Widerliche Zeiten | Trash-, Improvisations- und Persiflage-Hörspiele aus den 1980ern

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Hörspiel-Trailer in mp3 Abenteuer: Tunnel/Doktor Mabuse
Mit freundlicher Genehmigung von Käse-Audio




Hörspiel-Trailer in mp3 Widerliche Zeiten: Folge 1-5, 6-10
Mit freundlicher Genehmigung von Käse-Audio





Jugend-Hörspielserie aus den 1980ern
40. Jubiläum (externer Link)
JUBILÄUM

Der Wächter der verbotenen Welt
Der Wächter der verbotenen Welt
DER WÄCHTER





Hörspiel-Folgen in mp3 01: Das Ding aus dem Sumpf
02: Lawine über der Stadt
03: Flucht vor dem Monster
04: Ein Mann spielt falsch





zum widerlichen Thema Essay: ??? und Widerliche Zeiten






der HÖRSPIELer: Widerliche Zeiten - Hörspiele

TRASHIGER IMPROVISATIONSKULT

Hörspieltravestie aus den Achtziger Jahren

Die sowohl anarchischen als auch enervierenden Schwestern Mathilde und Doris Newton leben mit wechselnden Partnern auf einem Schloss. Beide teilen sowohl ihren Hang zu dramatischem Verhalten als auch die Neigung zu lautstarken Auseinandersetzungen. Im Laufe der Handlung kommt es zu verschiedenen Abenteuern mit Comedy- und Satire-Charakter in den Bereichen der Raumfahrt, der Musikindustrie sowie der Religion. Vorsicht: Spoiler!

Guru 'Juri' und Großguru 'Doris Newton' Gespielt wurden sämtliche Charaktere von zwei Hamburger Jugendlichen in Anlehnung an seinerzeit populäre Hörspielserien, wie Perry Rhodan oder Flash Gordon. Deren bekannte Produzentin Heikedine Körting nahm übrigens nie Kontakt zu den beiden Hörspiel-Amateuren aus Altona auf - etwa um das Programm des 'Europa'-Labels mit deren Titeln vielfältiger zu machen. Trotz der nicht erfolgten Kommerzialisierung fanden die schrägen Geschichten mit Hilfe von Kassettenkopien und eines kleinen Piratensenders im Hamburger Westen rasch großflächig Verbreitung. Die bunte, streckenweise auch etwas infantil anmutende, aber oft auch sehr gelungen improvisierte Independent-Produktion 'Widerliche Zeiten' brachte es über mehrere Jahre auf zehn Folgen sowie weitere Ableger. Sie kann rückblickend als Teil einer breiten kreativen Basis gesehen werden, aus der später das Radio 'Freies Sender Kombinat - FSK' hervorgehen sollte. In jüngster Zeit schnellen die Internet-Abrufzahlen der inzwischen auditiv 'aufpolierten' Hamburger Trash-Hörspiele wieder in die Höhe.

Vierzigstes Jubiläum der Widerliche-Zeiten-Hoerspielserie In einigen Folgen werden Angehörige verschiedener Religionen zwar satirisch und humorvoll aber dennoch auch kultursensibel und als fühlende Menschen dargestellt. Zur Entstehungszeit der Stücke in den Achtziger Jahren waren gegenüber Religionen oder religiösen Ritualen herablassende oder auch entlarvende Inhalte bei Komikern, wie z.B. Otto Waalkes, an der Tagesordnung. Heute sollte auf die Gefühle von Gläubigen, auch wenn manche von ihnen sich selber intolerant verhalten, mehr Rücksicht genommen werden, damit diese sich nicht ausgegrenzt fühlen müssen. Der Serie 'Widerliche Zeiten' gelang dies, trotz ihrer frühzeitigen Erscheinens in der Achtziger Jahren, fraglos mit Bravour.



HÖRSPIELSERIE

Widerliche Zeiten

Die Hörspielserie 'Widerliche Zeiten', entstanden in den 1980er Jahren in Hamburg, ist ein skurriles Beispiel für die kreative Subkultur jener Zeit. Die Serie, die sich über zehn Episoden sowie zwei verwandte Geschichten erstreckt, folgt den absurden Abenteuern der Schwestern Mathilde und Doris Newton, die in ihrem Schloss North Cothelstone Hole auf einem erdähnlichen Planeten der Wega leben. Begleitet von wechselnden Partnern wie Ottokar und Heini Thatchim, durchleben die Figuren eine Reihe chaotischer und oft sinnfreier Ereignisse, die von Raumfahrt über religiöse Sekten bis hin zur Musikindustrie reichen. Die Handlung ist geprägt von anarchischem Humor, satirischen Elementen und einer bewussten Missachtung logischer Stringenz, was der Serie einen trashigen Charme verleiht.

Otto, Heini, Mathilde und Doris Die Serie beginnt in "Das Ding aus dem Sumpf" mit der Entdeckung eines mysteriösen Geräts im Schlossteich, das die Protagonisten nach Neuschneeland führt, wo sie auf der Suche nach einem verlorenen Satelliten allerlei Missgeschicke erleben. In "Lawine über der Stadt" besuchen sie in Neuschneeland einen Tempel der Unsterblichkeit, retten Heini aus der Gefangenschaft und lösen versehentlich eine Lawine aus. Zurück im Schloss begegnen sie in "Flucht vor dem Monster" Geistern, die sie durch einen Tunnel in eine Wüste mit einer schatzgefüllten Pyramide führen, doch der Zoll vereitelt ihre Pläne. "Ein Butler spielt falsch" führt sie nach Ghanistan, um ein kosmisches Rätsel zu lösen, und zurück im Schloss bauen sie ein Raumschiff, das jedoch Probleme bereitet. In "Streit im Weltall" startet die Gruppe ins All, kämpft mit einem blinden Passagier, einem schwarzen Loch und landet auf einem Planeten, von dem sie vor Aliens fliehen.
Mit "Duell der Sängerinnen" kehren die Schwestern zur Erde zurück, wo sie nach dem Verlust ihrer Partner in eine musikalische Rivalität verfallen: Doris strebt Popstarruhm an, während Mathilde sie sabotiert. In "Ein Guru mischt mit" trifft Doris den Guru Juri, lässt sich in seine religiösen Aktivitäten verwickeln und plant mit ihm eine Reise nach Toshiva, während Mathilde zu Hause bleibt. "Prüfungen des Irrsinns" zeigt Doris und Juri beim Tempelbau in Toshiva, während Mathilde mit Alien-Angriffen auf das Schloss und einem verschwundenen Friedrich kämpft. In "Gefährliche Aliens" vertieft Doris ihre Verbindung zu Juri und wird "Kleinguru", während Mathilde finanziell ruiniert wird und Aliens die Gruppe bedrohen. Die Handlung kulminiert in "Schloss in Trümmern", wo Doris als Großguru zurückkehrt, das Schloss erneut angegriffen wird und die Schwestern sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, während Ottokar versucht, Heini wiederzubeleben.
Die beiden zusätzlichen Episoden, "Der Tunnel" und "Doktor Mabuse", sind eigenständige Geschichten, die von demselben Team produziert wurden. In "Der Tunnel" geraten vier Urlauber in Polen in einem gruseligen Tunnel in Gefahr, als ein Zugunglück und ein mysteriöser Angreifer sie bedrohen. "Doktor Mabuse" erzählt von der Filmdiva Wega Waso, die in New York Zeugin eines Mordes wird und auf einer Polizeiwache in eine Reihe weiterer Verbrechen verwickelt wird, bis der Täter entlarvt ist.

