'Vor mir ca. 20 martialische Kampfroboter, die ein Spalier bildeten, das zu einem Altar führte. Die Rolle des Priesters war in diesem überwältigendem Tagtraum offenbar meinem ehemaligen Freund Matt Anderson zugedacht. Ich hatte auf einmal die Eingebung, dass ich der Bräutigam auf dieser Traumhochzeit war und ich drehte mich um, um nach meiner zukünftigen Frau zu sehen. Hinter blutroten Pflanzen, deren Formen unaufhörlich ineinander zerflossen, tauchte sie plötzlich hervor: Meine überirdisch schöne Auserwählte Mira Avajànanti. Sie sagte kein Wort, sondern schritt langsam mit mir zusammen das Roboter-Spalier zum Altar hin ab. Ich weiß nur noch, dass in diesem Moment alles in mir der Trauung durch den Pfarrer entgegenfieberte. Aber als Mira und ich vor Matt standen, sagte der mit ungewohnt harter Stimme:

Ich kann Euch hier nicht trauen - Ihr seid im falschen System. Ihr müßt Euren Kurs ändern. Ich werde Euch im Hatrual-System trauen. Und nur im Hatrual-System ! Dort müßt Ihr hin, Artan ! Ändere Deinen Kurs !

Das alles wirkte so unmittelbar und echt ! Eine verteufelt starke Halluzination ! Wahrscheinlich war Schatin einem ähnlich intensiven Tagtraum erlegen gewesen, einer Fremdsuggestion, die ihn tatsächlich Kurs auf das 11Lichtjahre vom Beneix-Stern entfernte Hatrual-System setzen ließ. Denjenigen, die uns dort empfingen, boten wir nicht die geringste Gegenwehr. Richtig wieder zu Bewußtsein kam ich wohl erst Tage später, aber da waren Schoznin, die Siedler und ich schon keine freien Individuen mehr ... . Der Mond von Beneix V war uns zur Falle geworden.


Der Wächter

Monolog einer einsamen Raumfahrerin

Ohne die kleinste Komplikation war ich manuell von Beneix V abgehoben. Es wäre mir fast lieber gewesen, mein Start hätte sich schwieriger gestaltet. Das hätte mir das Opfer Chois nachträglich noch ein wenig mehr rechtfertigen helfen. indischstämmige WeltraumfahrerinnenDieser hirnlose Killerautomat auf dem Planeten hatte ihn vollständig eleminiert. Als ob auf Beneix V alles nicht-maschinelle keine Daseinsberechtigung hätte - Armer Choi! Ich hatte wirklich nicht gut aufgepaßt auf meinen Piloten! Aber daran war Artan schuld ! Es war doch ganz menschlich, dass nach solch einem hinterhältigen Angriff eines derartigen Banditen sich die Gedanken des Opfers vornehmlich um Rache drehten!

Als ich mich der Wächterstation näherte, war meine innere Aufgewühltheit allmählich einer deprimierenden Nüchternheit gewichen. Immerhin: Ich hatte das Siedlerschiff gerade zu dem Zeitpunkt am Mond von Beneix V vorbei auf einem nahezu linearen Kurs auf den Nachbar- stern Hatrual zusteuern sehen, als ich mit der `Hermes´ die Ionosphäre der Maschinenwelt durchstieß. Offenbar war es Matt gelungen, Artan aus diesem System zu vertreiben.

Ich setzte zunächst routinemäßig Kurs auf `Zahmia I´ und hoffte, dass wenigstens Matt besser drauf war als ich. Etwas Aufmunterung hätte mir in der Situation damals sicher gutgetan. Aber nachdem ich meinen Piloten verloren hatte, fühlte ich mich doch sehr einsam im Beneix-System. Hier schien es außer mir nicht mehr sehr viel menschliches Leben zu geben. Ich flog also doch lieber direkt zurück nach Luna, solange die Hermes noch manövrierfähig war. Matt hatte mich davon nicht abhalten können. Er dachte vielleicht, ich würde wegen ihm noch einmal meinen Kurs ändern und ihn vor meinem Heimflug noch kurz auf seiner Station besuchen kommen ... . Da hatte er aber falsch gedacht. Ich bin immerhin sicher, sein BFS wird gut auf ihn aufpassen.


Beneix-Planet (klicken für Original-Skizze)