Mit Conny Köpp, Carsten Kölln, Christina Holsten, Anne Lange, Annette Bajorat
Wir hören wohl nicht recht !
Gesellschaftskritik im Hörspiel-Doppelpack
Der Hamburger Soziologe Hartmut Lühr `beglückte´ die Hörspielwelt in
den 90er Jahren gleich mit einem Wust an Szenen über die moderne
Gesellschaft. Hat er dabei immer das rechte Maß gefunden, wie man es von
einem verantwortungsbewussten Autoren der Generation Golf erwarten darf
? Zweifel sind angebracht.
Ist es vertretbar, eine politische Extremistin in einem Hörstück von
seiten einer Journalistin lediglich mit Wohlfühl-Fragen beispielsweise
über die `erotisch geladene Atmosphäre´ zwischen den Beteiligten einer
gewalttätigen Aktion zu konfrontieren ? Müsste ein fieser
Rüstungsexporteur von derselben Journalisten nicht wesentlich kritischer
angegangen werden als mit der Frage, ob der Haussegen in seiner
herrschaftlichen Villa durch die Morddrohungen, die bei ihm und seiner
Frau wegen der Verstrickungen seiner Firma in irgendwelche Genozide
eingehen, leidet ? Darf man das hohe Gut der betrieblichen Mitbestimmung
durch die Überzeichnung zweier Betriebsräte in einem Drama über
gewerkschaftliche Machtspielchen in einer Autozubehörfabrik durch den
Kakao ziehen ? Ist es richtig, die Krise der Institution `Ehe´
ausgerechnet durch ein vom Überfluss der Konsumgesellschaft entstelltes
Ehepaar verkörpern zu lassen, das in einer Einkaufspassage unerwartet
mit den Herausforderungen des Seins in Berührung kommt ?
Beantworten Sie sich diese Fragen doch selber ! Einen mp3-Player werden
Sie ja wohl bedienen können, oder ? Somit haben sie keine Ausrede, nicht
in Hörspiel-Szenen á la `Getrübte Einigkeit´, `Gehobene
Narrenfreiheit´ sowie `Geteilte Einsicht´ hineinzuhören und sich ein eigenes Urteil über Gewalt-, Macht- und Ehefragen zu
bilden. Um Authentizitätsfreaks von vornherein den Wind aus den Segeln
zu nehmen, sei an dieser Stelle auch bereits erwähnt, dass die Hörstücke
hauptsächlich in Hamburg-Wandsbek aufgezeichnet wurden. Es ist nicht
auszuschließen, dass ihnen dieses Missgeschick anzuhören ist. Sie
verdienen es dennoch, genau so ernst genommen zu werden, wie andere
Betroffenheitsdramen auch.
Erotisch geladene Atmosphäre bei politischem Extremismus ?
Lifestyle-Interview als journalistisches Fiasko
Im
schäbigen Hinterzimmer einer drittklassigen Absteige in Duisburg führte
Pamela Volpers-Schreiner von der Frauenzeitschrift `Mago´ kürzlich ein
Interview mit einer der am meisten gesuchten politischen Aktivistinnen
Deutschlands, der Terroristin Eva Gark. Dieses Ereignis hätte leicht ein
Meilenstein für die Versöhnung von Fundamental-Feminismus mit der
Boulevardpresse der Bundesrepublik werden können. Doch die historische
Chance scheiterte leider an der Unfähigkeit der Beteiligten, über den
jeweils eigenen ideologischen Tellerrand zu blicken.
So war die Terroristin Eva Gark immer wieder fassungslos über die sehr
unpolitisch anmutenden Fragen der `Mago´-Mitarbeiterin. Diese
interessierte sich besonders für Einzelheiten aus dem Liebesleben der
hochgefährlichen Frau: „Ich kann mir z.B. gut vorstellen, dass während
Ihrer Aktionen zwischen den Teilnehmern eine gewisse, vielleicht
unterschwellig bestehende, erotisch geladene Atmosphäre herrscht.
Eventuell ja sogar zwischen Ihnen und Ihren Opfern“ ... Die Terroristin
stand solchen Vermutungen vollkommen fassungslos gegenüber: „Sagen Sie
mal, ist das jetzt das neueste Kuriosum auf dem
spätkapitalistischen Arbeitsausbeutungsmarkt ? Sexistische
Journalistinnen ? Sie werden wirklich etwas unsachlich.“ Aber es half
ihr nichts und so musste Frau Gark, nach der der Bundesnachrichtendienst
Gerüchten zufolge mittlerweile in Winsen an der Luhe fahndet,
konsterniert feststellen: „Wirklich sehr bedauerlich, dass ich Ihrer
Kolumne nicht sie heißblütige Amazone darbieten kann, die Ihrer Auflage
zu neuen Höhenflügen verhelfen würde.“ Dieser Sarkasmus rettete sie
jedoch nicht vor der Unterstellung der `Mago´-Redakteurin, sie würde
ihre „elementaren körperlichen Bedürfnisse als weiblicher Mensch“
wegleugnen und heucheln.
Immerhin hat Frau Volpers-Schreiner das Interview überlebt. Es fand ja zum Glück nur als Satire von Hartmut Lühr statt.