'Widerliche Zeiten' spiegelt den Geist der 1980er Jahre wider, in denen Jugendkultur und Underground-Medien eine kreative Nische fanden. Die Serie parodiert populäre Genres wie Science-Fiction und Abenteuer, während sie gleichzeitig religiöse und gesellschaftliche Themen mit einer für die Zeit ungewöhnlichen Sensibilität behandelt. Trotz ihrer amateurhaften Produktion und oft infantilen Humorübungen fand die Serie durch Kassettenkopien und Piratensender Verbreitung und erlangte Kultstatus. Insgesamt ist 'Widerliche Zeiten' ein Zeugnis für die unbändige Kreativität und den nonkonformistischen Geist der Hamburger Subkultur der 1980er Jahre, das trotz seiner Absurdität einen bleibenden Eindruck hinterlässt.


WIDERLICHE ZEITEN [01]

Das Ding aus dem Sumpf

Das Ding aus dem Sumpf"Das Ding aus dem Sumpf", die erste Folge der Serie 'Widerliche Zeiten' von 1984, ist ein absurdes Jugendhörspiel, das mit anarchischem Humor und schrägen Charakteren punktet. Die Handlung entführt uns auf einen erdähnlichen Planeten der Wega, genauer gesagt in ein kleines, unbedeutendes Land, wo das abgelegene Schloss North Cothelstone Hole steht. Hier leben die Schwestern Mathilde und Doris Newton, die sich gegenseitig kaum ertragen, zusammen mit Mathildes Ehemann Ottokar und Heinrich "Heini" Thatchim. Diese vier eigenwilligen Gestalten schaffen eine Atmosphäre, die sowohl chaotisch als auch nervtötend ist.
Eines Abends beschließen die Schlossbewohner, ein "nächtliches Nachtkonzert" zu veranstalten, doch die Stimmung bleibt flau. Statt musikalischer Höhepunkte entscheiden sie sich für einen delikaten Imbiss – eine Entscheidung, die sie schnell bereuen. Der Fisch aus dem Schlossteich schmeckt entsetzlich und scheint vergiftet zu sein. Empört über diesen kulinarischen Reinfall nehmen Mathilde, Doris, Ottokar und Heini die Sache selbst in die Hand. Mitten in der Nacht stapfen sie zum Schlossteich – der eher ein übergroßer Tümpel ist – und bergen nach allerlei Mühen und Pannen ein seltsames technisches Ungetüm aus dem Wasser. Was genau sie da gefunden haben, bleibt zunächst unklar, aber die Neugier ist geweckt.
Zurück im Schloss stellt sich die Frage: Was fängt man mit so einem mysteriösen Hi-Tech-Teil an? Der Teich ist inzwischen gereinigt, doch der frisch zubereitete Fisch schmeckt nach wie vor ungenießbar – ein Rätsel, das ungelöst bleibt. Die Nacht zieht sich endlos hin, und als die vier versuchen, das Gerät zu aktivieren, endet das Experiment in einem spektakulären Knall: Die technische Kostbarkeit explodiert und ist verloren. Doch die schrullige Truppe lässt sich nicht unterkriegen. Ein Hinweis erreicht sie, dass ein verschwundener, wertvoller Satellit in Neuschneeland zu finden sei. Ohne zu zögern brechen sie auf – trotz schwerem Wellengang auf der Reise, aber immerhin mit gutem Appetit im Gepäck. In Neuschneeland warten neue Rätsel auf sie, die es zu lösen gilt.
"Das Ding aus dem Sumpf" ist ein Paradebeispiel für den authentischen Trash der 80er-Jahre. Die absurde Handlung, die skurrilen Charaktere und der unbeholfene Humor machen das Hörspiel zu einem ätzenden Reinfall, dem man sich auf keinen Fall aussetzen sollte, wenn einem an mentaler Gesundheit gelegen ist.


WIDERLICHE ZEITEN [02]

Lawine über der Stadt

Spur der Lawine über Shittney In der zweiten Folge der improvisierten Hörspielserie 'Widerliche Zeiten' verschlägt es Mathilde, Doris, Ottokar und Heini in den geheimnisvollen Tempel der Unsterblichkeit in Neuschneeland. Die Aussicht auf ewiges Leben durch das sagenumwobene Wasser lockt die vier Abenteurer, doch wie immer bei diesen Widerlingen läuft alles aus dem Ruder.
Kaum im Tempel angekommen, entbrennt ein völlig unnötiger Streit darüber, wer als Erstes in das heilige Wasser eintauchen darf. Mathilde pocht auf ihre Autorität als Älteste, Doris will endlich mal drankommen, Ottokar versucht zu schlichten, und Heini drängt zur Eile. Ihr Gezanke lenkt sie derart ab, dass sie nicht bemerken, wie ihnen jemand in das verbotene Gemäuer folgt. Die Konsequenz trifft Heini hart: Wegen seiner Unachtsamkeit wird er als Fremder von den Tempelwächtern geschnappt und inhaftiert – ein schwerwiegendes Vergehen in Neuschneeland.
Doris lässt ihren Freund nicht im Stich und nimmt die Sache selbst in die Hand. Mit einer Mischung aus weiblicher Tücke und schlauen Tricks versucht sie, Heini aus dem Gefängnis zu befreien. Doch die Neuschneeländer sind misstrauisch und lassen sich nicht so leicht hinters Licht führen. Während Doris ihre Pläne spinnt, schließen sich Mathilde und Ottokar mit vereinten Kräften an, um Heini zu retten. Ihr Ansatz: eine Reihe skurriler Verkleidungen und Ablenkungen, die das Chaos nur noch steigern.
Im Gefängnis ist Heini ein Nervenbündel. Er durchschaut Doris’ Komplott nicht und ist überzeugt, dass ihre verschlüsselten Botschaften Gefahr bedeuten statt Rettung. Als die Befreiung endlich gelingt, zeigt sich, dass der Erfolg teuer erkauft ist: In der Hektik löst die Gruppe unbeabsichtigt eine Lawine aus, die die Stadt bedroht. Zu allem Überfluss erkrankt Heini auch noch an einer ungewollten Krankheit. Die Widerlinge stehen zunächst irritiert inmitten des Schneewirbels, den sie selbst verursacht haben.
"Lawine über der Stadt" vereint übertriebene Dramatik mit Slapstick-Humor und zeigt die Schwächen der Figuren – Mathildes Sturheit, Doris’ Verschlagenheit, Ottokars Ungeschick und Heinis Ängstlichkeit – ebenso wie ihre unerschütterliche Loyalität. Trotz aller Pannen beweist die Truppe, dass Freundschaft und Teamwork selbst die absurdesten Katastrophen überstehen können.


