Leo Greller | Hamburger Liedermacher, Aussteiger und sanfter Poprebell [Satire]

Liedermacher, Aussteiger und sanfter Poprebell

Seit nunmehr zwei Dekaden bereichert der Liedermacher, Aussteiger und sanfte Poprebell Leo Greller Hamburg, Berlin und ein wenig auch den Rest der Republik. Zunächst ging es ihm hauptsächlich um Musik, dann auch viel um Provokation und zuletzt gar für eine gute und gerechte 'Mutter Staat'. Der Erfolg war während dieser verschiedenen Schaffensphasen mal durchwachsen, mal lebensgefährlich und immerhin auch ein wenig staatstragend.

Anno 2003 legte sich der Provokateur Leo Greller mit der Hamburger Medienschickeria an - namentlich mit einer hochgestellten Redakteurin des Norddeutschen Rundfunks. Drei Jahre später entging er in einem Berliner Nachtclub knapp der Bekehrung durch drei psychopathische Fans, nach der er kaum mehr derselbe sein sollte, der er vor diesem Anschlag in Moabit war. Seit 2010 leckt er seine Wunden, die von jeder Menge schlechter Publicity herrühren, nach der er angeblich das Vertrauen von rund einem Dutzend Anarchisten missbraucht haben soll, die ihre Idee eines freien, autonomen und gerechten Lebens in einer weltfremden Aussteiger-Community verwirklichen wollten.

Aber Zeiten ändern sich, der politische Wind weht spätestens seit der 'Ampel-Koalition' in Deutschland aus einer anderen Richtung und 'Shitstorms' prägen zunehmend das Wetter. Der neuerdings geläuterte Provokationskünstler Leo Greller gibt sich daher nun noch geschmeidiger und stromlinienförmiger: Er würde weder die unterprivilegierte Luisa-Marie Neubauer, noch den arbeitserfahrenen Kevin Kühnert oder die unterschätzte Annalena Baerbock kritisieren und so dazu beitragen, die Gesellschaft zu spalten.
Daher scheint es nicht notwendig, sein aktuell in der Hein-Hoyer-Straße geparktes Auto (kein SUV!) aus staatstragenden oder sonstwie gelagerten aktivistischen Gründen oder Motiven heraus anzuzünden. [Satire]



Leo Greller 2005
MEDIEN

Misslungenes Radio-Feature

Eine Redakteurin des staatsfernen Norddeutschen Rundfunks NDR realisierte ein Radiofeature über die `Hamburger Schule´ deutsch-sprachiger Popmusik und bat Leo Greller hierfür um inhaltliche Unterstützung. Durch ihn sollte das Leben eines typischen Hamburger Liedermachers aus verschiedenen Perspektiven dokumentiert werden. Dies misslang gründlich.

# Leo Grellers ganz persönliches Rezept für Blaubarsch mit Senfsauce

# Aus dem Tagebuch eines genervten Liedermachers: Kakophonie, Schwafophobie ...




Jenny Bins als weibliches Groupie Leo Grellers
NACHTLEBEN

Groupiedämmerung in Berlin

In einem Berliner Club kam es kürzlich zu einem Zwischenfall, an dem der sympathische Künstler Leo Greller sowie drei seiner Fans beteiligt waren. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an, noch herrscht Verwirrung vor. Aber fest steht schon jetzt: Leo wird nach diesem Vorfall kaum mehr derselbe sein, der er vor dieser Nacht in Moabit war.

# Trotz allem immer noch Leos Herzensanliegen: Die Korrespondenz mit Fans und Followern




Monika Gossmann als Verratsopfer von Leo Greller
AUSSTEIGER

Verrat auf dem Land

Im nordöstlichen Brandenburg wollte die Germanistikstudentin Vera Warkentin zusammen mit rund einem Dutzend anderer alternativer Aussteiger ihre Idee eines freien, autonomen und gerechten Lebens verwirklichen. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass 'Mutter Staat' solcherlei potentiell gefährliche Vorhaben auf keinen Fall erlauben kann.

# Inspiriert von Greta Thunberg und Fridays for Future: Leo gegen 'Wichtigflieger'

# Ein Leben 'ohne' ist nicht mehr vorstellbar: Die gute alte Political Correctness




Badewanne als Location eines Interviews mit Leo Greller
MEDIEN

Feuchter Klatsch

Was tut man als aufstrebender Liedermacher nicht alles, um aufzufallen ? Man steigt zum Beispiel in eine Badewanne und beantwortet der Reporterin eines Klatschmagazins neugierige und anmaßende Fragen über sein Leben als C-Promi. Immerhin riecht man hinterher angenehm und es war tatsächlich nach langer Zeit mal wieder eine Frau im Badezimmer.

# Leben als prominenter Junggeselle: Schwule Parties lassen einen 'kalt'


Provokationskunst mit Leo Greller
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Audio plus Video
Telefonat aus 'Stadt-Land-SChluss'
VERRAT

Audio plus Video
Nordfeuchtes Skandalvideo (aus 'Gut gebrüllt, Leo!')
SKANDALVIDEO



moderne21
Jenny Bins, Monika Gossmann,
Ades Zabel ('Edith Schröder'),
Laurent Daniels, Christian
Senger, Debora Weigert.



Die Greller-Kurziografie
Die Greller-Kurziografie
LEOs BIOGRAFIE

Die Greller-Homepage von 2004 bis 2009
Die Greller-Homepage von 2004 bis 2009
junger LEO GRELLER



moderne21
Nina Ernst, Uta V. Kohlenbrenner,
Kerstin Faude, Branka Hanisch,
Tom Wlaschiha, Thor W. Müller.



Lesung
Lesung von Leo Greller (1/2) - Mediensatire
TEIL1

Lesung
Lesung von Leo Greller (2/2)
TEIL2



Hörspiel
'Groupiedämmerung'
Realisiert von Hartmut Lühr
Vorgestellt 2007 im Lauschangriff
Dem ausgebrannten Berufsquerulanten Leo Greller wird in diesem Hörspiel übel mitgespielt, denn Berliner Großstadt-Hedonisten, die sich zu einer Fetisch-Nacht im HickHack-Club einfinden, liest man nicht ungestraft die Leviten, wie Leo es tut. So werden für ihn selbst seine Groupies und Bewunderer aus vergangenen Tagen auf einmal zur tödlichen Gefahr ...
mit Laurent Daniels (Fan), Jenny Bins
(Groupie), Ades Zabel (Edith Schröder),
Christian Senger (Fan) u.a.

38 Min. | 36 MB | DOWNLOAD/PLAY




Leo Greller | Hamburger Liedermacher, Aussteiger und sanfter Poprebell [Satire]


Radiokunst à la Leo Greller


Über den zwangsläufig zum Scheitern verurteilten Versuch des ohnehin stets leicht überforderten NDR, ein Radio-Feature über die 'Hamburger Schule' zu produzieren.




Die Geschichte eines verkorksten Features

Die lange nicht mehr durch erwähnenswerte Produktionen aufgefallene Redakteurin eines Hamburger Rundfunksenders realisierte ein Radiofeature über die `Hamburger Schule´ deutschsprachiger Popmusik und bat Leo Greller um inhaltliche Unterstützung für das Projekt. Am seinem Beispiel sollte das Leben eines typischen Hamburger Liedermachers aus verschiedenen Perspektiven dokumentiert werden. Dies misslang gründlich.

Da wäre zunächst Leos Manager Ludo Kamberlein: Der Mann des Vertrauens für den Liedermacher. Kamberlein unterstützte die Feature-Redakteurin der Sache wegen, obwohl er neben Greller auch noch ein esoterisches Sängerinnen-Duo und eine Underground-Electrocombo aus Wedel betreut. Nach seinem Interview meinte er, er hätte `dieser Radiofrau´ viel mehr erzählt als er ursprünglich vorgehabt hätte, da sie ihm während der Gespräche ständig geschmeichelt habe.
Ebenfalls befragt wurde unnötigerweise eine Dame namens `Manuela´: Es ist kaum seriös zu nennen, in einem Feature über die Hamburger Schule im allgemeinen und Leo Greller im besonderen ausgerechnet eine Ex-Freundin des vielbeschäftigten Sängers Leos Schulfreund zu Wort kommen zu lassen. Insbesondere dann, wenn man die Dame im Feature ausführen läßt, warum sie illoyalerweise eher auf Rockmusik als auf die Klänge der Hamburger Schule steht. Und dies mit einer Begründung, die auch Männer mit mehr sexuellem Selbstbewußtsein Leos Freundin Manuelaals dem Grellers peinlich berühren würde.
Dann gibt es noch diesen ehemaligen Schulkameraden von Leo: Dieser ist mittlerweile Sanitärtechniker in Heide (Holst.). Hätte das nicht gereicht ? Der Mann wirkt wie voll durch seinen Beruf ausgelastet. Dies ist natürlich zu begrüßen, aber wir fragen trotzdem: Mußte ausgerechnet dieser Herr für das Feature über kulturelle Themen befragt werden ? War es tatsächlich eine glückliche Wahl, gerade einen ehemaligen Schulkameraden über Greller sinnieren zu lassen ? Jemanden, der Leo während der Schulzeit nicht sonderlich nahestand und den nachweislich schon die Betrachtung eines harmlosen Musikvideos aus dem Hause Greller überreizt ? Wir meinen, nein !


VERbrauchtes MISStrauen

Leo Greller ließ sich -trotz Bedenken- zur beratenden Mitwirkung an dem Feature breitschlagen. Was er nicht wissen konnte war, dass es besagter Redakteurin bei ihrer Arbeit offenbar mehr um die Bestätigung bürgerlicher Vorurteile gegen Künstlerpersönlichkeiten aller colour (hier der Hamburgerischen) ging als um eine aufrichtige Dokumentation. Leo wörtlich: `Ich habe immer schon gerne Hörspiele gehört und auch Radio- Features. Das letzte war eine wirklich interessante Dokumentation über das frühe Ableben von Sven-Simon Springer, dem Sohn von Axel Springer. Nicht zuletzt deshalb wollte ich an dem Hamburger Schule - Feature mitwirken. Hat nur leider nicht viel genutzt.´

Professionelles Management des LiedermachersMan hatte offenbar auch keine Skrupel, aus Leos engstem Familienkreis Personen über die `Hamburger Schule´ und über Greller `auspacken´ zu lassen. Heraus kam bei Leos Schwester eine laienhafte psychologische Analyse über Grellers Sozialisation hin zum Liedermacher. Das hier bediente Klischee `bei gleichaltrigen Mädchen erfolgloser Teenager flüchtet sich in eine poetische Traumwelt, in der später von der unfreiwilligen Askese beeinflußte authentische Lieder über Frauen entstehen´ vermag bei genauerer Betrachtung von Leos Biografie jedoch nicht nachhaltig zu überzeugen.
Uta V. Kohlenbrenner als Barfrau im Hörspiel Auch eine Barfrau vom St.Pauli-Kiez wurde befragt. Will man allerdings seriös über prominente Personen recherchieren, dann sollte man nicht auf Informanten zurückgreifen, die diese Menschen regelmäßig in alkoholisiertem Zustand erleben. Es sollte daher schon die Fairneß gebieten, Barpersonal nicht zu Indiskretionen zu verleiten. Hat sich Redakteurin Carstensen in ihrem Feature daran gehalten ? Leider nicht, was mittlerweile allerdings kaum noch überrascht ...
Was bitte hat die Rundfunkredakteurin Carstensen dazu bewogen, sich ausgerechnet der bekannten Winterhuder Kolumnistin Reifenstein-Herbig als Quelle für ihr Feature zu bedienen ? Die Spatzen pfeifen seit Jahren von Hamburgs Dächern, dass es mit der Chemie zwischen der Zeitungsdame und dem wiederholt in Ihrer Kolumne schuldlos niedergemachten Liedermacher nicht zum besten bestellt ist. Und dies aus vollkommen privaten Gründen, die nichts in einem öffentlichen Rahmen zu suchen haben. Wir unterstellen, dass es die Hörer nicht interessiert, wer im vorliegenden Fall einen Korb vom jeweils anderen kassieren mußte: Der 36jährige Liedermacher oder die um einige unwesentliche Dekaden erfahrenere Zeitungsdame. Dass Frau Reifenstein-Herbig der `Hamburger Schule´ deutscher Popmusik ablehnend gegenübersteht, war daher vorhersehbar und hätte nicht noch zusätzlich durch besagtes Feature dokumentiert werden müssen.