Vielleicht ist es ja doch so, dass eine Boulevard-Frauenzeitschrift, wie
die genannte, sich besser mit weiblichen Interessen auskennt als es
rechtschaffenden Gender-Aktivistinnen und erwiesenen Feindinnen des
staatlichen Gewaltmonopols wie Frau Gark recht sein kann. Dennoch ist es ein unzutreffende Beobachtung, dass sich an den beispielsweise in der Hauptstadt regelmäßig stattfindenen politischen Stammtischen nur in seltenen Ausnahmefällen auch Frauen beteiligen.
Eine Traumdeutung
Zwischen Sofa und Bahnhof
In diesem Kurzhörspiel besucht ein unsicherer Mann die Traumdeuterin Celestina, die seinen Traum von einem verpassten Zug als Blockade gegenüber starken Frauen deutet. Sie schlägt vor, einen "Kontakt-Hund" zu haben. Eine mysteriöse Stimme kommentiert die Situation humorvoll. Die Szene endet mit der Ankündigung eines weiteren Träumers, indes Celestina 150 Euro für die Sitzung verlangt, in der Hoffnung auf positive Veränderungen.
In dieser Hörspielszene besucht ein Mann eine Traumdeuterin namens Celestina. Der Mann fühlt sich zu Beginn unsicher, betont jedoch, dass Celestina zum Glück keine Gunstgewerblerin ist. Sie sprechen über Träume, insbesondere einen, in dem der Mann zu spät für seinen Zug kommt. Celestina deutet den Traum als eine Blockade gegenüber starken Frauen und schlägt vor, dass der Mann einen "Kontakt-Hund" haben sollte, um leichter ins Gespräch zu kommen. Eine mysteriöse Stimme aus dem Traum kommentiert die Situation, was zu einer humorvollen Interaktion führt. Die Szene endet mit der Ankündigung eines weiteren Träumers durch die Türklingel. Celestina verlangt 150 Euro für die Sitzung und hofft, dass der Mann positive Veränderungen erleben wird.
Der zu deutende Traum: Ein Mann eilt auf einen Bahnsteig, wo bereits Reisende auf einen verspäteten Zug nach Berlin warten. Der Mann beschwert sich darüber, dass er sich beeilt hat, ohne zu wissen, dass der Zug noch nicht eingetroffen ist. Die Reisenden bestätigen die Verspätung und es entsteht eine kurze Diskussion darüber. Plötzlich ertönt eine Lautsprecherstimme, die die Reisenden auffordert, sich von ihrem bisherigen Leben zu verabschieden. Der Mann vermutet, dass dies das Werk seiner Traumdeuterin namens Celest ist, die in seinen Träumen interveniert.
Die Stimme kündigt die Ankunft eines Zuges an und gibt einen seltsamen Slogan von sich. Die Reisenden sind verwirrt und der Mann betont, dass er nicht beabsichtigt, sich von den Gewissheiten seines bisherigen Lebens zu verabschieden. Eine Reisende macht eine ironische Bemerkung über die Therapeutin des Mannes und die Situation wird zunehmend kurios. Die Stimme behauptet, dass dieses Treffen interessant wird und erwähnt die symbolische Bedeutung von Zügen im Traum. Die Reisende weigert sich, zusätzliche Lasten aufzunehmen, insbesondere wenn es um den verspäteten und einsamen Mann geht. Schließlich kündigt die Lautsprecherstimme die Ankunft des lang ersehnten Zuges an.
Satirische Groteske (1/2)
Gehobene Narrenfreiheit
Im Hörspiel "Gehobene Narrenfreiheit" von Hartmut Lühr werden die Konflikte und Absurditäten in einem modernen Automobilzulieferunternehmen beleuchtet. Die Handlung spielt größtenteils im Büro des Direktors Freudenberg und zeigt die Spannungen zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat, während sie gleichzeitig ethische Dilemmata und gesellschaftliche Entwicklungen beleuchtet: Direktor Freudenberg ist ein zynischer, autoritärer Manager, der wirtschaftlichen Erfolg über ethische Bedenken stellt und die Betriebsräte als störend empfindet. Die engagierte, aber oft überforderte Betriebsrätin Schmidt-Paulsen, vertritt die Interessen der Arbeitnehmer und fordert soziale Verantwortung ein. Betriebsrat Wessel schwankt zwischen Idealismus und Pragmatismus tritt und häufig als Vermittler auf. Freudenbergs loyale Chefsekretärin Andersen steht die zwischen den Fronten und versucht immer wieder, die Situation zu entschärfen.
Es beginnt im Büro von Direktor Freudenberg, der genervt die Haushaltsdebatte im Bundestag verfolgt. Seine Sekretärin Andersen bringt ihm Kaffee und teilt ihm mit, dass die Betriebsräte Schmidt-Paulsen und Wessel im Vorzimmer warten. Freudenberg sieht ihre Anwesenheit als lästig an und kritisiert ihre ständigen Forderungen als überflüssig. Er lässt sie absichtlich warten, um die Debatte weiter zu verfolgen, und äußert sich abfällig über ihre vermeintliche Inkompetenz.
Als Schmidt-Paulsen und Wessel schließlich eintreten, verkünden sie, dass der Betriebsrat am 14. September einstimmig die Einberufung einer Ethikkommission für das Unternehmen beschlossen hat. Freudenberg reagiert skeptisch und abwertend, da er Ethik und Moral als wissenschaftlich nicht belegt und wirtschaftlich riskant ansieht. Er argumentiert, dass solche Konzepte den Erfolg des Unternehmens gefährden könnten. Schmidt-Paulsen und Wessel verteidigen die Kommission als notwendig für die soziale Reputation und das Arbeitsklima. Die Diskussion wird von Sarkasmus und gegenseitigen Spitzen geprägt, wobei Freudenberg die Betriebsräte als Parasiten bezeichnet, die das Unternehmen untergraben.