WIDERLICHE ZEITEN [03]

Flucht vor dem Monster

Flucht vor dem Monster In der dritten Folge der Serie 'Widerliche Zeiten', "Flucht vor dem Monster", kehren Mathilde, Doris, Ottokar und Heini nach ihren turbulenten Abenteuern in Neuschneeland erschöpft nach North Cothelstone Hole zurück. Doch die Hoffnung auf eine Verschnaufpause und ein wenig Stolz über ihre "erste Kolonie" Neuschneeland wird schnell zunichte gemacht – im Schloss spukt es, und diesmal sind es nicht die vertrauten Bettlaken-Geister.
Kaum angekommen, machen sich die vier also auf die Suche nach den ungebetenen Geisterbesuchern, die sie in den Wahnsinn treiben. Die Jagd führt sie in die düsteren, unterirdischen Gewölbe des Schlosses, wo sie alles andere als geschickt agieren. Mathilde stolpert über alte Kisten, Doris beschwert sich lautstark, Ottokar verliert die Orientierung, und Heini ist ohnehin überzeugt, dass sie längst selbst die Gejagten sind. Die Grenze zwischen Jäger und Beute verschwimmt zusehends, während sie durch die finsteren Gänge irren.
Überraschend mündet ein Kellertunnel in eine völlig unerwartete Wüstenlandschaft – ein abrupter Szenenwechsel, der für 'Widerliche Zeiten' typisch ist. In dieser neuen Umgebung entdecken sie eine verlassene Pyramide, gefüllt mit antiken Lebensmitteln und wertvollen Schätzen. Doch die Freude währt nicht lange: Ali Baba und das Rätsel um 'Sesam, öffne dich!' aus '1001 Nacht' erschweren ebenfalls den erfolgreichen Transport der Reichtümer in die Heimat.
Mit den erbeuteten Schätzen im Gepäck versuchen Mathilde, Doris, Ottokar und Heini dennoch zu entkommen. Die Flucht vor einem mysteriösen "Monster" (das nur vage beschrieben wird, aber für reichlich Panik sorgt) wird zur Tortur. Am fremdländischen Zoll scheitern sie kläglich: Die Beamten lassen sich nicht bestechen, und die Widerlinge bleiben mit ihren Schätzen stecken. Heinis Nerven liegen blank, Doris’ Tricks schlagen fehl, und Mathilde und Ottokar geraten erneut in Streit.



WIDERLICHE ZEITEN [04]

Ein Butler spielt falsch

Ein Butler spielt falsch Zurück in Cothelstone geht das Lotterleben der Widerlinge weiter. Nicht einmal auf eine einfache Aufgabenverteilung für das gemeinsame Frühstück können sie sich einigen. So regiert also das altbekannte Chaos. Weil sie selbst nicht für Ordnung im Schloss sorgen können, engagieren Mathilde, Doris, Ottokar und Heini den Butler Edward. Sie denken das Schloss daher in guten Händen als sie nach Ghanistan reisen, um dort das geheimnisvolle `kosmische Rätsel´ zu lösen. Es geht nach Asien. Die Widerlinge wissen sich dort nicht gut zu benehmen. Aber was solls? Sie bekommen die Informationen, die sie benötigten und kehren zurück nach Cothelstone. Ob Edward inzwischen gut abgestaubt hat ? Man wagt jedenfalls den Neubau eines Raumschiffs. Er gelingt erstaunlich gut. Doch beim ersten Startversuch kommt es zu unerwarteten Komplikationen.
Sollten sich Doris Bedenken gegen das überstürzte Raketenabenteuer am Ende bestätigen?

Widerliche Klimaleugner?

In Folge 4 der Serie 'Widerliche Zeiten' von 1985 sagt Ottokar die vor dem Hintergrund des internationalen Klimasterbens skandalös anmutenden Sätze: "Es ist Sommer - Juni. Es ist heiß. Wir haben 32 Grad im Schatten". Dieser Verweis auf die Tatsache, dass bereits vor knapp 4 Jahrzehnten heiße Sommer ganz natürlich waren, scheint beim ersten, unbedarften Hinhören den Klimawandel zu negieren. Das ist jedoch so nicht zu verstehen.

Gefahr durch Unwetter auch in Cothelstone? Man muss es nicht automatisch als Leugnung des Klimawandels betrachten, wenn in einem Hörspiel aus den 1980er Jahren darauf verwiesen wird, dass auch damals die Sommer bereits sehr heiß waren. Es ist wichtig zu beachten, dass die Wahrnehmung von Wetterphänomenen, wie beispielsweise heiße Sommer, von einzelnen Ereignissen und persönlichen Erfahrungen geprägt sein kann - in diesem Fall eben von der individuellen Wahrnehmung des liebenswert tolpatschigen Schlossbesitzers, Ehemanns der nervigen Mathilde und Abenteurers 'Ottokar Newton', der mit seinen Ansichten und Einschätzung im Laufe der Travestie-Trash Serie durchaus öfters mal daneben liegt. Der Klimawandel bezieht sich eben nicht auf einzelne Wetterereignisse, sondern auf langfristige Veränderungen des globalen Klimasystems. Der Klimawandel ist durch eine signifikante und anhaltende Erwärmung der Erdatmosphäre und der Ozeane gekennzeichnet, die hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird - das bestätigen fast alle ernstzunehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Es ist wichtig, den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu verstehen. Wetter bezieht sich auf kurzfristige atmosphärische Bedingungen, während Klima das langfristige Durchschnittsmuster des Wetters in einer bestimmten Region oder global beschreibt.