Leo-Greller-Impressionen


Wenn man es mit der Hamburger Medienschickeria zu tun hat, sollte man sicherstellen, dass dies mit einer soliden kulinarischen Grundlage geschieht. Leo Greller greift diesbezüglich gerne auf alte Hausmannskost zurück und gönnt sich ein deftiges Blaubarschgericht, bevor er sich in die Schlacht mit einer nervigen und notgeilen Journalistin stürzt...

O-TON 'Leo Greller' über Hamburg

Blaubarsch mit Senfsauce I

Wenn man von Berlin über die Autobahn nach Hamburg hinein fährt und das Radio eingeschaltet hat, heißt einen die Stadt mit Evergreens von Madonna bis Phil Collins willkommen. In Hamburgs Äther regiert neben dem üblichen Dudelfunk nahezu absolutistisch der NDR. Und das ist eine Regime, das man leider nicht abwählen kann. Radiohörer sowieso nicht und kleine Künstler wie ich erst recht nicht.

Blaubarsch mit Senfsauce Wenn man sich von öder Musik zur Begrüßung nicht abschrecken lässt und trotzdem weiter in die Stadt fährt, kommt man schnell zu unserer bunten Meile, der Reeperbahn. Dort habe ich standesgemäß in einer Seitenstraße `ne kleine Wohnung zum Hinterhof. Mein Zuhause in der Hein-Hoyer-Straße: Es war ein verregneter Sonntagnachmittag vor ungefähr einem dreiviertel Jahr im April. Ich hatte irgendwie wieder mal den Blues. Erst mal grundsätzlich und an dem Tag glücklicherweise auch noch zusätzlich in Form meines Mittagessens `Blaubarsch mit Senfsauce´. Der brauchte noch ungefähr 10 Minuten im Backofen, also hörte ich nebenher etwas Radio. Ich war an dem Tag nicht besonders scharf auf Musikhören. Damals hatte ich gerade meinen letzten Song `Halblang, Kleines!´ aufgenommen und er verkaufte sich nur sehr mau. Im Radio wurde er natürlich überhaupt nicht gespielt. Gut, ich kannte das schon.
Es lief also der Deutschlandfunk und ich hoffte auf irgendein interessantes Gespräch. Das hätte sich fast auch ergeben: Eine junge Objektkünstlerin schilderte uns Zuhörern, wie sie dadurch, dass sie sich häufig alle möglichen Dinge von ihren Bekannten lieh, an den Materialkosten für ihre Werke sparte. Als sie sich gerade darüber beklagte, dass gute Freunde für eine Künstlerin wie sie wirklich schwer zu finden seien, schnitt ihr der Moderator --erstaunlich spät- das Wort ab: `Jetzt haben wir aber schon wieder viel zu lange geredet. Als nächste Musik gibt´s gleich für unsere Zuhörer einen ganz besonderen Leckerbissen.´ Leckerer als mein Blaubarsch im Backofen ? Unüberhörbar. Der Wichtigtuer im Radio meinte: `Für Sie daheim oder unterwegs habe ich während meines letzten Aufenthaltes in den USA eine ganz besondere CD aufgetrieben. Wir alle kennen den in den Staaten irrsinnig erfolgreichen Bruce Springsteen. Aber kennen wir auch seine Cousine ?´. Ich bekam direkt ein schlechtes Gewissen. Der Moderator schien das zu ahnen und setzte nach: `Es ist wirklich seltsam, dass die Dame hierzulande noch völlig unbekannt ist. Sie hat bereits ihre dritte CD eingespielt. Von der hören wir jetzt den Titelsong.´ Wow ! Was für eine durch und durch musikalische amerikanische Familie, die der Deutschlandfunk mir da ins Haus schickte! Wie gut, dass dieser Sender seine Reporter hinaus in die medial noch viel zu wenig erschlossene Neue Welt schickt, damit wir uns hierzulande nicht von einheimischen Nachwuchsbands volldröhnen lassen müssen ...


O-TON 'Leo Greller' über den Norddeutschen Rundfunk

Blaubarsch mit Senfsauce II

Als ich den Kram damals im Radio gehört hatte, dachte ich, ich hätte doch lieber Herrn Begemann oder Herrn Schamoni den Vortritt lassen sollen bei diesem Feature. Leute, die die Sendung gehört hatten, mussten ja denken, Leo Greller sei ein postpubertärer Schlappes.

Vor allem womit Ludo zitiert wird: Wen interessieren denn olle Kamellen wie die, dass ich meinen Eltern vor zig Jahren mal 300 Mark geschuldet habe ? Ich stellte meinen Herrn Manager natürlich zur Rede. Er meinte: `Ja, ich bekenne mich schuldig, Leo. Ich hab´ der Hörfunkbraut viel mehr erzählt als ich eigentlich vorhatte. Die hat mir die ganze Zeit geschmeichelt, fast `n bisschen geflirtet und Du weißt ja: Für eine vom NDR war sie sogar relativ frisch. Jeder Mensch braucht ab und zu n´ paar Streicheleinheiten, egal von wem.´ Der bisher einzige Lichtblick in dem Feature war meine Lieblingsbarfrau auf St. Pauli. Die weiß eben, was sie ihren Stammkunden an Diskretion schuldet. Ganz im Gegensatz zu der Dame, die sich vor einem dreiviertel Jahr meine Freundin schimpfte - Mit Manuela das Peinlichste kommt ja erst noch. Und was von der aufdringlichen Klatschkolumnistin nachher noch zu hören sein wird, gehört eigentlich auch nicht in `ne seriöse Sendung. Aber im Quotenradio muss es wohl ständig ordentlich `menscheln´.
Blaubarsch mit Senfsauce Vielleicht hätte ich doch darauf eingehen sollen als mir die Carstensen im Café Schwanenwik anbot, wenigstens meine Rolle in den Spielszenen selber zu sprechen. Statt dass sie so´n Lackaffe von Vorabendserienschauspieler verunstaltet. Die können doch eigentlich immer nur sich selber spielen ... . Wenn ich mich selber gemimt hätte, dann hätte ich sicher mehr Einfluss darauf gehabt, was letztendlich gesendet worden wäre. Eigentlich war ich ja auch gar nicht so abgeneigt. Ich dachte mir halt, es wäre vielleicht taktisch klug, erst einmal mit dem nicht so grandiosen Image des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei uns Wortkünstlern zu kokettieren. Hätte ich aber vielleicht doch für mich behalten sollen, meine gespielte Bescheidenheit: `Frau Carstensen, ich bin ganz durch´n Wind, dass sie mich als Sprecher in Erwägung ziehen. Dabei passe ich doch gar nicht so recht ins NDR-Programm. Schließlich kämpfe ich mit meiner Kunst gerade gegen Sprachverfall und Gutmenschentum an.´ Ich bin einfach davon ausgegangen, dass so eine üppig bezahlte Redakteurin vom Staatsfunk über genügend Selbstbewusstsein verfügt, über meine kleinen Sticheleien hinwegzusehen. Ich meine, O.K. -- wer bin ich denn schon ? Und wie viel Macht, Geld und Einfluss hat der Norddeutsche Rundfunk ? Und also auch seine Redakteurinnen. Ich meine, die haben einfach die Mittel. Gut -- man hört das ihren allermeisten Sendungen natürlich nicht an ! Aber das ist doch trotzdem kein Grund, sich von `nem kleinen Sänger irritieren zu lassen.
Naja, wenigstens kam durch die Produktion dieses Features niemand ernsthaft zu Schaden. Obwohl: Frau Carstensen blieb doch nicht ganz unversehrt -- Sie erlitt einen kleinen Hörsturz als Sie einmal unangekündigt in die Proben zu meiner neuen Show hereinplatzte. Das zählt aber nicht, denn das wäre nicht passiert, wenn sie einfach nur ruhig dort sitzen geblieben wäre, wo ich´s ihr gesagt hatte -- `Ach wissen Sie, von hier vorne sehe ich Sie aber viel besser !´. Nicht mal meine kaum benutzten Oropax wollte sie sich leihen lassen: `Nee, lassen Sie mal stecken, Herr Greller !´ - Dann kann ich auch nichts dafür, wenn Michael den `Blue Devil´-Verstärker für seine E-Gitarre hochfährt und die Carstensen spricht davor gerade in ihr Handy mit dem Intendanten. Ich glaube ja, dass sich der Ohrring, den es ihr bei diesem Zwischenfall vom Kopf gepustet hat, bei einer der nächsten Proben wieder anfinden wird. Kann doch aus meiner Band niemand was mit anfangen, mit so `nem ehrwürdigen Familienerbstück. Außerdem hat sich Michael später noch telefonisch bei ihr entschuldigt. Kann natürlich sein, dass sie das so kurz nach diesem kleinen Unfall noch nicht richtig wieder hören konnte ...


Leo-Greller-Impressionen


Kakophonie, Schwafophobie ... aus dem Tagebuch eines genervten Liedermachers der 'Hamburger Schule' deutschsprachiger Popmusik: Über nervige Radiofritzen, naive Träumereien über den 'idealen Gig', Medienkritik über den Norddeutschen Dudelfunk und vereitelte Outings von Homosexuellen in der Musikbranche.

NERVTÖTER

Der Radiofritze

Verdammt, es fällt doch wohl absolut in Ludo´s Aufgabenbereich, mir kaputte Typen vom Hals zu halten. Ich will in Ruhe meine Arbeit machen. Aber er meint wohl, als mein Manager muss er alles, aber auch wirklich alles mitnehmen, was mir so von irgendwelchen Spinnern angeboten wird.

Herr Greller, haben Sie kurz Zeit für mich ? Ihr Manager, Herr Kamberlein, hat mich ermutigt Sie zu fragen, ob Sie in meinem Feature über die `Hamburger Schule´ deutscher Popmusik mitwirken wollen.

Wenn ich an ´nem Lied schreibe, brauche ich Ruhe. Ich schüttele sowas schließlich nicht mal eben einfach so aus dem Ärmel ! Das ist Milimeterarbeit. Da geht es nicht an, dass irgendein Wichtigtuer mich um halb 11 Morgens am Telefon damit zulabert ein Feature über mich machen zu wollen. Über mich als wichtigen Vertreter der `Hamburger Schule´. Zweifelhafte Ehre ...
Der kann von mir aus einen Nachruf auf meine Karriere bringen, sobald ich den Löffel abgegeben habe. Aber vorher lasse man mich bitte noch eine Weile in Ruhe texten. Und dann noch so´n experimentelles Zeug !