Danach vertieft sich die Auseinandersetzung. Schmidt-Paulsen bemerkt den laufenden Fernseher ohne Ton und kritisiert die Bundestagsdebatte als Schauspiel „unästhetischer alter Männer“. Freudenberg rechtfertigt sich, dass er als erfahrener Beobachter keinen Ton brauche, um die Debatte zu verstehen. Die Diskussion driftet in eine satirische Richtung, als Wessel vorschlägt, Politiker könnten unter ihrer Dauerbelastung zu „harten Drogen“ wie Macht und Korruption greifen. Schmidt-Paulsen greift die Idee auf und fragt, ob diese „Wundermittel“ nicht breiter zugänglich gemacht werden sollten, was zu absurden Vorschlägen wie „bestechlichen Stewardessen“ oder „machtsüchtigen Kanalisationsarbeitern“ führt.
Freudenberg ist empört, lässt sich aber kurz auf das Spiel ein, bevor er die Betriebsräte wieder auf ihre Rolle im Unternehmen hinweist. Die Szene zeigt die zynische Haltung der Figuren und ihre Entfremdung von moralischen Werten. Schmidt-Paulsen nutzt die Gelegenheit, um Freudenbergs persönliches Leben – etwa seine Ehefrau und Geliebte – anzugreifen, was die Spannungen weiter verschärft.
Satirische Groteske (2/2)
Gehobene Narrenfreiheit
Die Situation eskaliert, als Andersen das Büro betritt und von einem Vorfall in der Fertigungsplanung berichtet. Ein Ingenieur namens Von Lindern hat unautorisierte Flugblätter verteilt, in denen er für schadstoffärmere Verbrennungsmotoren plädiert und die Umweltbelastung der Automobilindustrie kritisiert. Sein Slogan lautet: „Wie wir unsere Umwelt heute um 10 Prozent weniger mit Abgasen belasten, damit unsere Kinder morgen eine um 1 Prozent weniger zerstörte Ozonschicht vorfinden werden.“ Freudenberg sieht dies als Bedrohung für das Unternehmen, besonders angesichts der rückläufigen Absatzzahlen und der öffentlichen Debatte über Elektroautos. Zudem plant Von Lindern, seine Thesen in einer Talkshow zu präsentieren.
Die Lage spitzt sich zu, als Andersen meldet, dass Von Linderns Kollegen aufgebracht sind und ihn zu lynchen drohen. Schmidt-Paulsen besteht als Betriebsrätin auf seiner körperlichen Unversehrtheit, ist aber selbst besorgt über seine Eigenmächtigkeit. Freudenberg kritisiert den Betriebsrat dafür, ein Überwachungssystem verhindert zu haben, das solche Vorfälle hätte aufdecken können. Er entscheidet, allein in die Fertigungsplanung zu gehen, um die Situation zu klären, und bittet Schmidt-Paulsen und Wessel, im Büro zu bleiben, um eine Deeskalation zu gewährleisten.
Nach Freudenbergs Abgang bleiben Schmidt-Paulsen und Wessel im Büro zurück. Schmidt-Paulsen fühlt sich unwohl – eine Mischung aus schlechter Luft und der unerwarteten Wendung der Ereignisse. Sie zweifelt, ob der Vorfall echt ist oder eine List von Freudenberg und Andersen, um sie auszumanövrieren. In einem Akt des Widerstands nimmt sie eine kritische Nachricht auf Freudenbergs Diktiergerät auf: „Herr Freudenberg, tut man denn so etwas? Geht man so mit seinen Angestellten um?“
Freudenberg kehrt zurück und berichtet, dass Von Lindern schwer verletzt wurde – angeblich ein Arbeitsunfall im Treppenhaus, obwohl er Zweifel an dieser Erklärung äußert. Die Flugblätter wurden entfernt, und die Kollegen decken sich gegenseitig. Schmidt-Paulsen ist entsetzt über die Gewalt, während Freudenberg zynisch bleibt und die Arbeitsbedingungen der „auslaufenden Neunziger“ beklagt. Die Betriebsräte verlassen das Büro, und Freudenberg entdeckt die Nachricht auf dem Diktiergerät. Er schließt das Hörspiel mit der Drohung ab, Schmidt-Paulsen das Leben schwer zu machen.
"Gehobene Narrenfreiheit" ist eine scharfe Satire, die durch groteske Übertreibung die Konflikte und ethischen Dilemmata in einem Unternehmen aufzeigt. Die Handlung endet offen, mit einem Sieg der Machtstrukturen über Idealismus, und regt dazu an, über Verantwortung, Ethik und menschliche Beziehungen in der Wirtschaft nachzudenken.
GRÜNER STANDPUNKT
Ethik und Wirtschaft
Das Hörspiel 'Gehobene Narrenfreiheit' von Hartmut Lühr stellt den Konflikt zwischen Ethik und Wirtschaft in den Mittelpunkt und beleuchtet diesen Gegensatz durch die Einführung einer Ethikkommission und die Flugblätter des Ingenieurs Von Lindern. Im Setting eines Automobilzulieferunternehmens zeigt das Stück, wie moralische Verantwortung und wirtschaftlicher Erfolg in einem Spannungsverhältnis stehen.