Das Vorhandensein heißer Sommer in den 1980er Jahren sagt nichts über den Klimawandel im Allgemeinen aus. Um den Klimawandel zu verstehen, müssen langfristige Daten über einen längeren Zeitraum und eine breitere geografische Ausdehnung betrachtet werden. Es ist wichtig, wissenschaftliche Erkenntnisse und Daten zu berücksichtigen, um eine fundierte Meinung zum Klimawandel zu bilden. Leugnung des Klimawandels basiert oft auf einer selektiven Betrachtung von Informationen und der Ablehnung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Ottokar Newton aus der 'Widerliche Zeiten'-Serie ist also nicht als Klimaleugner zu verstehen, womit beruhigt festgestellt werden kann, dass die beliebten Hörspiele aus den Achtziger Jahren auch heute noch bedenkenlos genossen werden können. (Bitte nicht klimaschädlich Streamen, sondern lieber Herunterladen)


WIDERLICHE ZEITEN - [05]

Streit im Weltall

Das Schloß North Cothelstone Hole verwandelte sich wegen mangelnder ingenieurtechnischer Fähigkeiten in ein flammendes Inferno. Eigentlich ein Grund für seine Bewohner, wenigstens jetzt zusammen zu halten, wo man gemeinsam in den Weltraum startet. Doch weit gefehlt: nun geht der Streit erst richtig los. Was soll man außerdem von der Mannschaft eines Raumschiffs erwarten, die auf das Nervigste untereinander zerstritten ist ? Mathilde, Doris, Ottokar und Heini verstehen sich seit dem Start überhaupt nicht mehr untereinander. Als letzter Versuch, das Klima an Bord zu retten, wird ein gemeinsames Abendessen anberaumt. Doch der Stress geht weiter: An Bord des Raumschiffs scheint es keine drängenderen Probleme zu geben als die Auswahl des Musikprogramms. Auch als unvermittelt ein blinder Passagier auftaucht, hegen die vier Reisenden zunächst keinen Verdacht. Der Eindringling erweist sich als überraschend rabiat und sperrt die Widerlinge ein. Doch sie ergeben sich nicht einfach ihrem Schicksal sondern schmieden mehr oder weniger intelligente Fluchtpläne. Schon sehr bald bekommen sie mehr frische Luft als ihnen recht ist.
Wieder befreit sehen die Reisenden sich neuen Gefahren gegenüber, zum Beispiel einem sich rasch näherndem schwarzen Loch. Als wenn das nicht schon genug wäre, scheinen die vier aus Cothelstone auch noch die Orientierung im All verloren zu haben. WeltraumstreitWo war noch einmal der Planet, den man aufsuchen wollte, um das `kosmische Rätsel´ zu lösen ? Immer wieder brechen Mathilde, Ottokar, Doris und Heini in offenen Streit über Kleinigkeiten aus. Die Ernährungsfrage ist nach wie vor ungelöst, da müssen die vier sich auf die schwierige Landung auf dem Barnard vorbereiten. Es wundert daher nicht, dass der Ausstieg auf den Planeten für drei von ihnen sehr schmerzhaft beginnt. Auf der Flucht vor rumorenden Aliens fliehen die Widerlinge immer weiter in das Planeteninnere. Dort stehen sie vor der Wahl, ob sie die Fahrt durch ein unbekanntes, möglicherweise uraltes Röhrensystem wagen wollen. Die Verfolger rücken unaufhaltsam näher und daher gehen sie das Risiko ein. Das bekommt Ottokar und irgendwie auch Heini überhaupt nicht gut. Ausgerechnet Mathilde, die bisher als ein Ausbund an Verantwortungsbewusstsein und Weisheit glänzte, kommt mit dem Schicksal Ottokars nicht zurecht und fängt an, zu trinken. Heini und Doris wollen das nicht zulassen und sie von der absehbaren Selbstzerstörung abhalten. Das gelingt ihnen, jedoch anders als insbesondere Heini sich dies vorgestellt haben dürfte.


WIDERLICHE ZEITEN [06]

Duell der Sängerinnen

Diese beiden auf den ersten Blick sehr sympathischen Sängerinnen sind sich überraschenderweise gegenseitig nicht ganz grün In Folge 6 der Serie 'Widerliche Zeiten' vom Sommer 1985, "Duell der Sängerinnen", sind Mathilde und Doris nach einem offenbar desaströsen Weltraumtrip zurück auf North Cothelstone Hole – ein Abenteuer, das Heini und Ottokar nicht überlebt haben (was niemanden sonderlich zu stören scheint). Die Schwestern, ohnehin keine Fans voneinander, stehen kurz davor, sich die Augen auszukratzen, als ein mysteriöser Fremder namens Friedrich auftaucht. Mathilde, die etwas fülligere der beiden, glaubt ihn aus alten Zeiten zu kennen, während Doris nur die Augen verdreht. Doch irgendwie taut das Eis zwischen Doris und Friedrich auf, und sie schmieden den Plan, Doris zur Popkönigin von Cothelstone zu machen.
Doris, die sich plötzlich als Gesangstalent sieht, und Friedrich, der mit Tollpatschigkeit glänzt, stürzen sich voller Elan in die Vorbereitungen. Mathilde, die sich wie üblich übergangen fühlt, heckt derweil einen Gegenschlag aus – niemand stiehlt ihr die Show, schon gar nicht ihre Schwester. Die Aufnahmen im Tonstudio werden zur Farce: Doris’ Nerven flattern wie ein aufgescheuchtes Huhn, Friedrich stolpert über Kabel und Mikrofone, und der Toningenieur dürfte längst die Flucht ergriffen haben. Am Ende kommt raus, dass Mathilde heimlich ihre eigene wirre Songkreation eingesungen hat – und die landet prompt in der Hitparade. Doris ist außer sich, aber was hat sie erwartet?
Stinksauer über Mathildes Coup beschließt Doris, wenigstens bei den lukrativen Werbeverträgen die Oberhand zu behalten. Friedrich, mittlerweile ihr treuer, wenn auch etwas einfältiger Sidekick, vermittelt Deals mit zweifelhaften Partnern – wahrscheinlich für irgendwas wie schmierige Haarpomade oder billigen Fusel. Ob das Doris wirklich zur strahlenden Popsängerin macht, bleibt fraglich. Eher dürfte sie mit fragwürdigen Werbespots in die Cothelstoner Geschichte eingehen.
Die Rivalität zwischen Mathilde und Doris, gepaart mit Friedrichs unbeholfenem Charme, liefert genau das, was man von dieser Serie erwartet – nicht mehr und nicht weniger.