Also, Herr Greller: Das würde keinesfalls ein einfaches Interview mit ihnen werden. Das läge unterhalb meines Anspruchs, Authentisches über die deutschsprachigen Hamburger Popmusiker zu berichten. In unserem Fall also über Sie.
In dem Feature würden Personen, die Ihnen unterschiedlich nahe stehen, zu Wort kommen: Ihr Agent ...

Das könnte Ludo so passen !

ehemalige Freundinnen ...

Die sollen sich lieber in Schweigen hüllen !

Klassenkameraden von Ihnen, Leute aus der Hamburger Künstlerszene ... -
Und Natürlich Sie selber, im O-Ton. Ohne, dass ich Ihnen Fragen stelle. Sie könnten erzählen, wonach Ihnen gerade ist, was Sie für wichtig halten.

Das ist ja ´ne tolle Idee ! Aber ich befürchte, daraus wird nichts: Wenn mir heute trotz Deines dummen Rumgequatsches noch was Brauchbares einfallen sollte, kommt das in meinen neuen Song !

Ich würde die einzelnen Beiträge dann so zusammenmixen, dass den Hörern ein individuelles Gesamtbild von Ihnen entsteht.

`Ne schöne Kakophonie würde das werden ! Auf Kosten meines Images, das sehe ich schon kommen. Nee, nee ! Der Typ soll mal lieber weiter studieren gehen, mir besser nicht über den Weg laufen und den Leo in Ruhe seine Arbeit tun lassen. Da kommt bestimmt was Gescheiteres bei raus als bei so ´nem ollen Hörbuch oder Feature. Jede CD von mir ist sowieso wie ein Kapitel aus meinen Memoiren.

Ich geb´ echt lieber der Mopo Interviews als solchen Pseudointellektuellen. Wenn ich denen von der Presse sage, dass sie in einem Artikel über mich Bockmist verzapft haben, dann haben die immerhin die Größe, das auch einzugestehen;
Aber wenn so ´ne hochambitionierte Toncollage misslingt, dann seh´ ich das doch schon kommen, dass sich so ein elitärer Radiospinner am Ende noch damit herausredet, es hätte an mir gelegen und mir die Schuld in die Schuhe schiebt.

Aber die werd´ ich mir nicht anziehen.



LUFTSCHLÖSSER

Der Idealgig

Mannomann, solche Träume, wie den letzte Nacht,  müßte man wirklich öfter haben: `Ein Tag im Leben des Superstars Leo Greller´ - So kam mir der vor. Als Stoff für ein neues Lied wäre so ein Idealbild von `ner Sängerkarriere ja auch nicht schlecht. Das würde allerdings voraussetzen, dass ich alle Einzelheiten noch zusammenbekomme...

Als erstes bin ich mal in ´nem Hotelzimmer aufgewacht. Wo war das nochmal ? Genau - Ganz trendy in Wien, schöne morbide Stadt.
Und natürlich wach´ ich nicht alleine auf: Das Groupie neben mir ist richtige Wienerin. Keine von den Nervensägen, die sich einem über hunderte von Kilometern auf der Tour hintendranheften. Sie bestellt mir noch den Zimmerservice für´s  Frühstück. Dann sagt sie kurz, dass sie schon auf meine nächste CD gespannt ist und verabschiedet sich ganz dezent und ohne Liebesschwüre.

Wie ging´s weiter ? Ich bekomme mein Frühstück an´s Bett und lese im Kulturteil der Morgenzeitung, dass mein Konzert vor zwei Tagen zweifelsohne die Maßstäbe für One-Man-Songabende in Österreich um einiges anheben wird - Überschrift des Artikels: `felix hammonia´, was bemerkenswert ist, denn eigentlich kann ich gar kein Latein.
Jedenfalls ist man in der Wiener Leopoldstadt schon total gespannt auf mein Wiederholungskonzert heute Abend. Dafür jogge ich mich dann am Nachmittag nach einem guten Essen im Schönbrunn-Park fit. Nur zweimal werde ich dabei von netten und ganz und gar nicht hysterischen jungen Wienerinnen erkannt und um ein Autogramm gebeten. Naja, und eine Telefonnummer wird mir augenzwinkernd zugesteckt.
Ich wundere mich noch im Nachhinein etwas, dass mir die Unaufgeregtheit der Leute im Traum so gefallen hat. Also, in echt hab ich das ja eigentlich ganz gerne, wenn die Mädels ´n bisschen wuschig werden und ausflippen. Könnte ruhig öfter der Fall sein ! Naja, war halt nur ein Traum.

Am Abend dann das Konzert. Ausverkauft und mitgeschnitten für´s Fernsehen. Ich trete pünktlich auf, habe es nicht nötig, die Leute durch Hinauszögern heiss auf mich werden zu lassen. Vorgruppe ist auch nicht, technische Schwierigkeiten - keine Spur. Ein paar jüngere Mädchen weinen, na also !
Die Zugaben dauern länger als meine Show. Die Leute wünschen sich nicht meine alten Kamellen, sondern fast nur Sachen von der neuen CD.

Nach über drei Stunden verabschiedet Leo Greller sein Publikum in den Teil der Nacht, den er ihm noch übriggelassen hat. Ein paar Roadies schleppen mich noch in eine Wiener `In´-Bar, in die sie ohne Begleitung eines Promis normalerweise nicht reinkommen - Auch nicht gerade realistisch, der Traum. Nach einem guten Konzert falle ich normalerweise halbtot in´s  Bett. Aber, was soll´s ?

Diese Nacht bleibe ich alleine. Nicht, weil sich nicht´s ergeben hätte, sondern weil ich am nächsten Tag, meinem letzten in der Stadt, noch was vorhabe: Ich besuche eine Freundin aus früheren Tagen, die mich einmal sehr inspiriert hat. Sie wohnt seit einiger Zeit in Wien und empfängt mich mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in ´ner großen schönen Altbauwohnung.
Meine ehemalige Muse sieht prima aus, ihr Mann freut sich mit ihr über meinen Besuch und auch die 3 Kinder sind happy. Die älteste ist 12. Ich kann mir nicht helfen, aber ich finde, sie sieht mir ziemlich ähnlich. Dem Typ fällt das offenbar nicht auf und überhaupt scheint die Parallelwelt meines Traums in einem glücklichen Universum beheimatet zu sein, das von Vaterschaftstest nichts zu ahnen scheint.



Norddeutscher Dudelfunk

[Moderator:]... Ihr hörtet gerade die Hamburger Nachwuchshoffnung DJ Pumpbeat mit `Pulse Injection´. Starke Scheibe !
Schon ein bißchen länger im Geschäft, nicht ganz so bombastisch erfolgreich, ist mein nächster Studiogast hier bei Hype FM. Die eine oder der andere kennt ihn vielleicht sogar schon - Er kommt aus St. Pauli und hat uns seine neue CD `Halblang, Kleines !´ mitgebracht ...

[Leos innere Stimme:] Stop ! Halt ! So läuft das nicht. Ich will das nicht ! Alles wieder zurück auf Start !
Die Leute sollen HALBLANG,KLEINES! von sich aus kaufen, aus Neugierde. Oder sie sollen es bleiben lassen.O.K., zugegeben: Meine neue CD könnte sicher besser laufen. Den deutschen Musikmarkt wird sie wohl doch nicht völlig verwüsten, wie ich das erwartet hatte. Ich müsste Ludo eigentlich sagen, er soll als mein Manager das PR-Pedal noch mehr durchtreten. Das will ich aber nicht: Verdammt - Die Leute sollen “Halblang, Kleines !” von sich aus kaufen, aus Neugierde. Oder sie sollen es bleiben lassen. Ich bin 36 - Ich hab´ einfach keine Lust mehr, in irgendwelchen miefigen Radiosendungen vor Hörern mein Leben runterzubeten. Nur weil sie mich noch nicht kennen, noch nie was von mir gehört haben. Die können mich mal !

...Ihr wisst immer noch nicht, wer heute bei mir im Studio sitzt ? Ich gebe Euch einen Tip: Er hat was mit der legendären `Hamburger Schule´ zu tun. Wird da sogar manchmal als heimlicher Klassensprecher bezeichnet. Na, dämmert´s langsam ?

Und dann kann es noch passieren, dass mich so´n grenzdebiler Dudelfunk-Moderator als Obermacker der Hamburger Schule deutscher Popmusik anpreisen will. Oberpeinlich!
Klassensprecher war ich auf der richtigen Schule schließlich auch nie.Wär´ ich damals ein Klassensprechertyp gewesen, dann wär´ich heute nicht Popsänger, sondern Leiter in ´ner Bankfiliale oder sonstwas Gemeines. Überhaupt: Ein typisch plakatives Label von der Presse - `Hamburger Schule´.
Das könnte den Schreiberlingen so passen ... alles schön übersichtlich eingeteilt: Als Klassenstreber die Intelligenzbestien von `Blumfeld´, als Klassenflittchen die Mädels von `die Braut haut ins Auge´ und als Klassenrowdie am besten noch Rocko Schamoni. Vielen Dank - So ´ne (imaginäre!) Schule müsste man wirklich anzünden ... ! Naja, jedenfalls wär´s keine für den kleinen Leo.

Man sollte meinen, dass in `ner großen Stadt wie Hamburg die Radiosendungen eigentlich mehr Niveau haben müssten. Da kommt man aus Heide hierher, denkt `So, jetzt ist es wohl mit dem Kraut- und Rübenfunk erstmal vorbei, Nun ist Metropolenprogramm angesagt.´.
Aber denkste: Die Hanseaten lieben´s flach. Bloß keine stilvollen Musiksendungen, bloß keine intelligenten Lieder, sondern lieber Fischmarktgesülze auf Kopfhörer. Kein Platz für Leo Greller. Und wenn, dann höchstens als Alibi.
Jetzt mal unter Dudelfunk-Moderatoren: Wir müssen in Hamburg ja zum Glück keinen Deutschpop aus Berlin importieren, wir haben selber Musiker in unserer schönen Hafenstadt. Wir kaufen zwar ihre Platten kaum und lassen sie auch nicht so gerne in unseren Fernsehsendungen auftreten. Aber wir kennen durchaus ihre Namen, wir wissen, wo sie wohnen und wir haben ihnen sogar eine gesonderte Schublade reserviert, damit auch ganz klar ist, was wir von ihnen erwarten:
Das ist die `Hamburger-Schule´-Schublade. Genau - Die in der Kommode, die ganz hinten in unserer Besenkammer steht. Und aus dieser Schublade heraus soll es bitte nicht zu subversiv heraus schallen: Schräge Alltagsgeschichten, nicht zu abgehoben, jeder sollte es verstehen können. Ein wenig Ironie ist OK. Melancholie schadet auch nicht. Sogar ernsthaft darf es ab und zu mal sein, wir sind mal nicht so ...


OUTING

Durch die Hintertür

In meine Musik fließt alles Mögliche mit ein: Fußball, mein Leomobil, Möbel, Politik, Comics, Steuerbescheide ... und ganz besonders natürlich Frauen.
Manche Frauen inspirieren mich total, wenn ich einen neuen Song schreibe: Auf Titel wie `3 ½ Arten, Elke zu lieben´ oder `Emanzipiert und trotzdem pikiert´ kommt man nicht, wenn man in Liebesdingen gerade Frust schieben muss.

Wenn mich andererseits heute im `Pudels Club´ ´ne Ex von mir anhaut und im Nachhinein von mir wissen will, warum ich eigentlich während wir zusammen waren, ausgerechnet Titel wie `Nimm bitte die Hintertür´ oder `sexuelles Mobbing´ eingespielt habe, dann muss sich Leo Greller schon ziemlich zurücknehmen, um nach einer Antwort auf so´ne Frage immer noch als Gentlemen durchgehen zu können.