Die Betriebsräte Schmidt-Paulsen und Wessel setzen sich für die Einrichtung einer Ethikkommission ein, die in den oberen Etagen des Unternehmens wirken soll. Sie sehen darin einen Weg, soziale Verantwortung und ein besseres Arbeitsklima zu fördern – ein Versuch, moralische Werte in die Unternehmensführung zu integrieren. Direktor Freudenberg hingegen lehnt dies ab. Er betrachtet Begriffe wie Ethik und Moral als wirtschaftlich riskant, da deren Einfluss auf ökonomische Vorgänge nicht bewiesen sei. Für ihn steht der wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund, und er sieht die Kommission als Bedrohung für seine Autorität und die Effizienz des Unternehmens. Seine Haltung spiegelt die Priorität wider, die viele Unternehmen auf Profite legen, selbst wenn dies auf Kosten ethischer Prinzipien geht.
Ein weiteres Beispiel ist Von Linderns Flugblätter, in denen er für schadstoffärmere Verbrennungsmotoren plädiert und die Umweltbelastung der Automobilindustrie kritisiert. Sein Slogan – „Wie wir unsere Umwelt heute um 10 Prozent weniger mit Abgasen belasten, damit unsere Kinder morgen eine um 1 Prozent weniger zerstörte Ozonschicht vorfinden werden“ – zeigt sein Engagement für ökologische Verantwortung. Doch Freudenberg sieht darin eine Gefahr für das Unternehmen, insbesondere angesichts rückläufiger Absatzzahlen und der öffentlichen Debatte über Elektroautos. Von Linderns Aktion endet tragisch: Er wird von Kollegen angegriffen und erleidet einen „Arbeitsunfall“. Dies unterstreicht die Härte, mit der wirtschaftliche Interessen gegen moralische Anliegen durchgesetzt werden.
Das Hörspiel zeigt, dass Ethik in der Wirtschaft oft als störend empfunden wird. Freudenbergs Zynismus und die gewaltsame Reaktion auf Von Lindern verdeutlichen, wie moralische Verantwortung zugunsten kurzfristiger Gewinne geopfert wird. Die Ethikkommission bleibt ein symbolischer, aber letztlich machtloser Versuch, Werte in die Unternehmensführung zu bringen.
LIBERTÄRER STANDPUNKT
Ethik versus Wirtschaft
Das Spannungsfeld zwischen Ethik und Wirtschaft ist ein Dauerthema, das oft emotional aufgeladen ist. Doch aus einer unternehmerfreundlichen und libertären Perspektive zeigt sich: Wirtschaftliche Freiheit und Eigenverantwortung sind der Schlüssel zu Wohlstand und Fortschritt, während moralische Vorgaben häufig nur bürokratische Fesseln schmieden, die Unternehmen lähmen.
Unternehmerische Freiheit statt moralischer Bevormundung
Wenn Betriebsräte oder Aktivisten Ethikkommissionen fordern, um „soziale Verantwortung“ durchzusetzen, klingt das zunächst noble. Doch in der Realität bedeutet es einen Eingriff in die Autonomie der Unternehmensführung. Unternehmen existieren, um Produkte zu entwickeln, zu verkaufen und Gewinne zu erzielen – nicht, um sich in endlosen moralischen Debatten zu verzetteln. Eine Ethikkommission, wie sie im Hörspiel Gehobene Narrenfreiheit thematisiert wird, ist nichts anderes als bürokratischer Ballast. Sie zwingt Firmen, Ressourcen von ihrer Kernkompetenz abzuziehen und in unproduktive Diskussionen zu investieren. Aus libertärer Sicht ist das inakzeptabel: Unternehmer sollten frei entscheiden dürfen, solange sie gesetzliche Vorgaben einhalten.
Direktor Freudenberg trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er argumentiert, dass moralische Konzepte oft auf unbewiesenen Annahmen basieren und den wirtschaftlichen Erfolg gefährden. Fakten und Zahlen sollten die Grundlage unternehmerischer Entscheidungen sein – nicht diffuse Ideale. Der Markt selbst ist der beste Regulator: Wenn Kunden umweltfreundlichere Produkte wollen, werden Unternehmen sie anbieten. Zwang von innen oder außen ist kontraproduktiv.
Marktlogik statt moralischer Appelle
Ein gutes Beispiel ist der Ingenieur Von Lindern, der in Gehobene Narrenfreiheit mit Flugblättern für schadstoffärmere Motoren wirbt. Der Ansatz mag idealistisch sein, doch er ignoriert die wirtschaftliche Lage: Rückläufige Absatzzahlen und harter Wettbewerb durch Elektroautos machen solche Maßnahmen zu einem riskanten Luxus. Innovationen müssen sich am Markt beweisen, nicht an moralischen Wunschvorstellungen. Von Linderns tragisches Ende – ein „Arbeitsunfall“ – zeigt, wie gefährlich es ist, wenn Einzelne ihre Ideale über das Wohl des Unternehmens stellen. Unternehmerische Entscheidungen sollten von Kosten-Nutzen-Analysen geleitet werden, nicht von romantischen Visionen.
Wirtschaftlicher Erfolg als Fundament des Wohlstands
Libertäre Prinzipien betonen, dass der Staat und die Gesellschaft Unternehmen nicht mit überflüssigen Regeln knebeln sollten. Wirtschaftlicher Erfolg sichert Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und letztlich den Lebensstandard aller. Moralischer Aktivismus, wie ihn Betriebsräte oder Idealisten vertreten, ist gut gemeint, aber oft fehlgeleitet. Unternehmen sind keine Wohltätigkeitsorganisationen – ihre Aufgabe ist es, effizient zu wirtschaften, nicht sich selbst zu sabotieren.