WIDERLICHE ZEITEN [07]

Ein Guru mischt mit

Mathilde und Doris – inzwischen als "Miss Arry Laine" und "Priscilla Greenbaum" bekannt – zeigen sich in Höchstform ihrer endlosen Schwesternfehde. Nach dem Popstar-Debakel ist die Luft zwischen ihnen dicker als Mathildes Hüftpolster, und die Stimmung kippt von gereizt zu handgreiflich. Da kommt Doris’ Geschäftsreise nach Cer gerade recht – ein bisschen Abstand kann ja nicht schaden...
Guru Juri Kaum in Cer angekommen, stolpert Doris über einen Typen, der aussieht, als käme er direkt aus einem Esoterik-Katalog: Juri, ein selbsternannter Guru mit durchdringendem Blick und dubiosem Charisma. Doris fällt natürlich sofort auf ihn rein, obwohl sie eigentlich mit Friedrich Hochzeitspläne schmiedet. Die Musik für die Feier haben sie und Friedrich ausgerechnet Mathilde überlassen – ein genialer Schachzug, wenn man Chaos will. Und Chaos kriegt man: Mathilde liefert einen Soundtrack, der eher an 'Kaffee Keese'-Untermalung als an eine Hochzeit erinnert, und schon fliegen wieder die Fetzen. Der Standesbeamte dürfte sich wünschen, er hätte Urlaub genommen.
Nach dem Streit setzt sich die Truppe – Doris, Friedrich, Mathilde und der mysteriöse Juri – erstmal gemütlich an den Kamin. Juri, bisher ein entspannter Zeitgenosse, lässt die Maske fallen: Er ist ein religiöser Eiferer, der andere Glaubensrichtungen mit der Toleranz eines mittelalterlichen Inquisitors ablehnt. Die Cothelstoner starren vermutlich nur irritiert ins Feuer, während Doris schon halb überzeugt ist. Und weil sie offenbar keinen Funken Vernunft mehr besitzt, beschließt sie, mit Juri nach Toshiva aufzubrechen – Heimat des "Großgurus", wer auch immer das sein mag.
Die Schwesternrivalität, Friedrichs naive Hilflosigkeit und Juris Wandel vom Chill-Typ zum Glaubensfanatiker liefern ein Durcheinander, das irgendwie typisch ist für 'Widerliche Zeiten'. Es ist nicht tiefgründig, es ist nicht mal sonderlich clever – aber genau das macht den trashigen Reiz aus. Ob Doris in Toshiva zur Erleuchtung findet oder nur noch tiefer im Schlamassel steckt, bleibt offen. Wahrscheinlich Letzteres.


WIDERLICHE ZEITEN [08]

Prüfungen des Irrsinns

Prüfungen des IrrsinnsIn dieser Folge stolpern Doris und Juri in Toshiva von einem Schlamassel in den nächsten. Unbeeindruckt von all dem Chaos planen sie den Bau eines neuen Tempels – vermutlich, weil Juri als Guru ohne Tempel ja nicht viel hermacht. Mathilde hingegen hat zu Hause in North Cothelstone Hole ihre eigenen Probleme: Friedrich, ihr frisch angetrauter Ehemann, hat seine freundliche Maske abgelegt und zeigt sich als mürrischer Griesgram. Juri fühlt sich in Toshivas Ghul-Hauptstadt, einer Stadt voller schauriger Vibes, hörbar unwohl, was ihn aber nicht davon abhält, mit Doris und Mathilde einen Sightseeing-Trip zu machen. Die Schwestern sind begeistert – wahrscheinlich von den Souvenirs mit zweifelhaftem Charme.
Währenddessen wird North Cothelstone Hole von unbekannten Außerirdischen attackiert, und Friedrich, allein im Schloss, hat wohl die schlechteste Zeit seines Lebens. Doris und Mathilde, die gerade im Musikstudio damit beschäftigt sind, sich gegenseitig die Karriere zu ruinieren, kriegen davon nichts mit. Doris legt Mathilde mit einem schiefen Playback rein, Mathilde kontert mit einem manipulierten Mikro – das übliche Programm. Juri kehrt derweil zum Schloss zurück, weil er angeblich etwas Wichtiges vergessen hat (vielleicht seinen Glaubenseifer?), und stolpert vermutlich direkt in die Alien-Invasion.
Mathilde, alias "Miss Arry Laine", steht kurz vor einem Auftritt in einer TV-Talkshow, als die Nachricht kommt: Friedrich ist spurlos verschwunden, wahrscheinlich von den Außerirdischen entführt. Statt in Panik zu verfallen, zieht sie ihren Auftritt durch – schließlich lässt eine Cothelstonerin keine Bühne kalt. Danach trifft sie sich sogar noch mit einem neuen Verehrer, während Doris vermutlich in Toshiva mit Juri über Tempelarchitektur diskutiert und keine Ahnung hat, was zu Hause los ist.
Zwischen außerirdischen Angriffen, Geschwisterrivalität und Juris fragwürdiger Guru-Rolle bleibt wenig Raum für Logik – aber wer braucht die schon? Mathildes Gleichmut angesichts Friedrichs Entführung und Doris’ naive Tempelträume sind so absurd, dass man fast Mitleid mit den Figuren bekommt. Oder auch nicht. Mit einem Hauch von "Was soll das eigentlich alles?".


WIDERLICHE ZEITEN - [09]