Darüber müßtest Du unbedingt mal ein Lied schreiben !

Worauf ich ja auch gar nicht kann ist, wenn man mich zu bestimmten Themen drängen will:

Wenn ich auf dem Turmweg-Straßenfest auftrete und hinterher zur Entspannung in ´nem leeren Übertragungswagen vom NDR ´ne kleine Nummer mit ´ner Freundin schiebe ...
... wenn dann mitten während dieser Privatübertragung ein paar spielende Kinder in den Wagen platzen ...
... und wenn diese Freundin in den nächsten Tagen immer wieder damit anfängt, dass sich diese Geschichte doch eigentlich super für ´nen neuen Song anbieten würde - z.B. einen über tragische Fälle von `coitus interruptus´ wegen übertriebener Rücksicht auf spielende Kinder ...

Darüber müßtest Du unbedingt mal ein Lied schreiben !

... dann wird Leo Greller doch gleich wieder misstrauisch, ob sich da nicht nur wieder jemand in seinen Werken verewigen will.

Über sowas singst Du nie !

Auch enge Vertraute sind da ja nicht vor gefeit:

Wenn Ludo mir in regelmäßigen Abständen immer wieder mal “zu bedenken geben möchte”, ob ich nicht auch mal eine Nummer speziell für meine `rein´ männlichen Bewunderer schreiben will ...
Z.B. über ´ne eigentlich phantastische Männerfreundschaft, die noch perfekter sein könnte, wenn der eine Freund jobbedingt nicht ständig mit den verschiedensten Frauen in´s Bett gehen müsste -müsste ist gut!-, während der andere sich aus Vernachlässigung in irgendwelchen `blue-boy-bars´ die Nächte um die Ohren schlagen muss ...

Über sowas singst Du nie !

... dann kann ich mir nicht helfen:
Da sehe ich meinen Manager in meiner Phantasie jedesmal mit Stolz geschwellter Brust in so´nem plüschigen Etablissement in St. Pauli stehen und dem DJ augenzwinkernd eine CD von mir zuschieben. Mit dem Hinweis, dass auf sein Drängen der Leo Greller den Track Nr.5 mit dem Titel `Den einen, den man will - die anderen, die man muss´ extra für seine wenigen Fans in der `Wunderbar´ geschrieben hat.

Wenn Ludo mir mit solchen Wünschen kommt, dann sage ich ihm jedesmal, dass meine CD´s  nicht das richtige Medium für sein Outing durch meine Hintertür sind. Das soll er gefälligst direkt durch den Vordereingang erledigen. Und wenn er dafür ´ne eigene Platte veröffentlichen muss.

Ich bin schließlich nicht Prolo von Rosenheim..

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Hörspiel
'Abgesang auf Leo G.'
Realisiert von Hartmut Lühr
Wegen seiner zahlreichen Eskapaden verläuft die Karriere des Liedermachers Leo Greller nur mäßig erfolgreich. Aus seinem Revier, der Hamburger Reeperbahn, berichten Freunde und Bekannte von seinen Verstrickungen: Seine in erotischer Hinsicht frustrierte Freundin, die Barfrau einer Szenekneipe vom St.Pauli-Kiez, eine ältere Kolumnistin, die ihn verführen will, sein Manager, der sich wie ein Zuhälter aufführt, und ein ehemaliger Schulkamerad, den ein feuchtfröhliches Musikvideo von Greller ziemlich durcheinander bringt. So entsteht die authentische Kurzbiografie eines eigenwilligen Künstlers, der sich an seiner Umwelt reibt, chaotisch ist und es ablehnt, sich vom Medienmarkt korrumpieren zu lassen.
mit Tom Wlaschiha (Klempner), Branka
Hanisch (Kolumnistin), Nina Ernst
(Freundin), Uta V. Kohlenbrenner u.a.

40 Min. | 38 MB | DOWNLOAD / PLAY




Zum HÖRSPIELer-Portal



Video
Erster Auftritt von Leo 1986 mit eigener elektronischer Musik in einem Film über fingierten Ladendiebstahl
FILMPREMIERE

Audio plus Video
Nordfeuchtes Skandalvideo (aus 'Gut gebrüllt, Leo!')
SKANDALVIDEO




Alte Leo-Greller-Seiten
Olle Kamelle: Rechtspopulismus ?




Audio plus Video
Aus der Tagebuch Kakophonie eines Mitbegründers der 'Hamburger Schule' deutschsprachiger Popmusik (gesprochen von Dirk Lohmann)
RADIOFRITZEN

Leo Greller ist politisch korrekt
Leo Greller ist politisch korrekt
P.C.-GRELLER




Hörspiel
'Halblang, Kleines!'
Realisiert von Hartmut Lühr
Wenn man von Berlin über die Autobahn nach Hamburg hinein fährt und das Radio eingeschaltet hat, heißt einen die Stadt mit Evergreens von Madonna bis Phil Collins willkommen. In Hamburgs Äther regiert neben dem üblichen Dudelfunk nahezu absolutistisch der NDR. Und das ist eine Regime, das man leider nicht abwählen kann. Radiohörer sowieso nicht und weitgehend unbekannte Liedermacher, wie Leo Greller, erst recht nicht.
mit Sia Niskios (Mago), Stefanie
Zobel (Reporterin) u.a.
54 Min. | 75 MB | DOWNLOAD / PLAY




Feedback
Befreundete Initiative Dudelstopp
kritisiert Leos Überlegungen zum
Thema 'politische Korrektheit'.




Provokationskunst mit Leo Greller
Zuschriften, Fotostrecke, Video,
Lifestyle-Interview, B-Movie-Interview
Hörfilm, B-Movie-Persiflage








tornado-am-ostkreuz-Flyer, 2005


Provokationskunst à la Leo Greller


Groupiedämmerung - Ein Abend im Hickhack

In einem Berliner Club kam es kürzlich zu einem Zwischenfall, an dem der sympathische Künstler Leo Greller sowie drei seiner Fans beteiligt waren. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an, noch herrscht Verwirrung vor. Fest steht: Leo wird nach diesem Vorfall kaum mehr derselbe sein, der er vor dieser Nacht im 'Hickhack' war.



Provokationskunst mit Folgen

In einem Berliner Club kam es kürzlich zu einem Zwischenfall, an dem der sympathische Künstler Leo G. sowie drei seiner Fans beteiligt waren. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Es konnte noch nicht endgültig geklärt werden, was genau sich kurz vor drei Uhr morgens in einem Hinterzimmer des Clubs abspielte. Fest steht jedoch schon jetzt: Leo wird nach diesem Vorfall kaum mehr derselbe sein, der er vor dieser Nacht in Moabit war.

Beteiligter aus dem Hickhack-ClubVielleicht war es die Kombination aus Fetisch-Sex-Event sowie professioneller Publikumsbeschimpfung an diesem Abend, die zu der aufgepeitschten Atmosphäre in einem Hinterzimmer des Clubs führte, in dem sich der Künstler nach seinem Auftritt zur Ruhe begeben hatte und in dem sich ein ehemaliges Groupie, ein Fan sowie ein Mitläufer an ihm vergingen.
Debora Weigert als GroupieDas Groupie gilt als Anstifterin der Tat und befindet sich zur Zeit in Untersuchungshaft. Im folgenden einige Personen, die an besagtem Abend ebenfalls in dem Club, der sich in einem verlassenen Industrie-Areal befindet, anwesend waren und eventuell Licht ins Dunkel der unschönen Vorgänge um den in letzter Zeit vom Schicksal gebeutelten Leo G. bringen können:
Als Freund des schnellen Springens über die Kanäle hätte ein Mitläufer die fragliche Nacht vermutlich lieber daheim im Fernsehsessel verbracht. Von solchen dramatischen Ereignissen, wie dem Kampf `Moderne´ gegen `Dekadenz´ im HickHack-Club, wird in der Glotze allerdings nur selten berichtet. Hierfür würden sich vermutlich keine Kunden für die Werbezeiten finden. Im Angesicht der eskalierenden Ereignisse in Moabit konnte auch keine Fernbedienung für Mäßigung sorgen: Das Programm stand fest - Lautstärke und Szenenabfoge lagen in der Hand der anwesenden Protagonisten. Die Frage, ob diese hierbei ihrer Verantwortung gerecht wurden, bleibt vorerst ungeklärt.


Der Schlaf eines Unschuldigen

Was nun tatsächlich in dieses turbulenten Nacht in der Partymetropole an der Spree vorgefallen ist, kann vielleicht noch am ehesten durch das ebenfalls auf dieser Seite herunterladbare Hörspiel herausgefunden werden. Es waren verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Eigenheiten und Leidenschaften vor Ort. Hören Sie das Radiodrama mit den Originalstimmen den Hörspielsprecher!

Leo Greller als Schläfer Zwar ist `Schlafen´ nach seiner eigenen Aussage Leos zweitliebste Tätigkeit - aber als er sich nach seinem Auftritt, durch den er übrigens keine neuen Freunde gewann, an jenem Abend erschöpft auf ein versifftes Sofa hinter der Bühne im HickHack-Club sinken ließ und entschlummerte hatte ihn nicht nur die Müdigkeit, sondern auch der Leichtsinn übermannt: Er war nicht alleine in dem Raum, sondern zusammen mit ehemaligen Groupies, Fans und Bewunderern. Greller-AnhängerInnen zeichnen sich allerdings durch für Außenstehende besonders befremdlich, ja geradezu exzentrisch anmutende Verhaltensweisen aus, was Leo möglicherweise zum Verhängnis werden sollte. Die Erlangung finalen Ruhms hatte er sich jedenfalls anders vorgestellt ...

Jenny Bins als Fan Einem weiblichen angeblichen Fan Leos sagen wir: `Nein, Madame ! Wenn Sie uns auf unsere Frage, was denn an jenem Abend im HickHack-Club Spektakuläres passiert sei, lediglich von einer grandiosen Nackenmassage, die Ihnen zu teil wurde, berichten, dann hilft uns das nicht wirklich weiter. Natürlich ist es erfreulich, dass Sie eine optimale Methode zur Förderung Ihres körperlichen Wohlbefindens gefunden haben - aber mit Verlaub: ENTSPANNUNG ist nun ziemlich genau das Gegenteil, wozu Sie und Ihre Begleiter Herrn Greller in dieser Nacht verhalfen. Aber sich `Fan´ nennen ! Hätten Sie Ihr ehemaliges Idol mal lieber harmlos massiert, anstatt ...´



Jede Menge Verdächtige

Ades Zabel als Edith SchröderMan sollte sich vom unschuldigen Lächeln eines ebenfalls festgehaltenen weiblichen Groupies nicht beeindrucken lassen. Würde man mit ihm im selben Raum wirklich einen ruhigen und sicheren Schlaf finden ? Der sympathische Provokationskünstler Leo hat es am Rande einer Fetisch-Nacht versucht weil er sich von seinem anstrengenden Auftritt erholen wollte. Mittlerweile hat er seinen Leichtsinn bereut. Das nebenstehende Foto stammt aus der Nacht des Schicksals und wurde nach dem für die meisten Außenstehenden nur schwer nachvollziehbaren gemeingefährlichen Vorfall im Berliner HickHack-Club aufgenommen.
Eine Frau, die man nicht unbedingt im HickHack-Club erwartet hätte, muss sich ebenfalls vor der Polizei rechtfertigen: Edith Schröder aus Berlin-Neukölln. Dort hat sie es mit Beharrlichkeit und einer gehörigen Portion Womanpower zu einiger Berühmtheit gebracht. Mittlerweile spielt sie in Fernsehserien wie `Verdreht in Berlin´ irritierende Nebenrollen und ist auf dem besten Wege, vom Seniorenfernsehen zur neuen Mutter der Nation aufgebaut zu werden. Hoffentlich regt sich das Berliner Original wegen der Schlagzeilen der Yellow-Press nach dem dramatischen Abend in dem Moabiter Nachtclub nicht zu sehr auf in ihrem Alter ! Das würde sich Leo Greller nie verzeihen ...
Laurent Daniels als Flaneur Ein festgenommener Flaneur versichert glaubhaft, in der fraglichen Nacht keinesfalls wegen Leo den HickHack-Club besucht zu haben. Allem Anschein nach ging es ihm bei dem Event um vordergründigere Sinnesfreuden als die Darbietungen Grellers. Leider nervt der Flaneur genannten Sexclubs als einen Ort der Aufklärung. Auch die Metaphern weißer und rosa Kaninchen für einander widersprechende Artikel des deutschen Grundgesetzes, die er ins Spiel bringt, vermögen wenig Licht in die verworrene Situation zu bringen.