Zusammenfassend: Ethik mag in der Theorie edel klingen, doch in der Praxis sind es wirtschaftliche Freiheit und marktorientiertes Handeln, die Unternehmen und Gesellschaft voranbringen. Moralische Zwänge gehören abgeschafft – der Markt wird den Rest regeln.
Politischer Essay
Ursachen für moderne Probleme besser vertuschen
Umweltverschmutzung, Armut und Überbevölkerung: Statt für all die modernen Katastrophen krampfhaft
nach Lösungen zu suchen, die ohnehin selten von Dauer sind, sollte man
sich lieber mehr Mühe geben, die Ursachen, die dahinter stecken, besser
zu vertuschen (Jaja, schon klar: Dies liest sich beinahe wie eine Beschreibung des Regierungsstils von Olaf Scholz bzw. Angela Merkel, aber die zugrunde liegenden Hörspiele stammen tatsächlich aus den Neunziger Jahren).
Die Natur hat den Menschen mit der wunderbaren Gabe des geistigen
In-Die-Ferne-Rückens unangenehmer Sachverhalte ausgestattet. Also sollte
man sie doch bitte auch nutzen - wenn es geht, nicht zu knapp. Den Stein des Anstoßes muss man verschwinden lassen. Dann
ist vielleicht endlich Ruhe. Denn die täglichen Katastrophenmeldungen
wirken sich auf sensible Menschen regelrecht lebensverkürzend aus - das
ist inzwischen bewiesen. Also sollte man sich davor schützen, auch wenn
das der Fridays-for-Future-Bewegung oder der AfD vielleicht das Wasser abgraben mag.
Nun könnte man einwenden, dass die anstehenden Probleme durch Verdrängung
bestenfalls nur aufgeschoben und nicht gelöst werden. Sie werden auf
diese Art nur weiter an unsere Kinder gegeben. Aber dabei braucht
niemand ein schlechtes Gewissen zu haben, denn kommende Generationen
werden gegen mögliche Katastrophen mit Sicherheit viel besser gewappnet
sein als wir. Zum Beispiel durch die Gentechnik (Jetzt ist es gesagt! - Siehe auch die aktuell von der Regierung unterstützten Corona-Impfstoffe von
BioNTech, Johnson & Johnson, Moderna und AstraZeneca).
Also 'Augen zu und
durch, mitten hindurch !' und gerne auch ums heiße Eisen herumreden im
Bundestag und den Talkshows bei Lanz, Illner und Maischberger. Richtige
Missstände anzuprangern, traut sich heute ohnehin kaum noch jemand. Es
gibt stets irgendwo eine vom Zeitgeist gehätschelte Minderheit, die sich
dadurch auf die Füße getreten fühlt. Also vorsichtig sein ! Man könnte
ja mit dem elementarsten gesellschaftlichen Konsens kollidieren und das
wäre wirklich ein Unglück und könnte die Populisten von links und rechts
sowie Olaf Scholzs 'Ampel' stärken !
(Zeilen einer weiteren überflüssig gewordene Existenz, die sich in vollen
Zügen dem Missmut über die menschliche Gleichgültigkeit und Ignoranz
gewidmet hat)
FREIHEIT
Übermäßige Freizügigkeit
Es war abzusehen, dass diese übermäßige Freizügigkeit, die man gewissen
Leuten, die das in keiner Weise zu schätzen wissen, gewährt, eines Tages
mit voller Wucht auf einen zurückprallen würde. Aber musste es denn
gleich so schlimm kommen ?
Es scheint gerade eben noch tolerierbar, wenn manche Leute aufgrund
ihrer Unbedarftheit unsere Gesellschaftsordnung als solche ablehnen.
Diese erlegt uns, die wir sie akzeptieren und schätzen, ja immerhin auch
auf, diese Leute nicht sofort aus dem Verkehr zu ziehen. Und die
Versuchung hierfür wäre tatsächlich groß - gerade heutzutage.
Was allerdings zu weit geht, ist, wenn gewisse Leute mit Ihrem
Unschuldslächeln in der Gegend herumläuft und anderen, die bis dato mit
ihrem Leben vollauf zufrieden waren, mit ihren abstrusen Ideen absolut
überflüssige Selbstzweifel ins Hirn setzt. Vor allem, wenn diese anderen
nie geklagt haben - jedenfalls nicht, wenn man sie nicht direkt auf
ihre mangelnde Lebensfreude hin angesprochen hat.
Viele Menschen sind vermutlich nicht imstande, sich auszumalen, in was
für ein Chaos dieses Land geraten würde, wenn selbst schon die
simpelsten Gemüter, die schließlich das Fundament der Gesellschaft
bilden, plötzlich damit beginnen würden, den Status quo auf den Kopf zu
stellen. Man denke nur an die ganzen Familien, die Ehen, die Greise, die
Kinder - sie müssen irgendwoher geschützt werden.
Nachdenken - was heißt das schon ? Wir haben doch wohl alle mal einen
nachdenklichen Tag ... . Deshalb muss sich noch lange nichts ändern -
und schon gar nichts Bewährtes. Wobei man zugeben muss, dass auch
Routine und Gewohnheit töten können: Sie können Gefühle töten mit der
Zeit. Und sie schrecken beispielsweise nicht davor zurück, die Liebe in
einer Ehe zu töten. Allerdings ist auch niemand dazu verpflichtet, um
jeden Preis zufrieden zu sein.