Gefährliche Aliens

Juri zieht Doris tiefer in seinen religiösen Sumpf und schleift sie zum Großguru nach Toshiva. Dort wird sie erstmal nur als "Kleinguru" eingestuft – ein Titel, der Doris so gar nicht passt, schließlich sieht sie sich schon als spirituelle Ikone. Mathilde hingegen jagt in Cothelstone ihrem nächsten Karrierehoch hinterher und lässt sich von einem schmierigen Musikproduzenten namens J.J. einwickeln. Während Doris sich in Toshiva mit Juris und des Großgurus skurrilen Prüfungen herumschlägt – Aufgaben, die eher nach einem bizarren Zirkus als nach Erleuchtung klingen –, merkt Mathilde, dass J.J. ein Betrüger ist, der sie fast in den Ruin treibt.
Mathilde packt ihren neuen Begleiter Yamo ein (wer auch immer das sein mag) und fliegt zurück nach North Cothelstone Hole, um den Schlamassel zu klären. Am Flughafen stolpern sie über zwei Gurus – wahrscheinlich Juri und irgendein Mitläufer –, und gemeinsam geht’s zurück ins Schloss. Doch das einstige Refugium ist inzwischen alles andere als sicher. Doris und Yamo, gerade dabei, einen religiösen Familienstreit anzuzetteln, merken schnell, dass etwas faul ist. Mathilde kämpft derweil mit zwielichtigen Anwälten um ihr bisschen Hab und Gut – typisch Cothelstoner Alltag.
Auf der Flucht In Toshiva spielt sich eine seltsame Tragödie auf einem Kühlschrank ab (ja, wirklich), die Juri ausnahmsweise mal berührt. Doris hat jedoch keine Zeit für Sentimentalitäten: Sie, Yamo und Friedrich (der offenbar doch nicht von Aliens verschleppt wurde, wie Folge 8 andeutete) geraten in die Fänge unheimlicher Fremder. Entkommen? Fehlanzeige. Juri und Mathilde tappen zunächst im Dunkeln, was mit Doris & Co. passiert ist, aber Mathilde hat ohnehin andere Probleme: Sie ist pleite und auf Jobsuche – ein Abstieg für "Miss Arry Laine".
"Gefährliche Aliens" liefert das übliche 'Widerliche Zeiten'-Chaos: religiöser Eifer, Betrügereien, Alien-Entführungen und ein Kühlschrank-Drama – alles in einem wirren Mix. Doris’ Guru-Trip und Mathildes Absturz sind so überdreht, dass man sich fragt, ob die Autoren überhaupt noch den Überblick hatten. Logik sucht man vergebens, aber das erwartet eh niemand mehr. Ein weiteres Stück Trash, das mit schrägem Charme und fragwürdigen Wendungen punktet – oder auch nicht.


WIDERLICHE ZEITEN - [10]

Schloss in Trümmern

Auf der Wega machen sich Juri und Mathilde Sorgen um die von rachsüchtigen Außerirdischen entführte Doris und ein bisschen wohl auch um Friedrich. Doris ist unterdessen nicht faul: Während sie auf wahnsinnige Weise mit ihrer Vergangenheit aufräumt, denkt Juri noch, er müsse ihr zu Hilfe eilen und kommandiert die Gurus zum Raumschiffbau ab, damit er möglichst bald in den Weltraum starten kann. Mathilde folgt ihm dabei ins Guru-Reservat nach Toshiva. Sie ist bei den Bauarbeiten allerdings keine große Hilfe. Doris erobert inzwischen in ihrem Machtrausch immer mehr Land für die Gurus und landet schließlich ihrerseits mit ihrem Raumschiff im Toshiva-Reservat. Dort warten Juri und Mathilde voll Wiedersehensfreude auf ihre Ankunft. Aber ist es noch die alte Doris, die sie zu sehen bekommen werden ?
Die Toshivaer zelebrieren ihren neuen erfolgreichen Großguru aus dem All. Dabei werden jedoch die Gefühle von Mathilde außer acht gelassen. NCH zum Glück noch nicht in TrümmernMit Wut im Bauch kehrt sie in die Wüste zurück, um sich an ihrer Schwester und an allen, die ihr Unrecht angetan haben, zu rächen. Doris kommt unterdessen nicht dazu, ihren neuen Ruhm als Großguru zu genießen, denn dafür tauchen mit einem Mal zu viele Zeugen der Vergangenheit auf, mit denen sie nicht nur angenehme Erinnerungen verbindet. Offenbar hat sie mit den Jahren vollkommen vergessen, dass sie nicht immer in ihrem Leben alleinstehend war. Wie wird sie die neue Situation meistern ? Zunächst geht es allerdings wieder zurück nach Cothelstone. Doch das ist auch nicht mehr so friedlich wie einst: Sowohl Mathilde und Ottokar als auch Doris mit ihren beiden Männern müssen vor den Voodoogeistern auf Cothelstone in jeweils einen der beiden Schlosstürme flüchten. Kein optimaler Aufenthaltsort, wenn man sich selbst dort einschließt und hinter der Tür die Gefahr lauert. Ottokar hat eine fremdartige magische Technik mit nach Cothelstone gebracht, mit der er auch Heini wieder zum Leben erwecken will. Die Suche nach seinem Grab gestaltet sich allerdings schwierig und ist dank der neckischen Späße von Doris nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Die Widerlinge verabschieden sich im Zwist von den Zuhörern.

Schauplatz der jugendlichen Trash-Hörspielserie: der imaginäre aber dennoch sehr schöne Planet Wega

INTERVIEW MIT HÖRSPIELREGISSEUR ABE GREENBAUM

Wie lebt es sich heute nach dem Ende der 'Zeiten' ?

Mit `Widerliche Zeiten´ schuf Abraham `Abe´ Greenbaum Mitte der Achziger Jahre die erste deutschsprachige Trash-Hörspielserie. Aus heutiger Sicht erscheint sie unter anderem wegen ihrer gnadenlos überzeichneten Darstellung von Religion besonders mutig. Ähnliches vermisst man seit jeher bei öffentlich-rechtlichen Produktionen. Wir erhielten Gelegenheit, den in Hamburg lebenden Abe Greenbaum Anfang dieses Jahres zu interviewen.

Seit der Scheidung von ihrer ersten Ehefrau und `Doris Newton´-Darstellerin Priscilla leben Sie mit Ihrer Partnerin Pamela Drinkwater und Ihrem Terrier zurückgezogen in einem Hamburger Elbvorort. Entschuldigen Sie bitte die indiskrete Frage, aber viele Hörspielfreunde wird es sicher sehr interessieren: Pflegen Sie heute noch Kontakt zu Priscilla Greenbaum ?
Priscilla ist ihr Erfolg leider irgendwann zu Kopf gestiegen. Sie hatte ein paar kleinere Hitsingles und auch mit den Hörspielen kam ja einiges an Popularität. Eine Zeit lang war `Doris Newton´ bei norddeutschen Comedyfans sicher ähnlich populär wie Klein Erna, die sich ja Domizil in den Elbvorortenebenfalls nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Irgendwann färbten aber die exzentrischen Charaktereigenschaften der Rolle `Doris Newton´ auf Priscilla ab. Die Serie `Widerliche Zeiten´ lief schließlich ganze drei Jahre lang, da kann sich schon mal Berufliches mit Privatem vermischen. Priscilla benahm sich auf einmal auch zu Hause immer tyrannischer und legte völlig absurde Star-Allüren an den Tag, wie ich es niemals für möglich gehalten hätte. Als sich dann auch noch ein gewisser religiöser Wahn bei ihr abzeichnete, warf ich sie kurzerhand aus meinem Haus. Aber ich möchte hier nicht schlecht über sie reden. Ich hoffe, es geht ihr gut. Wir haben uns seit ungefähr 15 Jahren nicht mehr gesprochen. Sie lebt meines Wissens inzwischen in Kanada und schreibt erbauliche Bücher.