Provokationskunst mit Leo Greller
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Hörspiel
'Groupiedämmerung'
Realisiert von Hartmut Lühr
Vorgestellt 2007 im Lauschangriff
Dem ausgebrannten Berufsquerulanten Leo Greller wird in diesem Hörspiel übel mitgespielt, denn Berliner Großstadt-Hedonisten, die sich zu einer Fetisch-Nacht im HickHack-Club einfinden, liest man nicht ungestraft die Leviten, wie Leo es tut. So werden für ihn selbst seine Groupies und Bewunderer aus vergangenen Tagen auf einmal zur tödlichen Gefahr ...
mit Laurent Daniels (Fan), Jenny Bins
(Groupie), Ades Zabel (Edith Schröder),
Christian Senger (Fan) u.a.

51 Min. | 72 MB | DOWNLOAD/PLAY




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Jenny Bins, Laurent Daniels,
Monika Gossmann, Ades Zabel,
Christian Senger, Debora Weigert.




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Die Hörspieler-Homepage von 1999 bis 2009
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Provokationskunst mit Leo Greller
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Leo-Greller-Mediensatire (mit Laurent Daniels, Debora Weigert, Jenny Bins, Christian Senger und Ades Zabel)





Massage mit Regeln

Also, ich gebe zu - in einem Punkt bin ich wirklich schuldig: Für `ne gute Nackenmassage könnte ich manchmal wirklich töten. Das war aber bisher nie nötig - damit hier keine Missverständnisse aufkommen! Körperliche Gewalt und die Kunst des Massierens passen meiner Ansicht nach überhaupt nicht zusammen.

Sexualaufklärung ist eine notwendige und außerdem eine wunderbare Sache - zumal wenn es nicht die eigenen Kinder sind, denen man das Handwerkszeug für eine gelungene Sexualbiografie an die Hand gibt. Gerade in Deutschland ist das Wissen um die wichtigsten Regeln im sexuellen Umgang miteinander mindestens genau so wichtig, wie beispielsweise die Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung - ist doch so! Es gibt Vorfahrtsregeln, es gibt Ampeln, die auf rot schalten, Geschwindigkeitsbegrenzungen, recht vor links, natürlich ... und möglichst nüchtern, das Ganze. Und zum Glück freie Fahrt für freie Bürgerinnen und Bürger. Man muss den Sexkünstlern von morgen natürlich schon früh vermitteln, wie sie später am Geschicktesten verhandeln, um möglichst viel ihrer eigenen erotischen Bedürfnisse selbstbewusst umsetzen zu können. Unbehindert von kulturell vorgegebenen Hierarchien. Ist meine Meinung - sonst kann man sich das Ganze gleich schenken.

Tasten, kneten, dehnen, drücken, reiben, berühren - Massage! Wunderbar! Es ist vermutlich die moderne Umwelt, die einen immer wieder so verspannt - Arbeit, Beziehungsstress, Freizeit ... . Und wer ein guter Masseur ist -oder eine gute Masseuse- das ist oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Wäre wohl auch zu einfach. In solchen Clubs wie dem HickHack ist die These, dass eine gute Massage schlechtem Sex vorzuziehen ist, im Moment wohl noch nicht mehrheitsfähig. Daran kann man aber arbeiten - und schließlich gibt es ja auch noch Tantra. Auf keinen Fall werde ich auf dem HickHack herumhacken. Das tun schon genug Leute; Presse-Schreiberlinge vor allem, die noch nie dort waren, die aber trotzdem `ne Meinung zu der Szene haben. Ich bin zwar keine regelmäßige Besucherin dieses Clubs: Aber ich find´s schon peinlich, was abgeht, wenn irgendwelche berühmten Hollywoodstars ihren neuesten erotisch angehauchten Film in Berlin vorstellen und im HickHack feiern wollen: Dass dann nämlich wegen der Pressefritzen die HickHack-Stammgäste nicht hineingelassen und durch langweilige Models ersetzt werden. Ein schwaches Bild ...


feiernde Hedonisten im Hickhack-Club


Grottenschlechte Talkshows

Mal ehrlich: Wer konnte vorher ahnen, dass es so enden würde ? Es gibt einfach zu viele Freaks - so ist es doch! Und warum hacken eigentlich alle auf der Idee friedlicher und gemütlicher Fernsehabende herum ?

Also zugegeben: Die Nacht im HickHackClub war natürlich um Längen aufregender als ein Abend vor der Glotze. Obwohl: Mattscheibe kann natürlich auch immer wieder mal ganz schön grausam sein. Ich erinnere mich: Den Leo Greller hab´ ich ja vor einiger Zeit schon wieder im TV gesehen. Nicht in dieser Talkshow am Alex in Berlin, sondern in einer von den St. Pauli-Landungsbrücken in Hamburg, wo er ja eigentlich herkommt: Also vom NDR. Da wurde er befragt von so `nem Moderatorinnen-Duo: `Ner pummeligen Blonden und `ner drallen Brünetten. Da hatten die sich darüber ausgelassen, dass der Greller in ihren Augen zu bescheiden sei, wenn er den Leuten in Deutschland nicht einfach sagen würde, wie es wäre: dass er nämlich gar nicht so ein großer Loser sei, wie die meisten denken würden und dass er damit aufhören solle, seinem Publikum zu verheimlichen, dass er in Schweden schon seit Jahren ein richtig großer Star wäre - mit einer eigenen Sendung im Privatfernsehen. Das wäre in unseren Breitengraden -so bescheuert haben die sich glaub´ ich ausgedrückt- schließlich kaum bekannt ! Daraufhin hatte er so´n bisschen rumgedruckst und erklärt, dass es ja eigentlich gar nicht so spektakulär sei, in Stockholm ein kleiner Star zu sein; Dass sein Erfolg bei den Wikingern eigentlich ja nur daherrühre, weil seinen melancholischen Texten bei Nordlichtern, die kein Deutsch verstehen, etwas faszinierend Surreales anhaftet. Die brünette Moderatorin hatte währenddessen die ganze Zeit gekichert.

Wirklich schräg, Leos Auftritt in dieser grottenschlechten Talkshow im NDR! Ich glaube, er hatte zeitweise sogar ein paar Tränen in den Augen. Ich hatte zuerst nicht so ganz verstanden, weshalb. Ich meine, dieses Moderatorinnenpaar war natürlich schon gruselig: Aber dass der Greller deshalb mit den Tränen kämpfen musste !?! Ein Würgereiz wäre da ja vielleicht naheliegender gewesen. Die Kamera hatte gleich weggeblendet, als man es in seinen augen glänzen sehen konnte. Auf seiner Homepage, wo er noch mal auf die Talkshow einging, habe ich dann nachgelesen, dass das an einem gewissen Architekten namens Bagdadi lag, der ebenfalls mit in der Talkrunde saß. Also der, der vom Hamburger Senat immer bevorzugt die großen Bauvorhaben in der Stadt entwerfen darf ... . Als dann als Einspielung in der Show ein Film lief, wo einige von Bagdadi entworfene `Gebäude´ gezeigt wurden, sei es einfach über Leo gekommen und -das erklärte er auf seiner Homepage- er musste wohl daran denken, wie seine schöne Heimatstadt von einigen Profitgeiern und der Politmafia immer mehr verschandelt wurde in den letzten Jahren. Daher die feuchten Augen. Ich finde `neu´ ja manchmal ganz gut: Echt sensibel, der Leo Greller!


anonymisierte wartende Hedonisten vorm Hickhack-Club


Bahnsteige hochklappen

Warum soll ich es leugnen ? Die Mühe kann ich mir sparen: Ich war zur fraglichen Zeit am fraglichen Ort und ich bin nach wie vor eine autonome Person. Eine Bürgerin, wenn Sie so wollen, die ein Gespür dafür hat, wann was zu tun ist. Und die das dann auch tut - mit allen Konsequenzen. Allen. Für sie selbst und andere, ja.

Menschenmassen sind mir eigentlich zuwider: Viele Leute ohne Engagement dabei, Mitläufer. Im vorliegenden Fall sogar Perverse, wenn man das heute noch so nennen darf. In einer Stadt wie dieser ist nichts wirklich mehr pervers und das ist ja vielleicht auch ganz gut so. Trotzdem kann es wohl nicht schaden, wenn diesem bunten Personenkreis ab und an mal aus berufenem Munde die Leviten gelesen werden. Wenn wenigstens der Versuch unternommen wird, denn die Begleitumstände sind ja nicht wirklich harmlos: Andacht, Strafe, Hass, Auserwähltsein ... da muss man allerdings sehr aufpassen, nicht ins Religiöse abzurutschen, was durchaus passieren kann, wenn man sich manche Kostüme von Freaks in dieser Fetischnacht im HichHackClub vor Augen führt. Vergebliche Liebesmüh´ ? Vielleicht. Den Leuten den Spiegel vorhalten, das ist auf jeden Fall zu bejahen. Und eigentlich genau die richtige Aufgabe für jemanden wie Leo. Eigentlich. Aber in dieser Nacht ...

Psychisch Labilität muss ja nicht grundsätzlich was Schlechtes sein. In solch einem Zustand erreichen Echtheit und Authentizität doch ganz andere Wertigkeiten. Das muss dann auch nicht unweigerlich dazu führen, dass man an unpassendem Ort seinen Nagellack verschüttet. Apropos `unpassender Ort´ - Es gibt nach meiner Erfahrung nun einmal so etwas wie `magische Orte´ mit einer ganz speziellen Ausstrahlung, wo etwas in der Luft hängt - ob das nun ein Bahnhof in Bad K. ist oder eine miefige Theaterkasse in Wilmersdorf oder ein Nachtclub in `nem ollen Industriegebiet: Die Besonderheit der Umstände kann niemals abschließend analysiert werden - das liegt vermutlich in der Natur der Sache: Es mag ja angehen, dass das Vorhandensein von Kopfkissen, Nagellack oder BND-Mitarbeitern die Devianzprognosen von Kriminologen ungünstig beeinflussen ... aber was will man mit diesem Wissen anfangen ? Theater schließen, Bahnsteige hochklappen, Nachtclubs in Museen umbauen ? Das kann es doch auch nicht sein ... . Also, man akzeptiert besser, dass es solche besonderen Orte gibt - ist meine Meinung.


anonymisierte wartende Hedonisten vorm Hickhack-Club


Die Häsin und der Paragraf

Ich hab mich ja zum Glück instinktiv rausgehalten aus der Sache hinter der Bühne. Aber wo ich gerade dabei bin, will ich hier jetzt mal was über das Sittengesetz sagen: Das ist nämlich gar kein richtiges Gesetz, das ist ?