ÜBERDRUSS
Wachsende Selbstzweifel
Viele Menschen machen sich etwas über ihre Unentbehrlichkeit in ihrem
Beruf etwas vor: Sie sind entbehrlich - jeder ist mehr oder weniger
entbehrlich. So etwas muss man einfach akzeptieren, dann kommt man
besser zurecht, langfristig. Jeder ist ersetzbar und letztlich auch nur
ein Rad im Getriebe. Das festzustellen dauert häufig lange. Aber so
schlimm ist es gar nicht.
Dann wird einem auf einmal klar: Die Linken sind Schuld. Natürlich !
Dass man da nicht schon früher drauf gekommen ist ! Alleine schon diese
Terminologie: „Rad im Getriebe“ - Das ist doch typischstes
Gewerkschaftskauderwelsch ! Man fragt sich unwillkürlich: Warum
diskutieren linke Unruhestifter ihre Ansichten nicht einfach mit
irgendwelchen Hausbesetzern aus und verschonen andere in Zukunft mit
derlei Gedankengut ? Sie sollen gefälligst jemand anderes agitieren !
Wenn man auch mit Ehe und Beruf unzufrieden ist, so hat man doch zum
Glück noch seine Kinder. Die bleiben einem schließlich trotz aller
Zweifel. Das ist doch ein Trost. Aber die Vorstellung, ein Teil von
einem würde nach dem Tod in ihnen weiterleben, ist doch eigentlich
ziemlich absurd, wenn man mal in Ruhe darüber nachdenkt. Und es gibt
auch kein Leben nach dem Tod. Für einen selber nicht und für andere auch
nicht. Für niemanden, denn es gibt auch keinen Gott.
Solche blasphemischen Ansichten wird man eines Tages noch bereuen. Bis
dahin geht es weiter, wie bisher. Was soll schon sein ? Man hat sich
endlich wieder unter Kontrolle. Nur - wie man das so sieht - werden
diese Erkenntnisse keine Auswirkungen auf den Lebensstil der Betroffenen
haben. Man hat eben selber miterlebt, dass es möglich ist,
bodenständige Menschen - wie oben bereits konstatiert: die Grundpfeiler
unserer Gesellschaftsordnung - dazu zu bringen, dass sie das bewährte
System anzweifelt. Das ist doch eigentlich erschreckend.
Können moderne Menschen denn wirklich erst zufrieden sein, wenn sie alles unter Kontrolle haben ?
PRESTIGE
Moderner politischer Journalismus
Ob es heutzutage noch mit nennenswertem Berufsethos verbunden ist, ein
politischer Journalist zu sein ? Zweifel sind angebracht:
In publizistischen Kreisen benutzen die Herren der Schöpfung
wahrscheinlich schon fast genauso viele Duftwässerchen, wie die Frauen.
Dass sie dabei zu dem Duft auch gleich noch nach fortgeschrittener
Dekadenz riechen, dürfte für sie dabei kaum eine Rolle spielen - Wenn
sie es überhaupt bemerken.
Ihre Realität ist mit Sicherheit unblutiger als die radikaler
politischer Aktivisten. Denen gegenüber mokieren sich bürgerliche
Journalisten gerne, dass diese auf ihrem Weg einer angeblich besseren
Gesellschaft entgegen etwas viele Tote zurücklassen. Und zwar nicht nur
zahlenmäßig, sondern auch ethisch. Und diese Empörung passiert zu
Recht, denn es hat natürlich Opfer gegeben. Radikale Politische
Ideologien müssen sich Ihren Weg in die Realität eben leider oft erst
mit Brachialgewalt erschließen, um in das Bewußtsein der schweigenden
Masse vorstoßen zu können - werden die interviewten politischen Rowdies
dann vermutlich anmerken. Und investigative Journalisten werden dann
feststellen, dass sie das so aber nun wirklich nicht schreiben können.
Und zwar selbst wenn sie es überaus interessant finden, am Rande der
Legalität unter konspirativen Umständen ein Interview mit radikalen
Politik-Freaks führen zu können. Sie werden sich entsinnen, dass es im
Grunde bürgerliche Medien sind, für die sie schreiben, was den
Polit-Hasardeuren ja auf der anderen Seite immerhin auch die Möglichkeit
verschafft , über Ihren sonstigen Wirkungskreis hinaus Aufmerksamkeit
zu erregen.
Für die Leserschaft des `Hamburger Abendblattes´ oder `Der Zeit´ sind
die menschlichen Aspekte ihres Handelns sicher interessanter als
ideologische Statements. Gerade weil sie für ein sich gutinformiert
haltendes Publikum arbeiten, welches vor allem an Backroundinformationen
interessiert ist.
CYBERROOM
Computer sagt: `Arrogantes Arschloch !´
Wie könnte sich ein Verkaufsgespräch für einen Virtual-Reality-Helm gestalten ? Was könnte eine künstliche Verkäuferin einem Unentschlossenen einflüstern ?
Worauf warten wie denn noch ? Kommen sie, stöpseln Sie sich endlich ein ! Dieses Gerät ist das Neueste auf dem Gebiet. Sie werden sehen: Im Nu sind sie dieser Welt entflogen. Diese niederen Alltagsgepflogenheiten, diese spießigen zwischenmenschlichen Umgangsformen: Das alles wird für ein paar Stunden aus ihrem Leben verschwinden.