Ihre Trennung geschah ungefähr zu der Zeit als auch die `Widerliche Zeiten´-Saga nach 10 Folgen abruppt eingestellt wurde. Für viele Fans war das offene Ende der Serie enttäuschend. Gerade hatte sich Doris zur machtvollen Eroberin für ihre `Guru´-Religion gemausert, da war plötzlich Schluss mit lustig und in Hamburg fiel die letzte Klappe.
Das Ende von `Widerliche Zeiten´ hatte nichts mit den handgreiflichen Attacken von Priscilla auf mich zu tun, auch wenn man das vielleicht vermuten könnte. Aber meine damalige Frau war schließlich nicht die einzige Unwägbarkeit am Set – ich war da schon lange nicht mehr empfindlich. Auch mit der ehemaligen Country-Sängerin und `Mathilde´-Darstellerin Miss Arry Laine gab es im Laufe der Zeit Meinungsverschiedenheiten, die nicht selten mit einem blauen Auge endeten. So etwas läuft bei mir unter `Berufsrisiko´. Arry erging es nach Serienende leider weniger gut als Priscilla: Sie brach volltrunken einem Barmann in South-Carolina den Arm als er sich weigerte, ihr weiteren Whiskey auszuschenken. Hier erwiesen sich die `Widerlichen Zeiten´ als verhängnisvolle Blaupause für die Realität.

Während einer langlebigen Produktion wie den `Widerliche Zeiten´ entstehen natürlich auch immer viele Ungereimtheiten und Gerüchte, zu denen Abraham `Abe´ Greenbaum im Interview gerne Stellung bezog.

Es halten sich hartnäckige Gerüchte, einer der Hauptsprecher sei der Hamburg-Rissener Sky Dumont, besser bekannt als angegrauter Witwenverführer in TV-Serien, gewesen.
Das ist ein schmeichelhaftes Gerücht. Aber ich nutze hier gerne die Gelegenheit, um es ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen: Herr Dumont hat zu keinem Zeitpunkt an meiner Serie `Widerliche Zeiten´ mitgewirkt. Das kam alleine alterstechnisch schon nicht in Frage. Rechnen Sie doch mal dreiundzwanzig Jahre zurück – ich glaube, Herr Du Mont ist inzwischen schon an die Neunzig. Nein, die Sprecher der Serie waren damals neben Priscilla und Arry allesamt No-Names, die Sie danach vielleicht höchstens nochmal in einer Radiowerbung für schnellösliches Kaffeepulver gehört haben können.

Es soll auch finanzielle Probleme bei Ihrer Hörspielproduktion gegeben haben.
Sie sind erstaunlich gut informiert. Ja, meine Geldsorgen gaben schließlich den Ausschlag für den letzten Vorhang. Das Besondere bei den `Zeiten´ war, dass ich jede Szene eigens vor Originalschauplätzen Interview-mit-Abe-Greenbaumaufnehmen ließ, obwohl wir ja eigentlich nur eine Hörspielreihe produzierten. Das war natürlich alles nicht ganz billig. Aber die Schauspieler konnten sich auf diese Weise viel besser in ihre Rollen und die aktuelle Handlung hineinversetzen. Die öffentlich-rechtlichen Hörspielproduzenten haben ja bis heute nicht begriffen, wie wichtig das für die Arbeit an einem Stück sein kann. Von der Konkurrenz der kommerziellen Kassettenhersteller will ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst anfangen. Bei denen wurde ja nahezu ausschließlich in sterilen Tonstudios aufgenommen. Wir hatten für die `Zeiten´ im schottischen Hochmoor ein altes Kastell angemietet, drehten die Wüstenszenen in der Kiesgrube von Hamburg-Rissen und die religiösen Abschnitte der letzten Folgen in der Nähe eines ausgedienten Buddhistentempels in Nepal. Die Raumschiffmodelle ließen wir von einem Schweizer Künstler aus Pappmaché anfertigen. Für die Sound-Spezialeffekte setzte ich das damals sehr moderne Sinclair ZX Spectrum ein und später auch den Schneider CPC. Die Aufnahmeumstände strapazierten die Crew zwar oft sehr, aber ich finde, dafür hört sich das Ergebnis auch besonders realistisch an. Das war mir die Mühen und die Ausgaben wert und nicht zuletzt deshalb erfreuen sich `die Widerlinge´ ja auch immer noch großer Beliebtheit bei Hörspielfreunden.

Ein wichtiger Streitpunkt zwischen Hörspielmachern und Hörspielhörern ist immer wieder die Art und das Ausmaß der musikalischen Untermalung der Stücke. Auch für `Abe´ Greenbaum war und ist dies kein ganz einfaches Thema.

Die Serie ist seit einiger Zeit als Torrent-Stream im Internet zu hören.
Wir haben das ganze alte Material sehr aufwendig und gewissenhaft in einem neuen Schnitt für die Konsumenten der heutigen Zeit überarbeitet. Mit dem Ergebnis - immerhin mehr als 6 über 10 Folgen verteilte Stunden - bin ich sehr zufrieden. Die Straffung machte das Gesamtwerk besonders handlungsintensiv, wobei ich beim Hinzumischen neuerer Musikpassagen zunächst eher skeptisch war. Das musikalische Beiwerk neuerer Hörspielproduktionen sprengt meiner Meinung nach meist den Rahmen des Erträglichen. Die Emotionen bei den Hörern müssen aus den Dialogen der Schauspieler entstehen. Es ist ein Armutsszeugnis für Regie und Drehbuch, wenn diese Reaktionen bei den Hörern mit Hilfe von kitschigen oder dramatischen Tonkonserven künstlich erzeugt werden müssen. Aus diesem Grund bin ich übrigens nie zum Fernsehen gegangen – dort gehört das künstliche Aufpäppeln dürftiger Handlungen durch Musik ja leider ebenfalls zum Alltag.