Hierzulande hat es die westliche Moderne ja mit dem Grundgesetz zu tun - auch in Berlin. Viele mehr oder weniger gut gemeinte Artikel, die uns Westler schützen sollen: Vor anderen und vor uns selbst. Und bei den Artikeln im Grundgesetz stoßen wir ebenfalls wieder auf rosa und auf weiße Kaninchen, die nicht wirklich gut zusammenpassen: Da haben wir in weiß: Artikel 6, Absatz 1 über Ehe und Familie: Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung. Schön für die Mamis und Papis in Stegliz - Da können die nachts ruhig schlafen. Aber in rosa haben wir dann auch noch Artikel 2, Absatz 1 über die persönlichen Freiheitsrechte: Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt. Die vertragen sich nicht besonders gut, rosa und weiße Artikel - das ist kein Geheimnis. Wäre vielleicht doch einfacher, wenn alle `Bunnies´ wären.

Es gibt in Deutschland leider viel mehr bekannte männliche Hasen als prominente scharfe Häsinnen: Mümmelmann, Meister Lampe und natürlich alle möglichen Rammler. Die scharfen Häsinnen sind alles Amerikanerinnen. Und in den USA heißen die nicht Hase, sondern Bunny - das ist schön einheitlich! Aber ich unterhalte mich doch nicht mit meinen Freunden vor dem Sexclub und sage `hoffentlich sind viele scharfe Bunnies in dem Laden´. Da käme ich mir doch lächerlich vor! Worauf man sich vielleicht einigen könnte wären Kaninchen: Rosa und weiße. Kaninchen sind geselliger als Hasen. Egal, ob jetzt rosa oder weiß. Aber ich glaub´, die rosa Kaninchen hat alle Hitler gestohlen. Hasen und Kaninchen sind ja dämmerungs- und nachtaktiv, wie man weiß. Insofern stimmt der Vergleich. Wo er dann wieder hinkt, ist das Ding mit der Fruchtbarkeit: Die ist bei Hasen und Kaninchen ja sehr hoch, aber bei den Hickhackern ... ? Naja, will man´s wissen ?


anonymisierte wartende Hedonisten vorm Hickhack-Club


Aufklärung aus der Nogatstraße

Mit dieser ganzen Geschichte um den Anschlag auf den Hamburger Sänger und Provokationskünstler, der an dem Abend, an dem ich ebenfalls im Hickhack-Club war, habe ich eigentlich auch gar nichts zu tun. Ich lehne Gewalt natürlich in jeder Form ab - auch wenn mir andere Leute nun gerne was anderes unterstellen. Und diesen Leo Greller, den kenne ich sowieso nicht. Hat sich mir nicht vorgestellt ... . Naja, nun ist es ja auch zu spät.

Da drin in diesem Nachtclub, wo ich mich neulich Nacht so ein bisschen umgeschaut habe, war ein sehr garstiges Gedränge - au weia! Aber ich habe da wirklich so einiges zu sehen bekommen - Ich kann ihnen sagen: Mein lieber Herr Gesangsverein! Aber bei der Enge ruiniert man sich noch die Frisur zwischen den ganzen Süßen. Hat mir aber Spaß gemacht ... sowas gibt es ja nicht in Neukölln. War jedenfalls sehr zu empfehlen, der Rummel im Hickhack-Club. Aber für mich wurde es dann auch bald höchste Zeit, mich wieder nach Hause in die Nogatstraße zu begeben.

Da wohne ich nämlich immer noch, obwohl ich ja sogar schon eine eigene Vorabendserie im ZDF hatte, wo ich als taffe Frührentnerin benachteiligten Jugendlichen aus unserem schönen Problembezirg in Privatinitiative nicht etwa Strick- oder Sprach, sondern handfesten Sexualaufklärungsunterricht gegeben habe, wogegen Sozialarbeiterinnen einen vergeblichen Aufstand anzettelten. Das war überhaupt nicht unglaubwürdig, wie viele behaupteten. Im Gegenteil: Es wurde ja dann für die von mir gespielte Neuköllnerin richtig brenzlig als ich von neidischen Sozialklempnern daraufhin beim zuständigen Glaubenswächter angezeigt wurde. Was danach kam, war eigendlich nicht mehr so ganz für's Vorabendprogramm geeignet. Aber beim ZDF hatten sie offenbar eine Schwäche für diese spezielle Art Neuköllner Sozialromantik. Die Serie wird bestimmt bald fortgesetzt werden.
anonymisierte wartende Hedonisten vorm Hickhack-Club


Erziehungszeiten von Haustieren

Mein Leben als kritischer Sänger, streitbarer Schauspieler und politischer Provokateur 'Leo Greller' hat sich nach einem sehr beunruhigenden Vorfall, der sich kürzlich in Berlin ereignete, schlagartig verändert. Der heimtückische Anschlag auf mich, machte mir klar, dass einige Aktionen und einiges Handeln von mir teilweise doch recht kritisch gesehen werden. Dass man mir einige Dinge aber auch ewig nachträgt!

Als Kleinkünstler, der nicht viel zu verlieren hatte, konnte ich eigentlich stets bei meinem hedonistischen Gefolge den Finger in diverse offene Wunden legen und es mit der Hoffnung auf Heilung quälen. Aber dafür wurde ich natürlich nicht nur geliebt. Es gehörte für mich dazu, mein Publikum als 'degenerierten Abschaum' zu beschimpfen, als Verlierer, die nichts weiter als ihre sexuelle Abgestumpftheit zelebrieren. Viele lachten, wenn sie derartige Leviten von mir zu hören bekamen - ihre Art, diese Demütigungen wegzustecken. Trotzdem hatte ich zum Beispiel an dem bewussten Abend noch eins draufgegeben und kritisiert, dass die Sexszene Berlins schon lange überhaupt nicht mehr politisch ist.

Aber selbstverständlich habe ich die Leute nicht nur provokativ kritisiert, sondern auch wohlgemeinte Ratschläge gegeben. So habe ich ihnen nahegelegt, sich politisch dafür einzusetzen, dass Erziehungszeiten von Hunden und anderen größeren Haustieren künftig als 'rentenrelevant' eingestuft werden sollten, da ihre Aussichten für´s Alter ansonsten mehr als trübe wären. Aber auch das wollte aber natürlich kaum jemand gerne hören. Jedenfalls waren das Gepfeiffe und die Buhrufe lauter danach lauter als meine Show. Naja, viel Feind, viel Ehr ... . Aber es war im Nachhinein betrachtet eigentlich fast folgerichtig, dass sich einige Individuen aus dem Publikum nicht mehr im Griff hatten und mich daraufhin in meiner Garderobe, wo ich gerade eingeschlafen war, heimsuchten.


feiernde Hedonisten im Hickhack-Club



Leo Grellers Verrat auf dem Land [Vom Freiheitskämpfer zum Freiheitsdämpfer]


Neben einer großen Anzahl wunderbarer menschlicher Eigenschaften zeichnet sich der Berliner Provokationskünstler Leo Greller auch dadurch aus, in politischen Zusammenhängen lediglich über ein unterdurchschnittlich ausgeprägtes Gefühl für das rechte Maß zu Verfügen:
Er ist eben im positiven Sinne fanatisch, denn zum Glück steht er auf der Seite des Staates. Einmal mehr wurde ein unbequemer Provokateur vom Freiheitskämpfer zum Freiheitsdämpfer. Anyway ... !



Verrat durch 'Mutter Staat' ?

Auf welcher Seite der Gesellschaft würden Angehörige der 68er-Generation stehen, wenn sie heute jung wären ? Würden sie sich in alternativen Projekten wiederfinden ? Oder würden sie, da mittlerweile der 'Marsch durch die Institutionen' erfolgreich abgeschlossen wurde, als Teil expandierender Behörden die Bürger bemuttern, um sie 'vor sich selbst zu schützen' ? Dieser und anderen delikaten Fragen widmet sich die neue Hörspiel-Satire 'Gewalt geht immer'.

Leo Greller im Hörspiel 'Gewalt geht immer' In ihr wird das Dilemma des politisch korrekten Liedermachers Leo Greller beschrieben, der seit Jahren fester Bestandteil der modernen 'linken Szene' Berlins ist. Ganz besonders lässt sich dieser Künstler von der zeitgemäßen Version des Matriarchats als allumsorgendes und machtvolles Staatswesen inspirieren. In 'Gewalt geht immer' hat Greller die schwere Gewissensentscheidung zu treffen, ob er seine linken Freunde verrät, indem er vertrauliche Informationen ihres autonomen Wohnprojekts an Vertreter der inneren Sicherheit weitergibt, was das sichere Aus für die alternativen Aussteiger bedeuten würde.
Gerade das Berliner Publikum weiß aus Erfahrung, dass der hochsensible Sänger und Aktionskünstler Leo Greller zu skurrilen oder zumindest hochneurotischen Handlungen neigt. Hierfür lieferte er bereits in den Jahren 2003 in 'Abgesang auf Leo G.' (mit Nina Ernst und Tom Wlaschiha) und 2006 in 'Groupiedämmerung - Ein Abend im Hickhack' (mit Ades Zabel und Laurent Daniels) reichlich Anschauungsmaterial. Es steht daher zu befürchten, dass der Ex-Hamburger die Mitverantwortung für die gewaltsame staatliche Räumung des autonomen Wohnprojekts 'Sonnenschein' durch den Missbrauch des Vertrauens gegenüber seinen dortigen Freunden auf sich laden wird. Vielleicht besinnt sich der einstmalige Sympathiebolzen 'von der Waterkant' ja doch noch - aber wem wäre damit eigentlich geholfen ?


'Wichtigtuer-Airlines'

Im nordöstlichen Brandenburg besuchte der bekannte Liedermacher und linke Politaktivist Leo Greller seine neuen Freunde in ihrem autonomen Wohn- und Lebensprojekt 'Gut Sonnenschein'. Nachdem er wieder abgereist war, bekamen die Alternativen Besuch von einer Eingreiftruppe des Innenmysteriums und wurden geräumt. Leo muss sich nun unberechtigter Kritik stellen.