Auch wenn sie vielleicht denken mögen `Ich habe mich aber eigentlich daran gewöhnt. Ich kenne es doch gar nicht anders !´, wird das nichts daran ändern, dass jeder, der den virtuellen Trend verschläft, ein arrogantes Arschloch ist. Niemand kommt unbeschadet an dieser neuen Entwicklung vorbei. Wer da nicht mitmacht, scheidet über kurz oder lang aus dem Rennen. So ist das nun einmal in unserer liebgewonnenen Wettbewerbsgesellschaft. Da sollte sich hinterher niemand beklagen. Und wenn sie vielleicht einwenden mögen, dass sie nicht gerade den Drang verspüren, sich an diesen Apparat anzuschließen und dies mit den Worten `Ich glaube, ich brauche so ein Gerät nicht´ ausschmücken, kann ich nur ehrlich erwidern: Wollen sie mich jetzt auf den Arm nehmen ? Sie können mir doch nicht erzählen , dass einer wie sie seinem Alltag ohne technische Behilfsmittel auch nur einen minimalen Lustgewinn entlocken kann. Das würde ich ihnen so brutal auch niemals ins Gesicht sagen, hielte ich nicht gleichzeitig hier in meinen Händen den ganz persönlichen Fluchtweg aus dieser Tristesse für sie bereit. Gerade für Leute wie sie werden diese Geräte doch gebaut ! Also was ist ? Wollen sie sich jetzt einstöpseln oder nicht ? Ich frage sie das ganz unabhängig davon, ob ich sie jetzt für einen Versager halte oder nicht.
Letzteres würde sich allerdings leider nur wieder ein weiteres Mal bestätigen, wenn sie auch diese neue Entwicklungsstufe, die da so erwartungsvoll vor Ihnen liegt, verpassen. Sie werden es nicht bereuen.
EINSAME HERZEN
Urlaub in Irland
Mein Urlaub im Frühling mit Peter in Irland: Auf den hätte ich glatt verzichten können ... ich meine, auf Peter. Was ursprünglich dazu gedacht war, eine Beziehung zu festigen, entpuppte sich schnell als Versuch, neue Abhängigkeiten zu schaffen, nachdem die alten langsam ihre Wirkung verloren hatten.
Also, von der landschaftlichen Schönheit hatte ich jedenfalls nicht soviel als ich ihm erklären musste, dass ich zugunsten seiner, in meinen Augen moralisch fragwürdigen Tätigkeit als leitender Angestellter einer Großbank und zwecks Gründung einer Kleinfamilie nicht bereit wäre, meine Arbeit in der Beratungsstelle für die Opfer allzu emotionalisierter Rechtsprechung bei Eigentumsdelikten aufzugeben. Das führte dann natürlich zwangsweise zur Beendigung unserer Beziehung.
Nur gut, dass die Zimmer in der Pension dicke Wände hatten ! Das war so eine richtig urig umgebaute irische Kate. Und so ein lautstark ausgetragender Streit ist schließlich nicht in jedem Fall für sämtliche Zuhörende ein Gewinn - selbst in so einer kuscheligen Abgeschiedenheit mit endlos viel Moos mit einem herum.
Als ob es etwas Wichtigeres geben könnte als in einem Land, in dem Eigentum das höchste Gut darstellt, die armen Schweine, die an seiner scheinbar ungerechten Aufteilung zu rütteln versuchen, vor der gnadenlosen Verfolgung der hiesigen Justiz in Schutz zu nehmen ! Aber habe ich andererseits durch meine emanzipierte Entscheidung und die daraus resultierende Trennung von meinem Freund damals nicht eigentlich nur meine Freiheit zurückgewonnen, auf dem Markt der einsamen Herzen mein Fleisch erneut mit gutem Gewissen zwecks Kontaktaufnahme zur Schau tragen zu können ? (Prickelnd, wenn man es versteht, die One-Night-Stands, neben denen man morgens aufwacht und deren Namen man möglichst bald wieder vergessen möchte, zu verdrängen)
PHILOSOPHIE
Der Laden menschlichen Zusammenlebens
Ich las neulich in einem dieser Hochglanzmagazine, dass die Anzahl von verhängnisvollen Persönlichkeitsspaltungen bei Jugendlichen in den letzten drei Jahren stark rückläufig war - und das hat mich beruhigt. Sie spalten Atome, sie spalten Gesellschaften und sie spalten Persönlichkeiten. Wohin führt uns das eines Tages ?
Das Chaos ist vorprogrammiert. Man scheint sich den Zeitpunkt seines Eintreffens ja auch sehnlichst herbeizuwünschen, denn sonst hätte man doch schon längst irgendeine Organisation ins Leben rufen müssen, die diese Entwicklung noch rechtzeitig von uns abwenden kann. Und wer ist Schuld an dieser gespannten Lage ? Wer hat ein Interesse daran, dass der Laden menschlichen Zusammenlebens vor die Hunde geht ?
Die Frage, die sich hier stellt, lautet doch ganz nüchtern betrachtet so: Warum erleidet die menschliche Zivilisation ausgerechnet in unserem Beisein -im auslaufenden 20. Jahrhundert- ihren großen Kollaps ? Der Mensch tritt wegen seiner Versäumnisse von der Weltbühne ab - einverstanden. Aber wer, muss man da doch fragen, sitzt in den Startlöchern bereit, dessen Part zu übernehmen ? Und ihn besser zu spielen, denn darauf kommt es doch wohl an !