Gerade in der letzten vierten Staffel der `Widerlichen Zeiten´ hört man aber ebenfalls viel Pop- und Discomusik im Hintergrund.
Ich liebte in jener Zeit Italo-Disco und habe sie daher ständig auch beim Aufnahmeset gehört. Max-Him, FunFun oder Giorgio Moroder waren damals bei mir schwer angesagt und ich hatte deshalb meistens den Kassettenrekorder mit diesen Tracks laufen. Daher habe ich das gar nicht gemerkt als die Musik bei einigen Szenen versehentlich mit aufgezeichnet wurde. Und die Schauspieler hatten offenbar zu viel Respekt vor mir als Regisseur und Produzent, um mich auf diesen Fehler hinzuweisen. Oder sie standen einfach ebenso wie auf Italopop und dachten, ‚das soll wohl so‘. Ich bleibe jedoch bei meiner Aussage: Zur emotionalen Untermalung der Handlung habe ich niemals Musik eingesetzt. Die Schöpfer der widerlichen Hörspielzeiten, Abe Greenbaum und Fred Anvil, um 1985Höchstens mal einen kleinen Streichereinsatz, wenn im Hörspiel jemand gestorben war. Das kam aber zum Glück nicht häufig vor, immerhin war die Serie ja für jugendliche Hörer konzipiert. Und deshalb freue ich mich auch, wenn jetzt über das moderne Medium `Internet´ junge Leute diesen alten Nonsens wieder hören können.

Wir freuen uns mit Ihnen und bedanken uns für das Gespräch, Herr Greenbaum.



TRASHIGER IMPROVISATIONSGRUSEL

Der 'Widerliche Abenteuer'-Hörspielzweiteiler
aus den Achtzigern

Die Produktionen ‚Der Tunnel‘ und ‚Doktor Mabuse‘ gelten als letzte Fingerübungen des Produzenten Abe Greenbaum für sein deutlich bekannteres Hörspiel-Epos ‚Widerliche Zeiten‚. Inhaltlich sind beide im Grusel- und Abenteuerbereich angesiedelten Stücke jeweils für sich abgeschlossen. Die Darsteller-Riege ist bereits identisch mit der der Serie ‚Widerliche Zeiten‘.


WIDERLICHE ZEITEN - [11]

Der Tunnel

Zunächst entstand ‘Der Tunnel’, eine Geschichte um vier Urlauber, die in Polen verschollen sind. Die Umsetzung startet recht spritzig wie eine alte `Screwball-Komödie´ und hält dieses Niveau bis ungefähr zur Hälfte der Spielzeit. Dann verflacht die Handlung des improvisierten Stücks zunehmend und man fragt sich als Hörer, warum man sich so etwas über eine ganze Kassettenseite hinweg gefallen lässt, ohne wenigstens eine Spielzeugeisenbahn aus dem Fenster zu werfen. Abe Greenbaum versuchte sich nach den ersten Verrissen durch die damaligen Hörspiel-Medien damit zu entschuldigen, dass die Aufnahmen ab der zweiten Hörspielhälfte im komplett abgedunkelten Studio stattfanden, weshalb die Schauspieler angeblich Schwierigkeiten mit dem Manuskript gehabt hätten. Es half ihm nichts: ‘Der Tunnel’ wurde ein finanzieller Reinfall. Abe befand sich trotz kurz zuvor hochgelobter Produktionen, wie ‘Familie I.’ und ‘Die 2 Widerlinge’ (12teiliger Vorläufer der ‘Widerlichen Zeiten’), in einer kreativen Krise.

Warschau-Transsylvanien-Express Auf der Zugfahrt nach Warschau treffen Eliza und Roger Svenson ihre ehemalige Schulfreundin Kathreen und deren Mann Lionel Grady. Sie kommen jedoch nicht zum Plaudern über alte Zeiten, denn die Reise geht durch das berüchtigte Transsilvanien. Eliza und Kathreen werden immer ängstlicher, je weiter der Zug auf unheimliches Gebiet vorstößt. Ihre beiden Männer sind da deutlich gelassener: Noch ist ihnen schließlich nichts wirklich Beunruhigendes oder Übernatürliches widerfahren. Mitten in einem 16 Kilometer langen Tunnel kommt der Zug jedoch zum stehen und die vier Reisenden verlassen einer gemeinsamen Intuition folgend über das Abteilfenster das eiserne Gefährt. Immer wieder verlieren sich die vier in den Tunnelgewölben aus den Augen. Auch von dem Zug, den sie zurückließen, gibt es leider nur beunruhigende Nachrichten. Schließlich endet die Bahnfahrt für alle im Zug Gebliebenen mit einem furchtbaren Desaster. Der Schuldige für die Katastrophe ist bald ausgemacht. Immer wieder attackiert er die beiden Paare aus dem Dunkeln heraus. Die Nerven liegen blank.


WIDERLICHE ZEITEN - [12]

Doktor Mabuse

Mit dem auf den ‘Tunnel’ folgenden Thriller ‘Doktor Mabuse’ fand Greenbaum dann annähernd wieder zu seiner vielversprechenden Form zurück. Wenn er auch kein zweiter Quentin Tarantino ist, weiß er seine Zuhörer doch ebenso durch äußerst skurrile Handlungskapriolen vor den Lautsprechern in seinen Bann zu ziehen. Diesmal erhält der Meister den Spannungsbogen bis ungefähr drei Minuten vor dem Finale und der Auflösung des Krimis souverän aufrecht, um dann allerdings mit einem Schnellschuss-Showdown vielleicht unbeabsichtigt aber trotzdem nicht weniger fahrlässig aufgebaute Hörererwartungen zu enttäuschen. Dennoch scheint das Chamäleon unter den deutschen Hörspielregisseuren und -produzenten aus den beiden Abenteuern mit genügend Selbstbewusstsein wieder hervorgegangen zu sein, um sein späteres Kultwerk ‘Widerliche Zeiten’ mit Geschick und Ausdauer über die kommenden drei Jahre hinweg unbeirrt von Selbstzweifeln in die Realität umzusetzen.

Doktor Mabuse in New York? Der alternde Filmstar Wega Waso muss miterleben, wie ihr Regisseur von einem Irren ermordet wird. Sie flieht auf die nächste Polizeiwache. Aber ist man dort auch kompetent genug, einen ausgebufften psychopathischen Verbrecher aufzuspüren ? Die Bediensteten im Büro scheinen jeweils alle miteinander ihre eigenen Sorgen zu haben. Dann werden sie und Wega auf der Wache auch noch von Unbekannten eingeschlossen. Der Kontakt zur Außenwelt ist unterbrochen. Es geschieht ein weiterer Mord. Mit der Aufklärung des neuen Verbrechens kommt man nicht weiter. Jeder verdächtigt jeden. Die Atmosphäre ist von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Und wieder passiert etwas Schreckliches. Der Filmstar und die Auszubildende geraten durch die Entlarvung des Mörders in eine Notlage. Wie konnten sie ahnen, dass das Grauen auch vor einem Polizeirevier nicht Halt macht ? In der Küche eingesperrt scheinen ihre Chancen aussichtslos, Doktor Mabuse lebend entkommen zu können.