Aus seinem Tagebuch: "Früher bin ich ja eigentlich nie verreist. Schon gar nicht ins Ausland. Ich fand Reisen so lächerlich und überflüssig und habe daraus auch keinen Hehl gemacht – ich hatte eben ganz klar den Zusammenhang erkannt zwischen der Tatsache, dass die Deutschen Weltmeister im Reisen sind und gleichzeitig nachweisbar auch eines der dümmsten Völker auf diesem Planeten. Zu diesem Schluss musste man meiner Meinung nach kommen, wenn man sich den Zustand des Landes vor Augen hielt: Überschuldung, Überalterung, Überbetonung des 'Ichs'. Ich hatte seinerzeit sogar als Aktion der Lufthansa vorgeschlagen, auf ihre Flugzeuge statt ihres Namens das Statement 'Wir-sind-wichtig' zu schreiben, damit sich ihre Kunden noch mehr hätten bestätigt sehen können. Aber das hielten die wohl für keine so gute Idee und die Presse hatte meinen Vorschlag auch nicht aufgegriffen.
Damals hatte ich noch nicht das Vertrauen in unsere politischen Führer, das ich heute habe - nach diesem Vorfall in Moabit als ein paar angebrütete Typen versucht hatten, mich nach einem Auftritt in `nem angesagten Nachtclub mit Gewalt zum Schweigen zu bringen. Ich hatte wohl wieder mal mehr als nur einen freiliegenden Nerv getroffen und letztlich konnten die mir natürlich keinen Maulkorb verpassen. Aber irritiert hat´s mich schon und als ich im Zuge des danach fälligen Gerichtsverfahrens zum ersten Mal in meiner Karriere intensiver Kontakt zu den Experten für innere Sicherheit hatte, ging mir ein Licht auf, wem wir es in diesem Land eigentlich zu verdanken haben, dass die Menschen nicht alle gegenseitig aufeinander losgehen und sich tothauen. Ich halte mit meiner neuen Erkenntnis auch nicht hinterm Berg. Nur dass man mir anscheinend nicht abnimmt, dass es mir damit tatsächlich ernst ist, aber das ist genaugenommen nicht mein Problem.
Ungefähr zu dieser Zeit hatte ich gerade einen hartnäckigen Fanclub bei facebook und als mir da ein paar ulkige Typen vorschlugen, ich solle einen kleinen Kreativurlaub auf ihrem sanierten autonomen Bauernhof im Norden von Brandenburg machen, dachte ich mir, das wäre mal etwas anderes. Insgesamt war´s eine schöne Erfahrung, aber richtig abschalten konnte ich insofern nicht als ich natürlich nicht ausblenden konnte, dass diese lustigen und fröhlichen Leute von 'Gut Sonnenschein' mit ihrem Tun und Nichtstun und sich gegenseitig helfen und keine Steuern zahlen die Solidarität zu den Menschen aufkündigten, die´s nicht so gut und leicht und flockig im Leben getroffen hatten, wie sie im schönen und menschenleeren Norden von Brandenburg – die Ausgegrenzten, die darauf angewiesen sind, dass der Staat sie finanziell unterstützt. Wenn da immer mehr aussteigen aus der Solidargemeinschaft, wird’s schnell eng mit der Unterstützung für die Schwachen und Benachteiligten. Das geht gar nicht."


Political Correctness

Aus Leo Grellers Tagebuch:

Landleben im Hörspiel 'Gewalt geht immer'"Was ist denn eigentlich politisch korrekt ? Ich würde es wirklich gerne wissen und mich danach richten. Ich hätte sehr gerne mehr Harmonie in meinem Leben. Wenn ich meinem guten Freund Ludo zuliebe und auch weil es ein guter PR-Gag ist die Aktion 'Dudelstopp' unterstütze, muss ich dann für oder gegen offensiven Musikeinsatz sein ? Vor ein paar Jahren traten die Macher dieser Aktion noch gegen unfreiwilliges Musikhören im öffentlichen Raum ein, in Kaufhäusern, Wartezimmern, Telefonschleifen und so. Und heute arbeiten die mit der Beschallungsindustrie zusammen und fragen 'Dudelstopp – wollen wir wirklich Friedhofsruhe ?'. Eine Drehung um 180 Grad oder um 360 ? Muss man, wenn man was Bestimmtes will, in der Öffentlichkeit und vor den Medien heute das Gegenteil sagen von dem, was man denkt, um weiterzukommen ?
Wenn ich vor Publikum im Kunsthaus Tacheles erzähle 'die Meinungsfreiheit in Deutschland ist gewährleistet', dann lachen die Leute und halten es für subtile Satire. Das ist aber gar nicht so gemeint. Ich bin doch der lebende Beweis dafür, dass wir kein Meinungsdiktat und keine Denkverbote in unserem Land haben. Wenn ich dann vorm Publikum nachsetze mit 'Das meine ich ernst', dann halten die die Leute für zwei, drei Sekunden kurz inne, um dann aber umso lauter und überzeugter weiterzulachen. Die gehen davon aus, dass Politiker heute Satire machen und Satiriker Politik. Das kann einen schon verwirren. Und so gesehen ist es kein Wunder, dass wir auf Gut Sonnenschein aneinander vorbeigelebt und vorbeigeredet haben. Vera, Kevin und die anderen hielten das für einen ganz schrägen Scherz als ich ihnen sagte, ich unterhielte neuerdings einen engen Kontakt zu den Spezies für Inneres. Kann ich was dafür, wenn die mich nicht ernstnehmen ?
Es war eben kein Scherz. Und niemanden, der meine Karriere ein bisschen verfolgt hat, wird das wirklich überraschen. Meine Lieder habe ich schließlich aus Überzeugung immer vor allem für Frauen geschrieben. Deshalb hat mich das Feuilleton ja oft genug auch als 'Frauenversteher' abgetan. Damit konnte ich gut leben – kein Problem ! Ich hab´ trotzdem jeder und jedem, die es hören wollten, bestätigt, dass ich für´s Matriarchat bin – was Besseres kann der Menschheit gar nicht passieren: Keine Kriege mehr, weniger Aggressionen und kuschelige wohlige Wärme in Mutters Schoß. Auf´s Politische übertragen heißt das, und das kann sich ebenfalls jeder an den Fingern abzählen, dass ich für einen starken, fürsorgenden Staat bin – einen weiblichen eben. Und diesem Staat, wie wir ihn schon fast erreicht haben, dabei zu helfen, seine Feinde auszukundschaften, damit er sich ihnen verstärkt zuwenden und sie besser erziehen kann, ist schließlich eine Aufgabe, der ich mich nicht entziehen konnte und wollte als man mich bat, ihm Informationen über diese Sozialverweigerer zu liefern."


Undankbarkeit

Aus Leo Grellers Tagebuch:

Hörspiel 'Gewalt geht immer'"Man braucht eine gewisse Größe, wenn man Leuten sehr geholfen hat und die einen dafür hassen. Da ist es besser, wenn man vorher im Leben bereits einen guten Vorrat an Applaus angesammelt hat. Das habe ich zum Glück in meiner Eigenschaft als politischer Aktionskünstler, denn die Rede ist natürlich von mir. Leo Greller ist sowieso weniger eine Person als vielmehr eine Einstellung. Eine Einstellung, die auf Aufrichtigkeit basiert, allen Schmähreden, die da garantiert jetzt im Internet bei den selbsternannten Freidenkern kursieren, zum Trotz. Ich war ehrlich zu den lieben Leuten vom 'Gut Sonnenschein'. Da muss ich mir nichts vorwerfen lassen. Ich bin immer ehrlich, das gehört alleine schon zu meinem Beruf.
Auch wenn man und frau von dieser aufgeflogenen Kommune 2.0 jetzt enttäuscht von mir sind - missbrauchtes Vertrauen, zerplatzte Illusionen und so - sind sie doch trotzdem gut damit gefahren, dass ich den Job erledigt habe, der unausweichlich war. Sie hatten ihre Chance, sie hätten mich ja überzeugen können. Oder mir zumindest was vorspielen, das hätte ich auch nicht so genau genommen, denn das hätte mir immerhin bewiesen, dass zumindest ein Bewusstsein dafür vorhanden gewesen wäre, was die Gemeinschaft, was der Staat von solch einem Projekt erwartet. Aber Fehlanzeige: Die Frauen haben gekocht, genäht und die Kleinen unterrichtet, die Männer haben geschraubt, angebaut und sind im Netz gesurft – also finsterstes Mittelalter, was die Rollenverteilung anging. Und die Kinder mussten das alles mit ansehen: die Jungs haben gebastelt und miteinander gerauft, die Mädchen die Tiere gefüttert und mit Puppen gespielt. Vollkommen ungegendert. Na, gut: und der liebe Leo hat das alles beobachtet und seiner Chefin davon berichtet. Ist ja wohl besser als wenn rechte Schläger oder linke Chaoten gleich das Geschäft für´s Mysterium erledigt hätten, oder ?
Die sind trotz allem gut mit mir gefahren."



Voltaire und Schopenhauer

Aus Leo Grellers Tagebuch:

"Ich hatte und habe nichts zu verbergen. Ich habe nichts Ungesetzliches getan. Im Gegenteil. Selbstverständlich interessiert mich, was aus meinen Freunden von `Gut Sonnenschein´ geworden ist. Ich hatte sie damals so ganz plötzlich verlassen, denn ich hatte die Eingebung für ein neues Projekt in der Hauptstadt. Zwei Tage nachdem ich gegangen war die Eingreiftruppe des Innenmysteriums und haben das Gut geräumt. Es ging anscheinend nicht anders. Aber an mir lag es nicht, dass es so weit kommen musste. Was passiert ist, war sicher hart für meine ehemaligen Freunde, aber unausweichlich. Mandys Baby muss jetzt ohne Vater aufwachsen. Immerhin besagt eine neue Studie aus dem Familienmysterium, dass es sowieso besser für Kinder ist, ohne patriarchalen Einfluss großzuwerden. Ich hatte die ganzen Vorgänge in der Presse verfolgt. Ich konnte den Leuten von `Gut Sonnenschein´ und insbesondere Vera leider nicht helfen. Ich hatte den Auftrag, dem Mysterium über Sie zu berichten. Das heißt aber nicht, dass ich mir diesen Ausgang gewünscht hätte. Wenn die Verantwortlichen sich entschlossen haben, das Gut zu räumen, gab es offenbar keine andere Lösung. Vera und die anderen wollten ja nicht mit ihnen reden. Sie waren auf einem ganz falschen und potentiell sehr gefährlichen Trip. Ich habe dazu beigetragen, dass sie davon abgebracht wurden und ich würde es wieder tun.
Sie haben Thang und Julia aus der Schule genommen und selber unterrichtet. Und dann auch noch Voltaire und Schopenhauer – die Bücher lagen bei ihnen rum ! Das war schon sehr kritisch. Sie haben eine eigene Verfassung kreiert und gemeinsam an einem eigenen simplen und humanem Rechtssystem gearbeitet. Wenn das richtig publik geworden wäre und Nachahmer gefunden hätte, hätte es viel Unglück und Leid in Deutschland verursachen können. Aber dass sie alle keine Steuern gezahlt haben, weil sie sich als autonomer und friedlicher Staat sahen, hat ihnen schließlich das Genick gebrochen. Das lag jedoch sicher nicht daran, dass ich dem Mysterium die Informationen, die es ohnehin schon über sie gesammelt hatte, nochmal bestätigen musste. "



Nach wie vor ein Linker

Aus Leo Grellers Tagebuch:

Männliche Idylle auf `Gut Sonnenschein´"Von der gefährlichen Signalwirkung, die von Menschen wie meinen damaligen Freunden vom `Gut Sonnenschein´ ausging, die sich aus der staatlich organisierten Solidargemeinschaft verabschiedeten, brauchte mich niemand zu überzeugen. Dass ich meine Erkenntnisse als V-Mann an die entsprechenden Expertinnen weitergeleitet habe, war daher nur konsequent. Ich habe dafür kein Geld genommen. Ich bin Ende dreißig - ich verkaufe meine Überzeugungen nicht für einen Scheck mit ein paar Nullen. Aber meine Freunde wären höchstwahrscheinlich eine Gefahr geworden, wenn sie weitergemacht hätten. Ich habe also meine Beobachtungen weitergegeben. Und es ist nicht so, dass ich ihnen dabei nicht wohlgesonnen war: Wenn ich Anzeichen erkannt hätte, dass es bei ihnen Strömungen gab, die sie früher oder später mit der staatlichen Ordnung wieder hätten versöhnen könnten, hätte ich die genauso weitergegeben und ich hätte mich darüber gefreut, weil ich sie alle und auch die Grundidee von ihrem Projekt sehr sympathisch fand.
Ich bin schließlich nach wie vor ein Linker: Wir sind eben angekommen - Unsere Leute sitzen jetzt in den Mysterien und verdienen unsere Unterstützung, weil sie genau das Richtige tun und das Richtige wollen: Die Menschen vor sich selbst, vor anderen und vor der Globalisierung beschützen. Labile Menschen hätten aus der scheinbaren Idylle von `Gut Sonnenschein´ die falschen Schlüsse ziehen und so die Sicherheit in ihrem Leben auf´s Spiel setzen können. In meinen Liedern habe ich nicht umsonst oft über bessere weibliche Welten gesungen: 'Beate zeigt´s den Chauvies', 'Mama, gib mir mehr davon !' ... Das waren bezeichnenderweise die einzigen Stücke, die bei den Leuten vom Gut nicht so besonders ankamen. Dabei steht das Matriarchat steht für den totalen Schutz und die totale Fürsorge. Übertragen auf die Gesellschaft bedeutet das einen starken Staat, der uns alle bemuttert und vor uns selber schützt. Moderne Politik ist eindeutig feminin. Deshalb fühle ich mich in Deutschland und Europa wohl und deshalb weiß ich auch, was ich unseren Oberen schulde. "


Gebrochenes Genick

Aus Vera Warkentins abgehörten Telefonaten:

Künstler- und Staazi-Zuträger Leo Greller vor dem brandenburgischen 'Gut Sonnenschein'"Ich wusste nicht, ob Leos Telefonnummer stimmt. Ob er uns damals seine richtige Nummer gegeben hatte als er weggegangen war. Ich wollte mit ihm sprechen und ihm erzählen, wie´s uns so geht nach der Stürmung von `Gut Sonnenschein´. Das interessierte ihn doch hoffentlich ? Er hatte 'Gut Sonnenschein' damals so ganz plötzlich verlassen. Wegen eines Projekts. Wegen seiner wunderbaren Projekte hatten wir ihn letztes Jahr nach 'Sonnenschein' eingeladen. Bei der Abstimmung gab es keine Gegenstimme. Wir waren alle überzeugt von ihm und seiner Aufrichtigkeit. Zwei Tage nachdem er gegangen war, kamen die Staazis oder wie er sie inzwischen nennen würde 'die Eingreiftruppe des Innenmysteriums' und haben das Gut geräumt. Nicht gerade sehr zimperlich - sie haben alles zerstört. Sie haben uns nichts gelassen. Ich würde sagen, Leo hat seinen Teil dazu beigetragen.
Jessica und Thang wurden verhaftet. Kevin hat sich das Leben genommen. Mandys Baby wird jetzt also ohne Vater aufwachsen. Ich bin inzwischen zumindest auf Bewährung wieder auf freiem Fuß. Fest steht inzwischen: Die Informationen, die dem Mysterium als Vorwand für den Sturm auf 'Gut Sonnenschein' gedient haben, kamen von Leo. Das wissen inzwischen alle. Er hatte eindeutig den Auftrag, dem Mysterium über uns zu berichten.
Aber was war denn so gefährlich an uns auf Gut „Sonnenschein“ ? Dass wir uns von ökonomischen Zwängen befreit hatten ? Dass wir Lebensmittel selbst angebaut haben, dass wir das, was wir nicht selber herstellen konnten, über das Internet getauscht haben ? Dass Thang und Julia ihre Kinder aus der Schule genommen und selber bei uns unterrichtet haben ? Dass wir eine eigene Verfassung kreiert und gemeinsam an einem eigenen simplen und humanem Rechtssystem gearbeitet haben ? Dass wir alle keine Steuern gezahlt haben, weil wir uns als autonomer und friedlicher Staat sahen ? Wahrscheinlich hat uns DAS das Genick gebrochen. Schlimmer für mich war aber Leos Überzeugung, dass wir – Jessica, Thang die anderen und ich – dass wir eine Gefahr für die Gesellschaft waren, so wie wir gelebt haben.
Er und das Mysterium waren tatsächlich besorgt, ob die paar Bewohner eines kleinen Fleckchens Erde im Brandenburgischen Niemandsland über´s Internet oder sonstwie anderen hätte vorführen können, dass freie Menschen auch ohne die Segnungen der Verwaltungen in der Hauptstadt überleben und sogar ganz gut auskommen können. Auch wenn diese Vorstellung nicht zu dem Outsider-Image passte, das Leo jahrelang als Sänger und Künstler kultiviert hatte.



Ersatzmutter 'Staat'

Aus Vera Warkentins Tagebuch:

Hörspiel 'Gewalt geht immer'"Ausgerechnet Leo Greller, der Liedermacher, der in linken Anarchokreisen einen tadellosen Ruf als Spießerschreck und Moralapostel genoss. Ich weiß nicht mehr, wer vom Gut eigentlich auf die Idee kam, ihn für ein paar Wochen zu uns einzuladen. Wahrscheinlich kam der Kontakt über irgendein Internet-Forum für Künstler und Freigeister zustande. Jessica hatte schon recht gehabt, als sie bei unserem Einzug ins Gut vorschlug, dieses weltweite Fangnetz außen vor zu lassen. Aber damit kam sie bei den Männern natürlich nicht durch, bei Daniel, Thang und den anderen: 'Fairer Tauschhandel funktioniert nur über´s Netz'. Von wegen ! Die waren sicher nur spitz auf ihre scharfen Seiten. Als ob wir nicht genug moderne und aufgeschlossene Frauen auf dem Gut gewesen wären – real und in echt, analog eben ! Wir hatten schließlich auch noch was anderes im Kopf als Heim und Herd. Und für die Kommunikation mit der Außenwelt hätte sich sicher ebenfalls noch `ne alternative Lösung finden lassen, ohne dass wir auf Brieftauben hätten zurückgreifen müssen. Wir Frauen hätten Jessica damals mehr unterstützen sollen gegen diese offene Leitung nach 'Sonnenschein' – nun ist es zu spät und Herr Greller darf sich von den Siegern feiern lassen, dieser Opportunist. Haben die bei ihm 'ne Gehirnwäsche gemacht, hat er zu viele Pilze gegessen oder wie ist es bloß möglich, dass jemand so eiskalt die Seiten wechselt und zum Verräter wird ?
Kurz bevor er festgenommen werden konnte, hat Kevin Selbstmord begangen. Er war der idealistischte von uns allen. Und der Vater von Mandys Tochter, die jetzt bald geboren wird. Neben ihrer Trauer ist Marndy sicher auch wütend auf ihn, dass er sie mit Mia alleine gelassen hat. Aber dass die Staatsbüttel sich so entblößen und mit nackter Gewalt ein so einzigartiges Projekt wie unseres sprengen würden, hat Kevin auf einen Schlag sämtliche Zuversicht für die Zukunft geraubt. Er hatte wohl immer noch die Hoffnung gehabt, dass wenn die Oberen erst einmal bemerkt hätten, wie wunderbar es auf unserem Gut läuft, wir über Kurz oder Lang auch ihren Segen bekommen hätten – aber das hätte natürlich Vertrauen in die Untertanen vorausgesetzt ! Kevin hatte sich in der kurzen Zeit auf 'Gut Sonnenschein' einfach noch nicht von der Ersatzmutter 'Staat' lösen können. Da ist er aus dem Fenster im zweiten Stock gesprungen als der Sturm begann – mit dem Kopf voran. Er hat wohl vorausgesehen, was freiheitsliebenden Menschen in diesem Land bald noch blühen wird.
Und dabei hat er damals noch nicht einmal gewusst, dass unser Gast Leo der Verräter war. Ein V-Mann, der sich nicht damit begnügt hat, einfach Beobachtungen weiterzugeben, sondern der wahrscheinlich noch Sachen dazugedichtet und selber Ankläger gespielt hat. Dem würde ich inzwischen alles zutrauen, dem schrägen Abstinenzler ! "



Glückliche Sklaven als Freiheitsfeinde

Aus Vera Warkentins Tagebuch:

Vernehmungszimmer im Hörspiel 'Gewalt geht immer'"Mein Leben hat sich schon mal besser angefühlt. Ich habe Freunde verloren, einen sogar für immer. Ich saß im Gefängnis und muss dem Bewährungshelfer jetzt auch noch vorspielen, dass ich künftig wieder eine gute Untertanin sein werde. Ich weiß nicht, ob ich das kann. Ich weiß auch nicht, ob ich das will.
Wenn es nur irgendjemand anderes gewesen wäre, den sie zu uns geschickt hätten, der sich unser Vertrauen erschlichen und uns dann verraten hätte. Ich glaube, das würde es mir wenigstens ein bisschen leichter machen. Ausgerechnet Leo Greller ! Das demoralisiert einen doch auf Jahre hinaus ! Dieser Prototyp eines unverstandenen und verkannten Poeten-Revoluzzers. Er war immer so nett, so echt, so harmlos. Es war für alle, die seinen Weg verfolgt hatten über die Jahre, die sich für seine Karriere interessiert hatten oder sich einfach in gemütlicher Runde damit schmücken wollten, ein paar schräge Titel oder Zitate von ihm zu kennen, klar, dass er nie den ganz großen Erfolg haben würde. Damit war nicht zu rechnen, da musste man nicht Medienwissenschaft für studiert haben, um das nahezu ausschließen zu können. Aber das machte ja gerade seinen Charme aus. Alle haben gedacht, für den großen Durchbruch sei er nicht korrumpierbar genug oder einfach auch nur zu wenig durchtrieben, zu ungeschickt.
Außerdem war ich immer davon ausgegangen, vorauseilender Gehorsam in punkto politischer Korrektheit und gesellschaftlicher Harmonie würde sich für alle schnell erkennbar durch ein leeres Hirn und Rumgeschwafel entlarven. Aber so verhielt es sich bei Leo nicht. Bei allem Schmerz, den er mitzuverantworten hat, könnte ich ihm das nicht nachsagen. Aber vielleicht das: „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ Ich weiß nicht mehr, von wem genau das Zitat stammt: Von Esther Vilar ? Oder war´s doch Marie von Ebner-Eschenbach ? Ob Leo ein glücklicher Mensch ist ? Schläft mit mir drei Monate in einem Zimmer und nichts passiert ? Der totale Gentleman oder die totale Lusche ? Die Sorte Mann, von der Frauen träumen ? Wohl kaum. Eher die Sorte Mann, die den Gleichstellungsbeauftragten vorschwebt - vielen Dank."


Provokationskunst mit Leo Greller
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Hörspiel
'Stadt, Land, Schluss'
Realisiert von Hartmut Lühr
Im nordöstlichen Brandenburg besuchte der bekannte Liedermacher und linke Politaktivist Leo Greller seine neuen Freunde in ihrem autonomen Wohn- und Lebensprojekt 'Gut Sonnenschein'. Nachdem er wieder abgereist war, bekamen die Alternativen Besuch von einer Eingreiftruppe des Innenmysteriums und wurden geräumt. Leo muss sich nun unberechtigter Kritik stellen.
mit Monika Gossmann (Vera) und
Leo Greller (himself) u.v.a.
41 Min. | 40 MB | DOWNLOAD / PLAY





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Telefonat aus 'Stadt-Land-SChluss'
VERRAT

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Nordfeuchtes Skandalvideo (aus 'Gut gebrüllt, Leo!')
SKANDALVIDEO




moderne21
Monika Gossmann.




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Monika Gossmann im Hörspiel 'Verrat auf dem Land'