Sicher sein, dass die vom Neuzeitmenschen beeinflußte Evolution seiner selbst zu einem wirklich würdigen Ziel führen wird, können wir ohnehin erst, wenn der Garten Eden eines Tages seine Pforten für die menschliche Spezies wieder öffnet. Der Fehler, den Eva seinerzeit im Paradies beging, war zwar folgenreich und tragisch; Er liegt aber doch schon so unsäglich lange zurück,
dass sich von den jungen Dingern aus unserer Epoche wohl kaum noch eine darauf besinnen und denselben Fehlgriff glatt noch einmal tätigen würde. Und was würde dann wohl mit der Menschheit geschehen ?
Die himmlische Strafe für eine Rasse von kollektiven Wiederholungstätern müßte ja alleine schon aus pädagogischen Gründen ungleich einschneidender ausfallen als beim ersten Mal. Das wäre dann ein peinliches Szenario.
SELBSTSCHUTZ
Mit den Verhältnissen arrangieren
Manche Leute haben wirklich erschreckend wenig Ahnung davon, was Sache ist, wohin die Welt steuert und wie man sich dabei am besten mit den Verhältnissen arrangiert.
Nehmen wir doch zum Beispiel einmal die Umweltverschmutzung, die Armut und die Überbevölkerung: Statt für diese ganzen modernen Katastrophen krampfhaft nach Lösungen zu suchen, die eh´ nie von Dauer sind, sollte man sich lieber mehr Mühe geben, die Ursachen, die dahinter stecken, besser zu vertuschen. Die Natur hat den Menschen schließlich mit dieser wunderbaren Gabe des geistigen In-die-Ferne-Rückens unangenehmer Sachverhalte ausgestattet. Also sollte man sie doch auch nutzen. Den Stein des Anstoßes, den muss man einfach verschwinden lassen. Dann ist vielleicht endlich Ruhe! Diese täglichen Katastrophenmeldungen wirken sich auf sensible Menschen doch regelrecht lebensverkürzend aus. Also muss man sich davor schützen: Reine Notwehr.
Nun könnte man einwenden, dass die anstehenden Probleme durch Verdrängung doch bestenfalls nur aufgeschoben und nicht gelöst werden: Die werden dann nur weitergegeben an unsere Kinder. Aber dabei braucht man(n) und frau schließlich überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben, denn kommende Generationen werden gegen mögliche Katastrophen mit Sicherheit viel besser gewappnet sein als wir. Zum Beispiel durch die Gentechnik, die famose. Das wird sich später bestimmt noch einmal auszahlen, dass wir heute jede Kritik daran im Atomkern ersticken.
Also einfach nicht so genau hinsehen ! Oder besser noch: Augen zu und durch, mitten hindurch.Was auch kommen mag ! Da kommt sowieso mit hundertprozentigem Verlaß zum ungeeignetsten Zeitpunkt immer nur das im Augenblick gerade Unpassenste.
(Ausführungen einer Existenz, die sich in vollen Zügen dem Missmut über die menschliche Gleichgültigkeit und Ignoranz gewidmet hat)
RANDGRUPPEN
Schaufenster der Selbsterkenntnis
Ein Clochard, der vorm Kaufhaus neben dem Schaufenster saß, hat `du Flittchen´ zu mir gesagt. Einfach so ! Das hat mich zunächst erschrocken. Aber andererseits: Wenn einer da so Tag für Tag vor einem Kaufhaus sitzt, dann entwickelt er wahrscheinlich mit der Zeit langsam einen Blick für gelangweilte Ehefrauen. 'Gelangweilt' ist gar kein Ausdruck !
Will ich dem Mann vielleicht den Mund verbieten, nur weil er auf seine Art versucht, mir ein eine unangenehme Wahrheit mitzuteilen ? Hat er nicht ebenso wie alle ein Anrecht darauf, zu sagen, was er denkt ? So ein guter Mensch – wenn man darüber nachdenkt ! Und seine tiefen Einsichten behält er auch nicht einfach nur für sich - Er teilt sie einem mit in seiner schlichten Gossensprache.
Ich bin dankbar dafür, dass mich jemand in meiner Rolle als unerschrockene Konsumentin erkannt und nachhaltig bestärkt hat. Und das einfach nur so nebenbei, im Vorübergehen ! Wirklich beeindruckend... . Ich glaube, so ein Denkanstoß war schon seit längerem einmal fällig bei mir. Da spielt es genaugenommen eigentlich gar keine Rolle, ob der einem nun so provokant uncharmant vorgetragen wird oder in einem zivilisierter gehaltenen Umgangston. Wieviel wiegt schließlich ein derartig spontanes, ehrliches Werturteil im Vergleich zu den gewohnten Routinekomplimenten innerhalb einer festgefahrenen Ehe ?
Die Balance eines gemütlichen Einkaufsbummels beispielsweise kann sehr leicht durcheinandergeraten und ehe man es sich versieht, hat man auf einmal einen handfesten Streit. Das geht oft schneller als man im allgemeinen so vermutet. Es kriselt sicher in so mancher nach außen hin abgesichert erscheinenden Ehe. Gerade heutzutage, das weiß man doch!
Allerdings muss man sich aber trotzdem nicht ständig und schon gar nicht beim Einkaufen mit diesen Auflösungserscheinungen unserer gesellschaftlichen Keimzellen auseinandersetzen … genügt schließlich, wenn diese geteilte Einsicht im Hörspiel stattfindet.